Ballsaison: Palinskis siebter Fall
ursprünglich für den Nachmittag in Wien erwartet wurde, um sich mit Brionigg zu treffen, hatte daraufhin seine Ankunft auf den morgigen Vormittag verschoben.
In einer viel belächelten Stellungnahme hatte der Regierungschef, ein echter Rastelli in der sinnfreien Verwendung nichtssagender Worthülsen, dezidiert festgestellt, dass ihn der Vergleich sicher machte. Vor allem am Ende des Tages. Auf die Frage eines ausländischen Reporters, worauf sich diese Aussage beziehe, hatte der Regierungschef nur lakonisch gemeint, dass der Wähler eben das letzte Wort hatte. Die inländischen Medienvertreter waren recht belustigt ob der Initiative ihres Kollegen aus Saarbrücken gewesen, hatten sie es doch schon lange aufgegeben, in den Aussagen des Kanzlers nachhaltig Essenzielles zu vermuten.
Trotzdem fanden sich immer doch noch politische Kommentatoren, die dem Orakel des Alten Sinn einzuhauchen versuchten. Das alles war für Nicht-Österreicher wohl nur schwer verständlich, aber eben so.
Von der 13-jährigen Sabine Pleschke, der Tochter des deutschen Nationaltorhüters, die vor einigen Tagen entführt worden war, fehlte nach wie vor jede Spur. Aus diesem Grund verzichtete das DFB-Team für das heutige Spiel gegen Österreich auf den Einsatz seiner Nummer eins zwischen den Pfosten.
Nach dem Wetter folgte eine Sendung über die neuesten Fluggeräte der Österreichischen Luftstreitkräfte, die berühmten, nicht ganz unumstritten gewesenen Euroflyer, die heute zum ersten Mal offiziell zum Einsatz gelangen sollten. Der Zeitpunkt für diesen Beitrag war psychologisch sehr geschickt gewählt: Nach dem Ankauf von 18 Stück dieses außerordentlich erfolgreichen Flugzeugtyps, der seinerzeit auf erfreulich große Akzeptanz sowohl bei den Politikern als auch der Bevölkerung gestoßen war, hatten einige wenige – es waren immer dieselben ewigen Querulanten – die Sinnhaftig- und Rechtmäßigkeit dieses Vorganges angezweifelt. Und mit zweifelhaften Methoden sogar eine parlamentarische Untersuchung sowie eine Reduktion auf 15 Stück erzwungen.
Aber der stetige Hinweis maßgeblicher verantwortungsbewusster Politiker und Fachleute, dass Großereignisse wie die Fußballeuropameisterschaft ohne Euroflyer nun einmal nicht stattfinden konnten, da Hinz, Kunz oder sonst wer andernfalls den Luftraum über ›unseren Stadien‹ missbrauchen würden, hatte seine Wirkung nicht verfehlt.
Daher war es nicht nur fair und gerecht, sondern auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, dass diese 15 Maschinen … Nein, so stimmte das nicht ganz, es waren ja erst sechs dieser Vögel geliefert worden. Also, dass die sechs …, nein, das stimmte schon wieder nicht. Tatsächlich war es so, dass die vier einsatzbereiten Euroflyer heute von 17.30 bis 19.45 Uhr über dem Ernst-Happel-Stadion in Wien und von 20.30 bis 22.45 Uhr über dem Wörtherseestadion in Klagenfurt für die Sicherheit der Spieler und Zuschauer Sorge tragen würden. Das würde sicher einen sehr guten Eindruck von der Entschlossenheit des Landes geben, seinen Luftraum mit allen Mitteln zu verteidigen. Natürlich nur mit all jenen, die zur Verfügung standen.
Vorausgesetzt natürlich, es regnete nicht. Aber keine Angst, der Wetterbericht war günstig. Und um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, standen ja auch noch einige angemietete Jets F-5 Tiger sowie die bewährten Saabs und Draken bereit.
Euroflyer, dachte Palinski und musste schmunzeln, so wurden die Dinger wohl genannt, weil sie bei der EURO fliegen sollten. Unsere Stars am Himmel. Nach wie vielen internationalen Großveranstaltungen sich eine derartige Investition wohl rechnete? Oder galt das mit der Sicherheit auch für nationale Meisterschaften wie zum Beispiel die im Fesselballon fahren. Für die Hightech-Fluggeräte mussten die bunten Dinger am Himmel doch eigentlich perfekte …, aber halt, das war purer Zynismus.
Er wechselte den Sender. Nach all dem Blabla und dem Unsinn, der ihm daraufhin durch den Kopf gegangen war, war ihm jetzt nach Musik zumute.
* * *
Gegen 14.00 Uhr meldete sich der Erpresser wieder beim Generaldirektor des Pratereinkaufszentrums. Er wiederholte seine Forderung nach fünf Millionen Euro, ein letztes Mal, wie er ausdrücklich betonte. Andernfalls würde etwas geschehen, dessen quantifizierten Auswirkungen ein Vielfaches des geforderten Betrages ausmachen würde. Das Geld sollte pünktlich um …
Doch der neue Generaldirektor, Konsul Kehl persönlich, lachte nur höhnisch in den Hörer,
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