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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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T-Shirt. Aber vielleicht war das ja seine Freizeitkleidung, heute am Sonntag. Wieso kam die Polizei überhaupt an einem Sonntag wegen Kurt zu ihnen? Es musste etwas passiert sein!
    »Ich glaube, das war am vorletzten Sonnabend, da hab ich ihn das letzte Mal gesehen. Aber jetzt sagen Sie mir bitte erst einmal, was passiert ist. Sie kommen doch nicht einfach so am Sonntagnachmittag hier vorbei. Dafür muss es einen wichtigen Grund geben!«
    Die Polizisten wechselten einen Blick, dann sagte der, dessen Name, Angermüller, irgendwie süddeutsch klang und der auch so einen leichten Akzent hatte: »Kurt Staroske ist tot, Frau Langhusen. Gestern wurde er gefunden.«
    »Oh mein Gott! Was, wie – was ist denn geschehen? Hatte Kurt einen Unfall?«
    »Wir gehen davon aus, dass er getötet wurde.«
    Erschrocken hielt sich Gesche eine Hand vor den Mund. »Was? Oh nein, wie entsetzlich!«
    Der Neufundländer, der sich neben sie gelegt hatte, schaute erstaunt auf. Ziemlich laut waren ihr diese Worte entfahren, und sie sah sich nach den anderen um, die jedoch nicht auf sie geachtet hatten, da sie mit Tischabräumen beschäftigt waren.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie zu den Beamten, während sie bemüht war, sich wieder zu fassen. »Was genau ist denn passiert?«
    »Das können wir noch nicht sagen. Gefunden wurde Kurt Staroske auf dem Golfplatz.«
    »Auf dem Golfplatz«, wiederholte sie mechanisch. In ihrem Kopf drehten sich die Gedanken. Auch wenn ihr Kurt als Person nicht sonderlich sympathisch gewesen war, die Vorstellung, dass ihn jemand getötet hatte, war einfach zu schrecklich. Und der Golfplatz lag hier nebenan. Aber was hatte Kurt dort gewollt?
    »Herr Staroske hat bei Ihnen im Haus zur Untermiete gewohnt. Seit wann?«, unterbrach dieser Angermüller ihre wild durcheinander gehenden Überlegungen.
    Gesche versuchte, sich zu konzentrieren. »Seit Anfang des Jahres hat Kurt bei uns gewohnt. Direkt zur Untermiete kann man nicht sagen. Henning hat Kurt irgendwann mitgebracht. Er hatte ihn im Biomarkt kennengelernt. Kurt hatte gerade seine Wohnung räumen müssen und keinen Cent in der Tasche. Und da hat mein Mann ihm angeboten, vorübergehend bei uns einzuziehen. Dafür sollte Kurt gelegentlich auf dem Hof mithelfen, und wenn er woanders Geld verdiente, einen Anteil in die Gemeinschaftskasse geben.«
    »Kurt Staroske hatte doch eine feste Stelle in einem dieser Biomärkte Öko & Frisch?«
    »So lange er bei uns gewohnt hat, war er dort nicht fix angestellt. Soweit ich weiß, haben sie ihn manchmal als Aushilfe beschäftigt, aber das Geld, das er da verdient hat, hat vorn und hinten nicht gereicht. Am besten erkundigen Sie sich in dem Laden selbst, die werden Ihnen genau sagen können, was er dort gemacht hat.«
    »Uns hat jemand erzählt, er sei Geschäftsführer in einer der Filialen«, sagte der ältere der beiden Kommissare etwas erstaunt.
    Ach ja, Kurt und seine Geschichten. Da hatte ihm offensichtlich mal wieder jemand aufs Wort geglaubt. Sie konnte sich fast denken, wer.
    »Wissen Sie, der Kurt, der wusste sich anderen Leuten gegenüber immer ziemlich gut zu verkaufen. Erst nach einer Weile hat man gemerkt, dass vieles von dem, was er über sich erzählte, nur ein Teil der Wahrheit war. Haben Sie das von einer jungen Frau mit zwei Kindern, zwei kleinen Mädchen, dass er dort Geschäftsführer ist? Anke heißt sie.«
    Der Beamte nickte. Gesche seufzte.
    »Ich weiß nicht einmal den vollständigen Namen der Frau. Sie war seine Freundin, er hat oft bei ihr gewohnt und hat immer versucht, sie von uns fernzuhalten. Bestimmt hatte er Angst, dass wir ihr Bild von ihm geraderücken könnten, wenn sie mit uns spricht. Ich möchte nicht wissen, was er ihr alles über sich erzählt hat, was für ein toller Kerl er ist, was für einen tollen Job er hat und so …«
    »Diese Anke hat uns gesagt, dass er demnächst mit ihr und den Kindern in eine neue Wohnung ziehen wollte. Angeblich wollten sie sich zusammen selbstständig machen, mit einem Café oder so was.«
    Gesche glaubte, nicht recht gehört zu haben.
    »Das halte ich für absolute Fantasterei. Da war wahrscheinlich wieder der Wunsch der Vater des Gedanken.«
    Sie sah die beiden Männer an.
    »Kurt war Anfang 60. Er hatte keinen Pfennig Geld, im Gegenteil, einen Haufen Schulden hatte er. Und wenn er von sich erzählte, von früheren Zeiten, was glauben Sie, was für ein Held er da war. In Berlin hatte er in den 70ern mit einem Kollektiv den ersten Bioladen aufgemacht,

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