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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und allen möglichen Themen aus der Klatschpresse, zu denen sie hin und wieder altkluge Statements von sich gab. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, war sie fasziniert von Theas fantasievollen Spielen, in denen sich Helden und Monster, Feen und Prinzessinnen tummelten, und die in Märchenwäldern und an Zauberseen wohnten.
    Gesche setzte sich auf. Gerade wurde Jonas von den drei Mädchen unter viel Lachen und spitzen Schreien in Richtung Wasser geschoben, was an einem Sommertag wie diesem natürlich nicht unangenehm war. Vor Freude klatschte Dominik in die Hände, feuerte die anderen an und hüpfte aufgeregt auf und ab. Jonas gab sich wehrlos und ließ sich, am Ufer angekommen, in die Fluten fallen. Ihren ältesten Sohn hatte Gesche als ganz junge Frau bekommen, lange bevor sie Henning getroffen hatte. Wie stets verbrachte Jonas seine Sommersemesterferien auf dem Graswurzelhof und war Henning eine große Hilfe. Bald machte er seinen Abschluss in Agrarwissenschaften. Gesche war stolz auf den ruhigen, freundlichen Jungen – ein junger Mann war er inzwischen –, klug, kompetent, hilfsbereit. Vielleicht würde er irgendwann den Hof übernehmen, doch vorher wollte er sich erst einmal irgendwo in der Welt einen Job suchen und Erfahrungen sammeln.
    Auch Svenja machte heute wieder einen ganz gelösten Eindruck. Obwohl nur wenig jünger als der 25-jährige Jonas, sah sie nach wie vor aus wie ein Teenager. Ein sehr hübscher Teenager mit ihren langen, dunklen Zöpfen und den großen, staunenden Augen. Die Sonnenbräune, die sie inzwischen erworben hatte, überdeckte ihre unnatürliche Magerkeit, und der türkisfarbene Badeanzug, den Gesche ihr neulich gekauft hatte, stand ihr ausgezeichnet. Über ein Jahr lebte sie jetzt schon auf dem Hof, hatte Vertrauen gefasst zu den meisten seiner Bewohner, und an manchen Tagen, so wie heute, war sie einfach nur ein fröhliches, junges Mädchen. Das Bewegen im Wasser schien ihr gutzutun. Vielleicht müsste man im Winterhalbjahr öfter einmal mit Svenja ins Schwimmbad gehen. Ach ja, wenn bloß die Zeit nicht immer so knapp wäre.
    Sie sah hinüber zu Tilde, die ihr Handtuch ein wenig abseits der anderen ausgebreitet hatte. Auf dem Bauch liegend, den Kopf auf die Hände gestützt, blickte die Nachbarin träumerisch auf den Horizont. Ob sie sich wohl gestört fühlt, wenn ich mich zu ihr setze, überlegte Gesche. Sie schob ihre Bedenken kurzerhand beiseite.
    »Na, darf ich mich neben dich setzen, oder willst du deine Ruhe haben?«
    Statt einer Antwort lächelte Tilde sie nur an und schaute wieder auf die Ostsee.
    »Schön ist das hier«, sagte sie nach einer Weile. »Das Meer, die Landschaft, euer Hof, mein Häuschen. Ich denke, es war richtig, hierher zu ziehen.«
    »Freut mich zu hören. Auch wir haben es nicht bereut, aus der Stadt hier rausgezogen zu sein. Du wirst sehen, bald fühlst du dich hier richtig zu Hause und kannst dir gar nicht mehr vorstellen, woanders zu leben.«
    Immer noch tobten die jungen Leute ausgelassen in den Wellen. Tilde drehte sich auf den Rücken und setzte sich auf.
    »Svenja ist ein wirklich schönes Mädchen. Wie alt ist sie eigentlich?«, erkundigte sie sich.
    »24.«
    »Ehrlich? Ich hätte sie auf 15, 16 geschätzt. Sie sieht ein bisschen aus wie meine Tochter, nur dass sie dunkel ist und Sarah blond.«
    »Ach, du hast auch Kinder?«
    »Sarah. Sie ist schon 32«, nickte Tilde ein wenig abwesend.
    »Aber ich bin ja auch viel älter als du«, meinte sie dann, »ich werde 52 im November.«
    »Wirklich?«, staunte Gesche mit einem Blick auf Tildes jugendliches Gesicht unter den kurzen Haaren und ihre sportliche Figur im Bikini. »Ich hätte gedacht, du bist nicht viel älter als ich. Ich bin 42.«
    »Vielen Dank, das hör ich natürlich gern«, lächelte Tilde, »aber ich habe dich auch für jünger gehalten. Nur dein großer Sohn hat mich ein bisschen irritiert.«
    »Na, jetzt is aber mal gut mit den Komplimenten! Was macht deine Tochter?«
    »Sie ist weit weg. Ein schwieriges Thema. Lass uns ein anderes Mal drüber sprechen«, antwortete Tilde und sah aufs Meer.
    »Klar, kann ich verstehen. Wenn die Kinder ihr eigenes Leben führen, das ist nicht immer einfach für uns Eltern.«
    Ihre Nachbarin umfasste die Knie mit den Armen und schwieg. Gesche sah auf die Uhr.
    »Nett, dass du uns angeboten hast, uns in deinem Bus mitzunehmen. Wir haben noch ein halbes Stündchen, dann müssen wir los. Schade, dass wir nicht bis abends bleiben können«, sagte sie

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