Ballsaison: Palinskis siebter Fall
dran«, lautete seine Order, »die anderen beiden nehmen sich, sozusagen als ›freie Spieler‹, die Umgebung vor .«
Das war zwar kein wirklich überzeugender Plan, aber besser als gar keiner. Sie einigten sich darauf, dass Wiegele und Florian Nowotny am »Alten« dranbleiben sollten, sobald der sich zeigte. Schneckenburger und Harry wollten ihr Glück dagegen im weiteren Umfeld des EKZs versuchen.
* * *
Kurz vor 16.00 Uhr hatte Palinski es geschafft. Er parkte Wilmas Van auf dem weitläufigen Parkplatz beim Rasthaus »Mondsee«, stieg aus und begann, sich nach seiner Tochter umzusehen. Bei den zahlreichen kommenden, gehenden oder auch nur hin und her schlendernden Menschen kein leichtes Unterfangen. Da er davon ausging, dass sein kleiner Liebling Ausschau nach ihm hielt, kurvte er langsam durchs Gelände, um sich zu zeigen.
Komischerweise war es »Jan«, die Tina auf den seine Runde drehenden Mann aufmerksam machte. Das Mädchen und die junge Frau hatten inzwischen so etwas wie Freundschaft geschlossen und sich die letzten Stunden mit Plaudern vertrieben. Tina hatte eine Menge von sich und ihrem Leben erzählt und ihren Vater dabei offenbar so gut beschrieben, dass »Jan« ihn jetzt bemerkt hatte. »Da, guck mal, könnte das nicht dein Alter sein ?«
Da war Tina auch schon aufgesprungen, hob einen Arm in die Höhe und rief dazu ganz aufgeregt: »Papa, Papa !« Und dann fühlte sich Palinski mit einem Schlag um viele Jahre jünger. Wie er seine kleine Justina so im Arm hielt, war es, als ob ihn eine Zeitreise 24 Jahre zurück in die Vergangenheit geführt hätte.
So schnell dieses Gefühl über Palinski gekommen war, verschwand es auch wieder.
»Und wen haben wir da ?« , wollte er wissen, schüttelte ›Jan‹ die Hand und betrachtete ›ihn‹ prüfend.
»Das ist Jan …«, wollte Tina erklären, doch ihr Vater unterbrach sie.
»Bist du nicht dieses Mädchen, das seit Tagen über sämtliche Medien gesucht wird ?« , er blickte sie forschend an. »Bettina, nein, Sabine Irgendwie aus Osnabrück?«
»Nein, nein, das ist …«, wollte Tina insistieren, doch Bine hatte ihre Augen schuldbewusst zu Boden gesenkt und nickte kaum erkennbar mit dem Kopf.
Während seine Tochter damit zu tun hatte, ein 13-jähriges Mädchen mehrere Stunden lang für einen Buben gehalten zu haben, wollte Palinski es genau wissen. »Ganz Europa sucht nach dir. Alle Welt glaubt, dass du noch in der Gewalt der Entführer bist. Seit wann bist du denn frei? Und wie bist du diesen Verbrechern entkommen ?«
Entgeistert starrte Sabine den Vater ihrer neuen Freundin an. Was redete der da für einen Quatsch zusammen? »Entführt? Ich bin doch nicht entführt worden, Mensch !« Und dann erzählte sie den beiden ihre wahre Geschichte.
* * *
Now expect a lot of emotions:
Langsam wurde es ernst mit dem ersten Fußballeuropameisterschaftsspiel auf österreichischem Boden. Der bereits im Vorfeld heiß diskutierten, von enormen Emotionen besonders auf der rot-weiß-roten Seite getragenen Partie Deutschland gegen Österreich.
Obwohl erst kurz nach 17.00 Uhr, strömten die Massen bereits zu den bei den Eingängen aufgebauten, von den Flughäfen hinlänglich bekannten Sicherheitssperren. Dazu kam noch die Kontrolle der Eintrittskarten auf ihre Echtheit. Ein notwendiger, gelegentlich zu mitleiderregenden Konsequenzen führender Vorgang. Denn das aufmerksame Sicherheitspersonal hatte schon nach kurzer Zeit mehr als 100 Fußballfans zur Seite geholt, denen man gefälschte Eintrittskarten angehängt hatte. Die zwar täuschend echt wirkten, vor dem unbestechlichen Auge des Hightech-Gerätes aber chancenlos blieben.
Je nach Temperament und Mentalität waren die Betroffenen naturgemäß sehr ungehalten, zornig oder am Boden zerstört. Mit einem Wort: unzufrieden. Langsam aufkommender Ärger war förmlich spürbar. Aber dank der ›Fan-Arena‹, in der die Betrogenen das Spiel wenigstens verfolgen und sich dabei Trost infiltrieren konnten, würde sich dieser Ärger in Grenzen halten.
Oberinspektor Wallner war ein ausgesprochener Fußballnarr, Anhänger des grünen Traditionsklubs zwar, aber keinesfalls ein Fanatiker. Daher hatte Ministerialrat Schneckenburger, der mit Fußball überhaupt nichts am Hut hatte, seine Karte für das erste Spiel in Wien an den Oberinspektor, einen guten Bekannten aus dem Freundeskreis um Palinski, weitergegeben. Wallner war richtig aufgeregt, denn er hatte nicht irgendein Ticket. Nein, es handelte sich um
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