Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
ein Blockseminar an der Ignoranten-Hochschule. Viele der wirtschaftlich tatsächlich erfolgreichen Zeitgenossen hatten sich den Respekt ihrer Bank ohne zu viel nur Skrupel schaffende und daher hinderliche Kenntnis der Gesetze erarbeitet.
    Wie gesagt, manchmal war es echt zum Kotzen.
    »Hallo, Wiegele! Ciao, Harry! Was kann ich für euch tun ?« , gab sich der Ministerialrat betont locker. Immerhin war Sonntag, seine Familie zu Hause und er hier im Amte. Also das Mindeste, was er in dieser bescheidenen Situation beanspruchen konnte, war die Vision von Lockerheit. Das bedeutete, keine Krawatte und keine übertriebenen Höflichkeiten. Die kleinen Freuden des gehobenen Staatsdienstes eben.
    Wiegele informierte Schneckenburger kurz, aber präzise über Konsul Emden und den Europäischen Haftbefehl, dessen Kopie inzwischen hieramts aufliegen müsste. Ob das Fax bereits eingetroffen war, war im Augenblick allerdings nicht festzustellen. Das spielte aber weiter keine Rolle, da Gefahr in Verzug war und die erforderlichen Maßnahmen zu deren Abwehr auch ohne bürokratischen Kram in Ordnung gingen.
    Das Problem lag woanders. Es war Sonntag, wunderschönes Wetter mit Temperaturen, die zum Baden einluden. Das erste Mal so richtig in dieser Saison. Im BK war deswegen lediglich eine Rumpfmannschaft im Dienst, und die war fast ausschließlich unterwegs, auf Ermittlungen.
    Langer Rede kurzer Sinn, weder das BK noch das LK waren in der Lage, ein Team zur Observierung Johann Friedrich Kehls abzustellen, geschweige denn eine Mannschaft zur Überwachung des Prater-EKZs. Da nützte auch Schneckenburgers Charme, eigentlich ein Widerspruch in sich, überhaupt nichts. Auch nicht das Gewicht des Vertreters des Ministers.
    Natürlich würde man sofort eine Einheit der Wega in Marsch setzen, sobald sich die Verdachtsmomente zu einem konkreten Vorfall verdichteten, aber bis dahin?
    »Wo nix is’, hat da Minista hoit des Recht verlurn«, zitierte der altgediente Diensthabende leicht abgewandelt, aber durchaus zutreffend. »Also vü Glick, die Herrn.« Und das war’s.
    Das war aber auch der Moment, in dem Ministerialrat Schneckenburger die große Chance sah, seinen trüben, von Vorsichten und Rücksichten beherrschten Alltag einmal hinter sich zu lassen und etwas weniger Langweiliges zu tun. Das Wetter war verlockend, die Aufgabe auch, und so beschloss er, sich höchstpersönlich dem Team Anselm Wiegele/Harry Bachler anzuschließen.

12
    Sonntag, 8. Juni, nachmittags
    Die Bedeutung, die Wien dieser Tage nicht nur in der Sportwelt beigemessen wurde, kam auch in den Nachrichten zum Ausdruck, die Palinski auf der Fahrt zur Autobahn hörte. Endlich wieder einmal in Ruhe hören konnte, nach dem Irrsinn der letzten Tage.
    Am Vormittag waren der deutsche Bundespräsident sowie die Kanzlerin und einige Mitglieder der Regierung aus Berlin in Wien eingetroffen, weil, na, das konnte man sich ja denken. Ein rein privater Besuch, bei dem man sich natürlich auch zu einigen Arbeitsgesprächen und Freundschaftsbesuchen treffen würde, also ohne allzu viel protokollarisches Tamtam. Aber mit jeder Menge Polizei zum Aufpassen.
    Apropos Polizei: Wenn ein halblustiger Fußballfan dieser Tage mit einem Vertreter der Ordnungsmacht zu tun bekam, konnte es durchaus geschehen, dass er Töne wie »Mensch, machen Se bloß nich solche Fisimatenten« zu hören bekam. Der Grund für solche sprachlichen Kuriositäten in diesen Breiten waren einige Hundertschaften deutscher ›Schupos‹, die ihre ›Ösi-Kollegen‹ für die Dauer der Europameisterschaft unterstützten und sogar Abmahnungen aussprechen sowie Strafmandate ausstellen durften.
    Das war zwar zunächst etwas irritierend und mit der Heiligen Kuh ›Neutralität‹ scheinbar so gar nicht vereinbar. Tatsächlich war es aber gut so, denn die »Freunde und Helfer« aus dem Nachbarland hatten bei ›ihrer‹ Weltmeisterschaft vor zwei Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass man vor allem mit Freundlichkeit und guten Worten die Ordnung aufrechterhalten konnte.
    Aber zurück zu den Meldungen des Tages:
    Der slowenische Ministerpräsident war wegen einer plötzlichen Indisposition ins Krankenhaus gebracht worden. Nichts Ernstes, die Ärzte vermuteten einen akuten Anfall von Heuschnupfen in Verbindung mit Asthma. Sein Zustand wurde von den Ärzten als »nicht weiter besorgniserregend« bezeichnet. Dr. Brionigg würde aber sicherheitshalber bis morgen zur Beobachtung im Spital bleiben.
    Der französische Präsident, der

Weitere Kostenlose Bücher