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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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natürlich war das ein Riesenerfolg. Angeblich hat er ihn später allein weitergeführt und viel, viel Geld verdient, und als er dazu keine Lust mehr hatte, ist er durch die Welt gereist. In Indien ist er hängengeblieben, war bei den Sannyasin, die rechte Hand von Bhagwan, so klang es jedenfalls. Danach hat er – natürlich erfolgreich – mehrere vegetarische Restaurants in den Staaten geführt, später auch in Deutschland. Keine Ahnung, was davon wirklich stimmte. Ich glaube fast, er wusste gar nicht mehr, wann er die Wahrheit sagte und wann er sie sich zurechtbog. Irgendwie kreiste er immer nur um sich selbst. Er war nicht bösartig, nein, das nicht, aber das Negative blendete er einfach aus, und in seiner ausufernden Fantasie wurde sein Leben zu einer einzigen Erfolgsgeschichte. Und diese junge Frau, alleinerziehend, zwei Kinder …«
    Gesche ließ den Satz unvollendet. Kurt war tot. Und auch wenn er auf seine Art ein Aufschneider, ja ein kleiner Hochstapler gewesen war, sie sich oft über seine Flunkereien, seine Unzuverlässigkeit geärgert hatte, von irgendjemandem umgebracht zu werden, das hatte er wirklich nicht verdient. Wahrscheinlich würden die Polizisten zu dem Schluss kommen, dass Kurt diese Anke nur ausgenutzt hatte.
    Der dunkelhaarige Beamte nickte. Woher kannte sie ihn? Es musste irgendwas mit den Kindern zu tun haben. Dann wollte er wissen: »An dem Sonnabend, als Sie Staroske zum letzten Mal gesehen haben, wissen Sie, was er vorhatte? Hatte er Besuch, war er verabredet? Was hat er gemacht?«
    Sie erinnerte sich, dass Kurt zur Mittagessenszeit auf dem Hof erschienen war. Er war einige Tage lang nicht da gewesen, wahrscheinlich hatte er sich wie üblich bei seiner Freundin aufgehalten, und sie hatte noch gedacht, wie er es stets so einzurichten wusste, dass er pünktlich zu den Mahlzeiten auftauchte, wo er doch sonst so ein wenig verlässlicher Mensch war.
    »Ich weiß noch, dass ich am Nachmittag mit Thea und den anderen zum Baden gefahren bin. Kurt hatte mit uns zu Mittag gegessen. Wir waren wieder einmal eine große Runde an dem Sonnabend, auch Peggy und Holger waren da.«
    »Ach, die essen auch mit bei Ihnen?«
    »Hin und wieder. Wieso? Haben sie Ihnen was anderes erzählt?«, fragte Gesche erstaunt.
    »Es klang so, als ob sie nur Nachbarn sind und sonst nichts mit Ihnen zu tun haben.«
    Nein, diese beiden! Irgendwie ärgerte sich Gesche darüber, dass Peggy und Holger der Polizei gegenüber wieder so großspurig taten.
    »Na ja, die beiden wohnen hier zu ganz bestimmten Bedingungen. Aber da kommt mein Mann, der kann Ihnen mehr darüber erzählen.«
    Gesche stand auf und winkte Henning heran.
    »Im Übrigen erinnere ich mich, dass Peggy und Holger nach dem Essen mit Kurt weggegangen sind.«
     
    Ein schmaler Mann, dabei sehr muskulös und mit sonnenverbrannter Haut, kam durch den Garten zum Pavillon. Henning Langhusen war ein wenig kleiner als seine Frau. Er trug eine helle Turnhose und ein blaues, lose hängendes Trägerhemd. An den Füßen hatte er Laufschuhe. Angermüller stellte sich und Jansen vor, und Langhusen drückte ihnen die Hand, kurz und sehr kräftig, dabei schaute er jedem von ihnen ernst und forschend in die Augen. Der Kommissar schätzte ihn auf Ende 40, wohl ein paar Jahre älter als Gesche Langhusen.
    »Es geht um Kurt«, sagte diese zu ihm. »Stell dir vor, er ist ermordet worden!«
    Ihr war der Schock über die Nachricht immer noch anzumerken. Henning Langhusen blickte stumm von ihr zu den Beamten. Dann ließ er sich langsam neben seiner Frau auf der Bank nieder. Auch ihn schien ihre Mitteilung betroffen zu machen.
    »Wie ist das passiert?«
    »Das können wir noch nicht genau sagen. Er wurde gestern tot auf dem Golfplatz gefunden.«
    Langhusen nickte bedächtig und fuhr sich mit der Hand durch die kurzen Haarstoppeln, die hauptsächlich schon grau waren, gemischt mit vereinzelten dunklen Stellen. Die beiden sehen aus, als seien sie an körperliche Arbeit gewöhnt, dachte Angermüller. Auch Gesche Langhusen hatte unter dem leichten Trägerkleid eine sehnige, athletische Figur und war tief gebräunt. Die Haut hatte sich rau und trocken angefühlt, als sie ihm zur Begrüßung die Hand gegeben hatte.
    »Wann haben Sie Kurt Staroske das letzte Mal gesehen, Herr Langhusen?«
    »Mmh, gute Frage«, der Bauer überlegte einen Moment. »War das am Sonnabend beim Mittagessen? Also, nicht gestern, sondern die Woche davor.« Er sah die Beamten an. »Ja, da muss es gewesen sein.

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