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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dem tiefsten Oberfranken hier in Lübeck aufgetaucht bist. Mit diesem speziellen Akzent und deinen ausgeprägten kulinarischen Vorlieben, die im Norden nahezu exotisch wirkten. Das war bestimmt nicht leicht für dich, allein unter all den Nordlichtern!«
    »Also, aus dem tiefsten Oberfranken ist etwas übertrieben. Immerhin hatte ich ja in Würzburg Jura studiert!«, protestierte Georg gegen diese Darstellung seines Freundes, der verträumt zu seinem Partner sah.
    »Ach, David, Liebster! Wenn wir zwei beide erst einmal 15 Jahre zusammen sind«, seufzte er theatralisch. »Schorsch, ich kann dich wirklich verstehen. So eine Beziehung gibt man nicht so einfach auf.«
    »Da hast du wohl recht«, nickte Georg gedankenschwer.
    »Aber Schorsch, ich wollte dir wirklich nicht mit deinen Beziehungsproblemen den schönen Abend verderben!«
    Steffen hob sein Glas.
    »Lass uns mit diesem wunderbaren Wein, den David so genial ausgesucht hat, auf die Zukunft trinken. Du wirst dieses private Problem lösen, so wie du auch immer deine Fälle löst. Das wäre doch gelacht! Santé!«
    »Ach, übrigens«, fuhr Steffen fort, nachdem sie angestoßen hatten, »ich soll dich herzlich grüßen. Von Derya.«
    Auch das noch. Das war die Frau, bei der sich Georg längst hätte melden sollen. Unwillkürlich wanderte sein Blick hinüber zum Nachbarhaus, das hinter den alten Bäumen in der Dunkelheit lag.
    »Es ist schon eine Weile her, dass ich sie getroffen habe. Sie ist noch bis Ende der Sommerferien mit ihrem Sohn in der Türkei. Aber sie schien mir etwas enttäuscht, dass du die ganze Zeit über nichts mehr von dir hast hören lassen. Immerhin habt ihr ja ein kleines Stück gemeinsame Geschichte. Und ein ziemlich aufregendes dazu.«
    Kopfschüttelnd sah Steffen seinen Freund an.
    »Mein lieber Schorsch, langsam musst du wirklich anfangen, dich um deine emotionalen Baustellen zu kümmern!«
    »Du weißt ja, die Zeit ist immer knapp. Und jetzt, mit dem aktuellen Fall, da komme ich schon gar nicht zu anderen Dingen«, versuchte Georg, sich zu rechtfertigen, sah aber am süffisanten Lächeln seines Freundes, dass der sich von dieser schwachen Ausrede nicht beeindrucken ließ.
     
    Der aktuelle Fall war mit der Aufklärung erst einmal in seinen Anfängen stecken geblieben. Am frühen Abend hatte Angermüller die Staatsanwaltschaft benachrichtigt. Lüthge, mit dem er am liebsten zusammenarbeitete, war im Urlaub, und die Stellvertreterin Frau Dr. Kunz war zum einen äußerst schlecht gelaunt, zum anderen hatte sie die Obduktion nicht gleich für Sonntag, wie er eigentlich erwartet hatte, sondern für Montagvormittag angesetzt. Das fand Angermüller zwar erstaunlich und nicht sehr hilfreich, doch sie hatte das Sagen, und angesichts seiner familiären Verpflichtungen war es ihm ganz angenehm.
    Anschließend hatte er sich mit seinen Leuten im siebten Stock der Lübecker Bezirkskriminalinspektion zusammengesetzt, um die bisherigen Erkenntnisse zusammenzutragen und zu sichten. Wie er bereits befürchtet hatte, war die Ausbeute an richtungsgebenden Hinweisen mehr als mager. Natürlich hatten Friedemann und sein Team Dinge wie Zigarettenkippen, eine Getränkedose, einzelne Haare, ein Papiertaschentuch, auch einen Kaugummi im Umkreis des Toten gefunden. Doch ob diese Spuren irgendeinen Tatbezug hatten, war fraglich. Bisher wussten sie nicht einmal, wer der tote Mann vom Golfplatz war.
    Das Einzige, worauf sich Mehmet Grempel, der neue Kriminaltechniker, bislang festlegen wollte, war, dass der Fundort nicht der Tatort sein konnte. Erstes Indiz war die gefundene Sandale, zweites Indiz für seine These war, dass sie die Umgebung der Leiche mehr als gründlich abgesucht hatten, und dabei seiner Meinung nach auf Hinweise hätten stoßen müssen, wenn der Mann dort getötet worden wäre. Sie hatten aber weniger als nichts an der Stelle entdeckt.
    Thomas Niemann, der auf die Aktenführung im K 1 spezialisiert war, hatte ebenfalls nur unzufrieden den Kopf geschüttelt. Mit den wenigen Erkennungsmerkmalen, die sie bisher gesammelt hatten, wurde er in der Datei für Vermisste und unbekannte Tote vorerst nicht fündig. Deshalb hatten sie die Runde ziemlich bald aufgelöst. Es blieb nur die Hoffnung, der Gebissabgleich und die DNA-Untersuchungen oder sonst eine körperliche Besonderheit, die Steffen bei der Obduktion feststellen würde, könnten sie weiterbringen und bei der Identifizierung hilfreich sein. Als letzte Möglichkeit blieb ihnen, ein Foto vom Gesicht des

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