Ballaststoff
sich Herr Matthiesen ein. »Jetzt ab nach Hause, los!«
Das Kind fing an zu heulen, und die Großeltern schoben es mit sanfter Gewalt in den Wagen.
»Ach ja, Kinder«, seufzte die Nachbarin mit einem entschuldigenden Lächeln beim Einsteigen. »Manchmal haben die aber auch einen Dickschädel! Tschüss, Frau Langhusen, vielen Dank und einen schönen Tag. Und für alle Fälle hab ich ja Ihre Nummer, Herr Kommissar.«
Sie winkte Angermüller freundlich zu, und daraufhin fuhren sie davon.
»Puh«, machte Gesche Langhusen. »Diese Großeltern sind vielleicht besorgt um das Kind! Aber ich würde auch gern wissen, was mit Peggy und Holger los ist. Oder dürfen Sie da nicht drüber reden?«
Der Kommissar sah die Bäuerin an. »Na ja, es ist wohl nicht das erste Mal, dass die Kollegen vom Rauschgiftdezernat bei den beiden auftauchen. Insofern kennen Sie ja das Problem.«
»Und ich dachte, das Thema wäre ein für alle Mal erledigt«, reagierte Gesche Langhusen empört. »Wir haben ihnen angedroht, dass sie hier endgültig rausfliegen, wenn wieder was in der Richtung vorkommt. Die sind einfach unverbesserlich! Und Sie sehen ja: Das fällt alles auch auf uns zurück, wenn Peggy und Holger solchen Mist machen. Ärgerlich!«
»Wir nehmen die beiden vorerst zur Vernehmung mit aufs Kommissariat, nur damit Sie Bescheid wissen. Ich habe aber auch noch ein paar kurze Fragen an Sie, Frau Langhusen.«
»An mich? Wieso?«
Erstaunt registrierte Angermüller, dass sie sein Anliegen etwas zu verunsichern schien.
»Zum einen wollte ich Sie bitten, noch einmal nachzudenken, ob Ihnen an jenem Samstag, an dem Kurt Staroske das letzte Mal hier auf dem Hof gesehen wurde, nicht irgendetwas aufgefallen ist. Ob Fremde hier auf dem Gelände waren, die Sie vielleicht gar nicht mit Staroske in Verbindung gebracht haben, oder vielleicht ein Wagen hier parkte, den Sie nicht kannten.«
Gesche Langhusen schüttelte den Kopf. »Ich bin an diesem Nachmittag mit Thea, Svenja und Dominik zum Strand gefahren. Nero haben wir auch mitgenommen.«
»Wer ist das?«
»Na, er hier«, erklärte die Bäuerin und tätschelte den Kopf des schwarzen Hundes, der direkt neben ihr saß. »Allerdings weiß ich nicht mehr genau, wann wir aufgebrochen sind. Es war auf jeden Fall später als sonst, vielleicht so um drei, halb vier. Und da habe ich niemanden hier gesehen.«
»Okay. Zum anderen wollte ich von Ihnen wissen, ob Sie hier Müsli haben.«
»Wie, Müsli? Was meinen Sie?«, fragte sie irritiert nach.
»Na ja, mich interessiert, ob der Kurt Staroske hier manchmal welches gegessen hat.«
»Ach so. Einige essen Müsli zum Frühstück. Aber der Kurt, wenn er überhaupt hier gefrühstückt hat, eigentlich nicht. Höchstens so zwischendurch hat er sich manchmal eins gemacht.«
»Könnten Sie mir Ihr Müsli mal zeigen?«
Die Bäuerin schaute ein wenig überrascht. »Ja, natürlich. Das hab ich im Küchenschrank. Wenn Ihnen das irgendwie hilft.«
Er ging mit ihr in die Küche, wo sie eine große Büchse mit Müsli aus dem Schrank holte und Angermüller eine Probe davon in seinen mitgebrachten Klarsichtbeutel füllte. Als sie schon wieder draußen standen und er sich schließlich verabschieden wollte, sagte sie plötzlich: »Wissen Sie was? Irgendjemand war an dem Nachmittag doch auf dem Hof zu Besuch. Das ist mir gerade eingefallen. Ich weiß natürlich nicht mehr, wer und bei wem. Aber als wir zum Strand losgefahren sind, parkte da so ein Geländewagen, den ich vorher noch nie gesehen habe.«
»Können Sie den näher beschreiben? Was für eine Marke? Welche Farbe?«
»Tut mir leid, mit Automarken kenne ich mich nicht aus. Der war ziemlich alt, würde ich sagen, und er war irgendwie sandfarben. Und so ein merkwürdiges Gitter hatte er über dem Kühler.«
»Ah ja. Falls Ihnen mehr dazu einfällt – hier, die lass ich Ihnen da. Da sind sämtliche Nummern drauf, unter denen Sie uns erreichen können.«
Er drückte ihr seine Karte in die Hand.
»Na denn, vielen Dank, Frau Langhusen. Tschüss.«
»Tschüss«, erwiderte sie seinen Gruß. Als Angermüller zu Jansen in den Wagen gestiegen war, stand sie immer noch in der Tür und blickte nachdenklich zu ihnen herüber. Kurz darauf drehte sie sich um und ging ins Haus.
Während Jansen und ein Kollege die Vernehmung von Holger Andresen durchführten, saß Angermüller mit Anja-Lena Kruse im Raum gegenüber und versuchte, Peggy Stein zu befragen. Die Frau mit dem blass geschminkten Gesicht und den schwarzen
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