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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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blieb horchend auf der Straße stehen, aber im
gleichen Augenblick waren auch die Schritte nicht mehr zu hören. Weit hinter
ihm flammten neue Feuer in den Gärten auf.
    Er ging rasch weiter und machte nur
an den Kreuzungen kurz halt, um sich wieder zu orientieren. Obwohl er gut
vorankam, schien Larchmont noch immer fast drei Kilometer jenseits der
staubbedeckten Dächer zu liegen, als hätten ihn seine unsichtbaren Verfolger
dazu gebracht, einen weiten Kreis zu beschreiben. Während er darüber
nachdachte, weshalb sie ihm überhaupt folgten, fiel ihm Catherine Austens
Vermutung ein – vielleicht waren die gestrandeten Fischer wirklich auf der
Suche nach einem Prügelknaben, den sie für ihr Unglück verantwortlich machen
konnten?
    Ransom ging langsamer, um wieder zu
Atem zu kommen, und sammelte dann seine Kräfte für eine letzte verzweifelte
Anstrengung. Er begann zu rennen, bog willkürlich nach rechts oder links ab und
schlug zwischen den abgestellten Wagen rasche Haken, um seine Verfolger dadurch
irrezuführen. Zu seiner Erleichterung schienen sie tatsächlich zurückzubleiben.
Er bog nochmals in die nächste Seitenstraße ab und stellte erst dann fest, daß
er in eine Sackgasse geraten war.
    Als er auf dem gleichen Weg
zurückeilte, sah er zwei schwarzgekleidete Gestalten durch eine Bresche in
einer zertrümmerten Gartenmauer klettern. Er rannte weiter durch den weißen
Staub, der hier die Gehsteige bedeckte, aber die Straße vor ihm füllte sich
plötzlich mit Männern, die wie Akrobaten über die Wagen sprangen. Vor ihm lag
ein großes Netz auf dem Gehsteig, das plötzlich hochschnellte und ihm den Weg versperrte.
Ransom wich gerade noch rechtzeitig aus und kletterte zwischen zwei geparkten
Autos hindurch. In der Straßenmitte wurde er von fünf oder sechs Männern
eingekreist, die Netze zwischen sich ausgebreitet hielten und gespannt seine
Füße beobachteten. Ihre schwarzen Sergejacken waren grau vor Asche.
    Ransom versuchte die Einkreisung zu
durchbrechen, indem er die beiden kleinsten Männer plötzlich anrempelte und
beiseite stieß. Dann legte sich ein Netz wie ein schwerer Schal über sein
Gesicht. Er konnte sich noch einmal freimachen, verwickelte sich aber dann in
den geteerten Maschen, die von allen Seiten wie Lassos über ihn geworfen
wurden. Als er fiel, drängten die Fischer näher heran und fingen ihn auf, bevor
er den Boden berührte. Ransom wurde wie ein riesiger Fisch in Netze gewickelt
und von einem Dutzend sehniger Arme in die Luft gehoben, als solle er der Sonne
zum Opfer dargeboten werden. Er zerrte verzweifelt an den engen Maschen, rief
den Männern irgend etwas Sinnloses zu und sah noch einmal, wie blaß und hager
die Gesichter unter den schwarzen Kappen waren. Dann folgte eine wilde Jagd
quer über die Straße, und Ransoms Schultern berührten den Boden. Als er wieder
hochgerissen wurde, stieß er mit dem Kopf gegen die Stoßstange des nächsten
Autos.
     
    In dem ungewissen Zwielicht schienen
die gwölbten Planken sich über seinem Kopf wie die Rippen eines riesigen
gestrandeten Wals zusammenzuschließen. Ransom lag auf einer alten Matratze,
zählte die breiten Planken und bildete sich einen Augenblick lang tatsächlich
ein, im Inneren eines seltsamen Leviathans gefangen zu sein, der irgendwo am
Strand verrottete. Zwischen den Planken waren die Kielplatten noch intakt, so
daß der ehemalige Laderaum als Verlies dienen konnte. Ransom wurde langsam
klar, daß er sich an Bord eines alten Trawlers befinden mußte, der im
Schiffsfriedhof am Fluß lag. Außen am Rumpf führten verrostete Eisenleitern
nach oben, und die Bodenplanken des Laderaums waren mit Metallteilen und
Bruchstücken der Schiffsausrüstung übersät. Die tiefstehende Nachmittagssonne
warf ihr letztes Licht schräg ins Innere dieses traurigen Wracks.
    Ransom stützte sich auf einen
Ellbogen und betastete vorsichtig die große Beule auf seiner Stirn. Er
erinnerte sich daran, wie die Netze ihn von allen Seiten eingekreist hatten,
als seien die Fischer in Wirklichkeit Stierkämpfer, die aus ihrer Arena
herbeigeeilt waren, um diesen riesigen Fisch zu überwältigen, der sich
plötzlich draußen im Staub herumwarf. Er war halb bewußtlos zu den Docks
geschleppt und in den Laderaum des Trawlers geworfen worden. Durch ein
klaffendes Loch im Rumpf sah er das Dach eines Lagerhauses, über dem zwei Kräne
aufragten. Es roch deutlich nach Teer und Farbe.
    Hinter ihm erhob sich das Achterdeck
des Trawlers wie eine steile Felsklippe

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