Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
höflich.
    »Gibt es vielleicht ein ruhigeres Eckchen, wo wir uns mit Ihnen unterhalten können?«
    »Wir sollten nach drinnen gehen, ja? Da ist jetzt bestimmt niemand.«
    Interessierte Blicke folgten ihnen, während sie sich ins Klubhaus zurückzogen.
    »Sie wollen unseren Greenkeeper doch nicht etwa verhaften? Der wird hier noch gebraucht!«, rief der spendable Prahlhans ihnen hinterher. »Und außerdem wird dein Bier warm, Rob!« Sein markantes Lachen schallte durch den Biergarten.
    Sie zogen sich an einen Tisch im leeren Gastraum zurück. Die Einrichtung war geschmackvoll, relativ schlicht und zweckmäßig, jedenfalls nicht so nobel, wie Angermüller sich das Klubhaus vorgestellt hatte. Tischdecken, Gardinen und Servietten, alles war in Bordeaux und Weiß gehalten, und einzig ein paar Pokale in einer Vitrine und gerahmte Urkunden an einer Wand wiesen auf den Golfsport hin.
    »Herr Higgins, wie lange sind Sie schon im Lubeca Country Golf Club beschäftigt?«, eröffnete Angermüller die Unterhaltung.
    »Seit fast vier Jahren.«
    »Sie stammen aus England?«
    »Aus Schottland.«
    »Ach ja«, lächelte Angermüller, »wir hier verwechseln immer England und Großbritannien. Entschuldigung! Sie sind also Brite und kommen aus Schottland.«
    »That’s right.« Der Mann lächelte nicht. Unter seinem kurz geschorenen, rotblonden Haar schaute er die Beamten mit einer Mischung aus Misstrauen und Unsicherheit an.
    »Das ist eine Zeugenvernehmung im Zusammenhang mit dem Toten, der gestern hier gefunden wurde«, erklärte Angermüller, »deshalb zeichnen wir unser Gespräch mit diesem Aufnahmegerät auf. Einverstanden?«
    Jansen hob das kleine Diktiergerät hoch, und Higgins nickte stumm. Wie er so auf seinem Stuhl saß, war er ein richtiges Kraftpaket. Nicht sehr groß, aber mit breitem Oberkörper und muskulösen Armen. Auch er trug ein Polohemd in der Klubfarbe zu seinen weißen Bermudas. Sie fragten erst einmal seine Personalien ab. Er war 37, ledig und arbeitete schon seit 20 Jahren als Greenkeeper. Sein Deutsch war nicht perfekt, und natürlich war sein Akzent sehr stark, aber er konnte sich gut verständlich machen.
    »Was möchten Sie überhaupt von mir? Ich habe gestern schon gesagt, ich kenne der Mann nicht«, fragte er plötzlich in einem aufmüpfigen Tonfall, nachdem er bisher alle Fragen der Beamten geduldig beantwortet hatte.
    »Den Mann«, korrigierte Angermüller automatisch und sah ihn an.
    »Den Mann«, wiederholte Rob Higgins wie ein Schuljunge, schob nervös seine Hände rechts und links unter die Oberschenkel und blickte angestrengt auf den Tisch mit der weinroten Decke.
    »Sind Sie eifersüchtig?«
    »Eifer? What?«, fragte Higgins verwirrt und sah hoch.
    »Jealous heißt das auf Englisch, glaub ich«, half Angermüller.
    »Jealous?«, der Schotte wirkte überrascht, »I don’t think so. Nein.«
    Er schüttelte seinen Kopf.
    »Sagt Ihnen der Name Kurt Staroske etwas?«
    »Nein, das kenne ich nicht.«
    »Den kennen Sie also nicht. Aber Sie kennen eine Frau Anke Mewes?«
    »Pardon?«
    »Anke Mewes«, wiederholte Jansen drängend. »Kommen Sie, wir wollen hier nicht unsern ganzen Sonntag verbringen.«
    Unauffällig stieß Angermüller seinen ungeduldigen Kollegen an und lächelte freundlich in Richtung des Zeugen.
    »Nun, Mr. Higgins?«
    Seinem angestrengten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, suchte der Greenkeeper krampfhaft nach einer plausiblen Erklärung.
    »Anke war einmal ein Freundin von mir«, gab er schließlich Auskunft.
    »Sie hatten eine Beziehung mit Anke Mewes?«, konkretisierte Angermüller.
    »Wir waren«, Higgins Miene schwankte zwischen Verlegenheit und Spott, »wie sagt man, Verliebte? Das ist schon lange her. Sehr lange.«
    »Sehr lange«, wiederholte der Kriminalhauptkommissar, »ungefähr ein halbes Jahr?«
    Rob Higgins zuckte gleichgültig mit der Schulter, doch Angermüller glaubte, die Überraschung darüber wahrgenommen zu haben, dass sie so gut über ihn und Anke Mewes informiert waren. Claus Jansen scharrte unruhig mit den Füßen unter dem Tisch.
    »Warum ist die Beziehung denn auseinandergegangen, Herr Higgins?«, wollte Angermüller wissen.
    »Wir haben uns nicht mehr so gut verstanden, glaube ich«, gab Higgins mit einem herablassenden Lächeln Auskunft, das wohl belegen sollte, wie bedeutungslos die ganze Sache für ihn gewesen war.
    »Und da gab es nicht vielleicht jemand anderen, den Frau Mewes Ihnen vorgezogen hat?«
    »Was, bitte?«
    »Na ja«, half Jansen dem

Weitere Kostenlose Bücher