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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ihrem Chef sprechen zu wollen. Sie schaute dabei sehr betroffen und schien unter dieser Auskunft selbst am meisten zu leiden. »Herr Bohm hat vor einer guten halben Stunde das Haus verlassen und mir nicht gesagt, wann er wiederkommt. Das tut mir wirklich sehr leid. Wie können wir das Problem denn lösen?«, fragte sie geknickt.
    »Vielleicht sagen Sie uns am besten, wann wir Herrn Bohm sicher hier antreffen können. Dann kommen wir noch mal vorbei, Frau Liebhold«, schlug Angermüller mit einem Blick auf ihr Namensschild vor. Felicitas Liebhold. Nomen est omen, dachte der Kriminalhauptkommissar, manchmal stimmt’s.
    »Das würden Sie tun?«, sie strahlte. »Wunderbar, ich schau gleich nach.«
    Damit begann sie auf der Tastatur zu klappern, die vor ihr auf dem Tresen lag, und schaute mit großen Augen auf den Bildschirm des Computers.
    »Wie passt Ihnen heute Nachmittag um 16 Uhr? Da ist Herr Bohm auf jeden Fall im Hause.«
    »Prima. Dann kommen wir um 16 Uhr vorbei. Vielen Dank«, antwortete Angermüller.
    »Schön! Dann hat es ja doch noch geklappt«, freute sich die Dame vom Empfang. »Ich wünsche Ihnen weiterhin einen schönen Tag. Und bis später!«
    Sie waren gerade an der Eingangstür angelangt, da kam ein alter Landrover auf den Hof gefahren. Ein Mann in weißem Kurzarmhemd und Jeans sprang aus dem beigefarbenen Wagen, der mit Bullenfänger und Sandblechen wüstentauglich ausgerüstet war.
    »Meine Herren! Da draußen kommt gerade Herr Bohm!«, rief die junge Frau hinter ihnen her. »Vielleicht können Sie ja gleich mit ihm reden und sparen sich am Nachmittag den neuerlichen Weg hierher. Das wäre ja auch ökologischer, nicht wahr? Ich frage ihn sofort, ob er Zeit für Sie hat, ja?«
    Angermüller und Jansen blieben abwartend stehen, während der Firmenchef schnellen Schrittes hereinkam und, ohne von ihnen Notiz zu nehmen, zum Tresen eilte. Nach kurzem Zwiegespräch mit der Empfangsdame war er bei ihnen.
    »Guten Tag, Hauke Bohm«, stellte er sich vor, knapp, geschäftsmäßig, und gab jedem die Hand. Sein ganzes Auftreten signalisierte, dieser Mann hatte nicht viel Zeit, wenn man etwas von ihm wollte, dann musste es wichtig sein.
    »Sie sind von der Kripo? Was führt Sie her?«
    »Wir haben ein paar Fragen zu einem Ihrer Mitarbeiter. Kurt Staroske«, antwortete Angermüller.
    »Oh, mein Mitarbeiter, ja?«
    Ein kurzes, erstauntes Grinsen.
    »Hat er was ausgefressen?«
    »Er ist tot«, sagte Jansen knapp.
    »Ach was, tot? Der Kurt?«
    Ungläubig schüttelte der Firmenchef den Kopf.
    »Lassen Sie uns in mein Büro gehen.«
    Noch während er dies sagte, lief er zum Empfangstresen, gab die Order aus, nicht gestört werden zu wollen, fragte seinen Besuch nach Getränkewünschen, gab diese bei Frau Liebhold auf und bat die Beamten, ihm zu folgen.
    »So, dann erzählen Sie mal«, forderte er auf, als sie auf den lederbezogenen Sesseln in der Besucherecke seines riesigen Büros Platz genommen hatten. Die Wände waren hellrot lasiert, der achteckige Tisch und die Gestelle der Sessel waren aus rotbraunem Holz. In einer Ecke stand auf dem gewachsten Holzparkett eine getöpferte Bodenvase mit Holunderzweigen und Rittersporn, um die ein gelbes Seidentuch drapiert war. Die Luft war mit dem Duft ätherischer Öle geschwängert. An der Wand hinter dem großen Schreibtisch, auf dem vor allem der PC mit einem eleganten Flachbildschirm ins Auge fiel, hing eine große Deutschlandkarte, in der lauter grüne Fähnchen mit Bohms Firmenlogo steckten. Nur wenige Bücher und Ordner fanden sich in dem Regal daneben. Auch ein Bio-Imperium wurde heute wohl in erster Linie über das Netz dirigiert. Nach einem leisen Klopfen schwebte Frau Liebhold herein – sie verstand es, selbst in ihren Gesundheitssandalen zu schweben –, servierte den Kaffee und entschwand wieder mit einem seligen Lächeln.
    »Herr Staroske wurde vergangenen Sonnabend auf dem Golfplatz bei Süsel tot aufgefunden. Er starb durch Fremdverschulden«, sagte Angermüller.
    »Ah ja«, nickte Hauke Bohm. »Das ist ja ein Ding. Der Kurt ist auf dem Golfplatz ermordet worden? Was wollte er denn dort? An diesem Wochenende, ja?«
    »Da wurde er gefunden, tot ist er schon länger gewesen. Gesehen wurde er an seinem Wohnort zuletzt am vorletzten Sonnabend.«
    Einen Moment starrte Bohm stumm auf die Vase mit den Sommerblumen. »Und was möchten Sie von mir wissen?«
    »Zum Beispiel interessiert uns, welche Art von Tätigkeit Kurt Staroske in Ihrem Unternehmen hatte. Er war

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