Ballnacht mit dem griechischen Milliardaer
Decks, auf dem sich die Außenbrücke befand, doch kurz, bevor er aus ihrem Sichtfeld verschwand, blieb er stehen und drehte sich noch einmal zu ihr um. „Die Schlüssel und die Adresse“, sagte er knapp, und Helena verstand, dass er von ihrer Wohnung sprach. Sie nannte ihm die Adresse und warf ihm den Schlüssel zu, die er mit einer Hand sicher auffing. „Ach ja, und von jetzt an bin ich für dich Nikos. Wenn wir zusammen auf das Fest gehen, sollten wir nicht länger so förmlich miteinander umgehen“, erklärte er, bevor er verschwand.
Helena atmete lange aus. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie die Luft angehalten hatte. Auf wackeligen Beinen kehrte sie unter Deck zurück und stieg in den Maschinenraum hinunter. Ihre Wange prickelte an der Stelle, wo sein Finger sie berührt hatte, und das flattrige Gefühl in ihrem Bauch ließ auch ihre Hand zittern, als sie nach dem Schraubenschlüssel griff. Plötzlich war sie gar nicht mehr sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, die nächsten Tage mit Nikos Pandakis zu verbringen. Sie musste aufpassen, dass sie die Distanz zu ihm wahrte, und konnte nur hoffen, dass er nicht merkte, welche Wirkung er auf sie hatte.
5. KAPITEL
Schon als sie die Boutique eines bekannten Designers betraten, spürte Helena den Unterschied zu allen anderen Läden, die sie kannte, denn es war, als würden die Geräusche der belebten Athener Einkaufsstraße draußen von der luxuriösen Kühle der zwei luftigen Etagen geschluckt, die sich vor ihnen ausbreiteten.
Nikos’ Assistent Vasili, ein dunkelhaariger Mann etwa Mitte zwanzig in einem makellos sitzenden Anzug, hatte einen Koffer und mehrere Kisten mit ihren Sachen auf die Sofia gebracht, als sie gerade mit der Reparatur des Motors fertig gewesen war, und nach einer Dusche in dem sehr schicken Bad der Jacht hatte sie sich eine frische Caprihose und ein sauberes weißes Top angezogen. Doch in dieser Umgebung kam sie sich darin sehr schäbig vor und wünschte, sie hätte stattdessen wenigstens eine Bluse gewählt.
Als Nikos von „Stadt“ gesprochen hatte, war sie davon ausgegangen, dass er die Einkaufspassage von Piräus und nicht die nobelste Geschäftsstraße Athens meinte, in die Vasili in einer dunklen Limousine sie gefahren hatte. Die Läden mit den wenigen, edel drapierten Taschen, Schuhen und Kleidern in den Schaufenstern, an denen natürlich keine Preise standen, hätte sie unter normalen Umständen niemals betreten. Nicht, weil sie es nicht gewagt hätte, sondern weil sie in dem Leben, das sie gewohnt war, gar nicht vorkamen. In den letzten Jahren hatten sie jeden Cent umdrehen müssen, um über die Runden zu kommen, und allein die Vorstellung, was hier schon ein Schal kostete, machte sie ganz schwindelig. Fast ehrfürchtig blickte sie sich um.
Alles wirkte exklusiv und teuer, von den schicken Kleidern, die dezent an silbern glänzenden Ständern in dem hellen, minimalistisch eingerichteten Raum hingen, über den weißen Marmorboden bis hin zu den tiefen Ledersesseln, die zum Sitzen einluden.
Hilfe suchend blickte sie sich zu Nikos um, der ihre Nervosität jedoch gar nicht zu registrieren schien.
„ Kyrios Pandakis, wie schön, Sie mal wieder bei uns zu haben“, rief eine Frau mittleren Alters und kam über die breite Treppe, die in den ersten Stock führte, auf sie zugeeilt. Sie trug ein perfekt sitzendes pastellfarbenes Kostüm, und jede Strähne ihres dunklen, modisch gestylten Haars lag genau an ihrem Platz. Sie küsste Nikos auf beide Wangen und strahlte dann Helena an, die sich sofort noch schäbiger vorkam. Doch das Lächeln der Frau wirkte aufrichtig.
„Und Sie müssen Helena sein“, sagte sie. „Ich bin Apollonia. Herzlich willkommen bei uns.“ Sie sah Nikos an. „Ich war so frei, schon einiges nach Ihren Wünschen zusammenzustellen. Wollen wir?“
Sie deutete nach oben und ging über die Treppe voran, als er nickte und Helena die Hand auf den Rücken legte, um sie sanft nach oben zu geleiten. Vor lauter Überraschung ließ Helena das widerspruchslos geschehen. Er war hier offenbar kein Unbekannter, und sie fragte sich unwillkürlich, mit welchen Frauen er vor ihr schon hier eingekauft hatte. Mit vielen, dachte sie unglücklich, als sie den hinteren Bereich des obersten Stocks erreichten, in dem exklusive Umkleideräume lagen, und sie sah, dass ihr die Kleider, die bereits an einem rollbaren Ständer bereit hingen, alle perfekt passen würden. Er musste ihr Kommen angekündigt und den Frauen die
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