Ballaststoff
sich sogar von den biologisch-dynamischen Präparaten des Graswurzelhofes bedient. Zwar gab es immer mal Diskussionen um die Arbeitsteilung und die Investitionen, aber im Großen und Ganzen verstanden sich Holger Andresen und Kurt Staroske ganz gut. Nur waren sie eben immer knapp bei Kasse, schuldeten einem Bekannten von Holger noch einen ordentlichen Betrag für das Saatgut, brauchten Geld für Verpackungsmaterial. Darüber hatten sie dann an jenem Samstag so heftig diskutiert.
»Und dabei ist es nicht zu Handgreiflichkeiten zwischen den Männern gekommen, Frau Stein?«, hakte Angermüller ein. Erschrocken sah die Frau den Kommissar an.
»Natürlich nicht! Mit dem Tod von Kurt hat der Holger nichts zu tun! Das müssen Sie mir wirklich glauben!«
Sie schien den Tränen nahe zu sein.
»Ich hab gedacht, wenn ich Ihnen alles über diese Marihuana-Scheiße erzähle, dann glauben Sie mir das endlich«, sagte sie verzweifelt. »Sie hätten den Holger mal sehen sollen, wie nervös der war, als der Kurt sich in der vergangenen Woche überhaupt nicht mehr hat blicken lassen. Holger wartete ja immer auf das Geld, das der ihm schuldete. Außerdem war ich an dem Sonnabend doch die ganze Zeit dabei!«
»Wir glauben Ihnen ja, Frau Stein«, lächelte Anja-Lena sie an und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.
»Hatte denn der Besucher, den Herr Staroske an dem Nachmittag erwartete, irgendwas mit diesem Projekt zu tun?«, fragte Angermüller.
»Das weiß ich nicht. Da tat er wirklich unheimlich geheimnisvoll, der Kurt. Vielleicht weiß der Holger mehr. Aber mir hat er nichts davon erzählt.«
»Und ich frage das jetzt noch mal: Sie haben nichts gesehen, niemanden? Kein unbekanntes Auto ist Ihnen auf dem Hof aufgefallen?«
Peggy Stein schüttelte den Kopf.
»Nein, ich habe niemanden gesehen, auch kein Auto. Holger und ich sind ja bald nach Neustadt zum Einkaufen und dann in die Badeanstalt am Pönitzer See gefahren. Da sind wir geblieben bis Sonnenuntergang«, sie stockte einen Moment.
»Der ist dort nämlich wunderschön«, sagte sie dann leise.
Als sie Holger Andresen mit der Aussage seiner Freundin konfrontierten, reagierte der natürlich stinksauer. Doch allmählich schien sein Realitätssinn zu siegen, und er sah ein, dass weiteres Leugnen nichts bringen würde. Im Prinzip bestätigte er Peggy Steins Angaben, und er wusste wohl tatsächlich genauso wenig wie sie über Staroskes groß angekündigten Besucher Bescheid.
Die Rauschgiftfahnder, die Angermüller noch auf dem Hof über Handy erreichte, waren über die Zuarbeit der Kollegen von der Mordkommission hocherfreut. Er gab ihnen die Lage des Hanffeldes durch, welches sie sofort in Augenschein nahmen, um die Pflanzen anschließend gleich vernichten zu lassen. Holger Andresen und Peggy Stein wurden dem K 4 zur weiteren Befragung übergeben, nicht ohne ihnen versprochen zu haben, dass sie bald wieder Besuch von Angermüller und Jansen bekämen, da ja vielleicht doch noch nicht alles über Kurt Staroske gesagt worden war. Peggy Stein, die offensichtlich mit den Nerven am Ende war, reagierte darauf gar nicht, und von Andresen ernteten sie nur einen abfälligen Blick.
»Tja, das waren wohl so 300, 400 Pflanzen auf dem Feld. Bisschen viel für den Eigenbedarf, auch für’n starken Kiffer«, erzählte einer der Kollegen nach getaner Arbeit. »Das hätte eine Ernte von etwa fünf bis acht Kilo ergeben. Bei dem warmen Wetter in den letzten Wochen ist das Zeug wie doll gewachsen. Bei einem Schwarzmarktpreis von 3000 bis 4000 Euro pro Kilo kann man sich ja ausrechnen, was da für ein hübsches Sümmchen rausgekommen wäre. Nicht schlecht, was?«
Immerhin konnten sie sich nun den Erfolg an die Brust heften, eine Marihuanaplantage ausgehoben zu haben. Aber ansonsten waren sie in ihrem eigenen Fall noch nicht viel weitergekommen.
»Und, was mach ma jetzet?«, fragte Angermüller, unversehens in seinen Heimatdialekt verfallend, als er wieder an seinem Schreibtisch saß und Jansen ihm gegenüber auf dessen Kante.
»Wenn ich dat man wüsste«, meinte Jansen und spielte mit einem Bleistift. »Vielleicht machen wir einfach Schluss für heute. Is ja spät genug.«
»Halt! Da fällt mir was ein!«, sagte sein Kollege plötzlich. »Darüber haben wir ja noch gar nicht drüber gesprochen. Ich glaub, ich werd langsam alt.«
»Du bist alt, Georg.«
»Jetzt reiß dich aber ma zamm, Bursch!«, protestierte Angermüller und stand auf. »Auf geht’s, wir müssen noch
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