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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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einem erstklassigen Spezialisten angefertigt worden waren. Und Spezialisten aller Branchen und Länder hatten eines gemein: Sie verzichteten nie darauf, auf ihren speziell angefertigten Produkten einen eindeutigen, unverkennbaren Hinweis auf ihre spezielle Urheberschaft anzubringen. So war es auch hier gewesen, und so wusste Oberinspektor Helmut Wallner bereits gegen Mittag, dass es sich bei dem Träger des Schuhs um den 43-jährigen Architekten Urs Immenseh, verheiratet und wohnhaft in St.Gallen, handelte. Immenseh war vor drei Tagen nach Wien gereist, um sich hier mit einigen Kollegen zu treffen und über ein mögliches Joint Venture, die gemeinschaftliche Angebotslegung für ein riesiges Büro- und Einkaufszentrum in Krakau, zu verhandeln.
    Seine Frau Evelyn Immenseh, eine Fitness- und Aerobictrainerin, hatte am Vortag am frühen Abend noch mit ihrem Mann telefoniert. Die Nachricht von seinem gewaltsamen Tod ließ sie zusammenbrechen. Sie befand sich derzeit unter ärztlicher Aufsicht in einer Klinik und war noch nicht wieder vernehmungsfähig.
    Bei der Obduktion Immensehs war neben den schrecklichen Kopfverletzungen, die durch das mechanische Einwirken eines schweren stumpfen Gegenstandes zustande gekommen sein mussten, auch noch etwas höchst Eigenartiges mit, na sagen wir einmal, einer gewissen Symbolik zutage gekommen. Die, soweit noch erkennbar, dunkle, bereits leicht angegraute und stark gekräuselte Haarpracht rund um des Architekten bestes Stück war, offenbar mit einem Rasiermesser, sorgfältig abrasiert worden – bis auf einen kleinen, ganz schmalen Querstreifen oberhalb des Penisansatzes, der eine gewisse Ähnlichkeit hatte mit dem nach dem ehemals berühmten Filmschauspieler Adolphe Menjou benannten Bärtchen. Die unfreiwillige Komik dieses Details hatte nicht nur den abgebrühten Gerichtsmediziner ungewollt zu einem schallenden Lachen veranlasst, sondern zwang auch fast allen anderen Rezipienten dieser Information unwillkürlich ein Grinsen ins Gesicht.
    Da im Genitalbereich lediglich einige Fuzzerln Schamhaare gefunden worden waren und am Fundort des Schwerstverletzten überhaupt keine, ging die Polizei davon aus, dass der oder die Täterin diese als eine Art Beute sorgfältig eingesammelt und mitgenommen haben musste.
    Das Gespräch mit den Berufskollegen Immensehs hatte ebenfalls keine sonderlichen Erkenntnisse ermöglicht. Der Schweizer hatte die Einladung zu einem gemeinsamen Abendessen dankend abgelehnt und sich mit einer privaten Verabredung entschuldigt. Bei einer Sekretärin hatte sich das spätere Opfer auch noch nach dem Jägerhof erkundigt und gefragt, wie man da am besten hinkam. Das war natürlich angesichts des Tatortes eine deutliche Spur.
    Wie die Befragung der Mitarbeiter dieses beliebten Treffpunkts an der Wiener Höhenstraße ergab, schien Urs Immenseh das Restaurant aber nicht besucht zu haben. Keiner konnte sich erinnern, den Mann mit oder ohne Begleitung im Lokal gesehen zu haben.
    Immensehs Frau Evelyn hatte die Nacht nach Angaben ihres Vaters im Hause ihrer Eltern in Solothurn verbracht. Der wusste nur, dass sein Schwiegersohn am Abend noch Gespräche mit seinen Partnern auf dem Programm gehabt und am nächsten Vormittag das Flugzeug nach Zürich zu nehmen beabsichtigt hatte.
    Hinsichtlich des Motivs drängte sich unter diesen Umständen eines ganz besonders auf. Da Helmut Wallner und seine Leute aber noch keine Einzelheiten über des Architekten vermutlich extravagantes Sexualleben kannten, ging man mit Vermutungen sehr vorsichtig um. Genauso gut konnte die neckische Rasur auch nur einer Irreführung dienen, vom tatsächlichen Motiv ablenken. »Dazu wissen wir ganz einfach noch zu wenig«, stellte der Oberinspektor in einer improvisierten Pressekonferenz fest, »daher untersuchen wir unvoreingenommen und lassen uns vorerst einmal noch alle Optionen offen .«

     
    * * *

     
    Als Sabine Pleschke aufwachte, wusste sie zuerst nicht, wo sie war. Sie ließ ihre Augen geschlossen und versuchte herauszubekommen, worum es sich bei dem beruhigend gleichmäßigen Geräusch handelte, das im Augenblick ihr Sein bestimmte. Ein einschläfernd angenehmes Dröhnen, nein, eher ein Summen, unterbrochen von gelegentlichen leichten Schlägen und dem sonoren Brummen eines Motors bei mittlerer Drehzahl. Sabine war die beste Freundin von Markus Mehring, dessen großer Bruder Mechaniker war und alles über Autos wusste. Das war auch der Grund, warum Markus und daher auch Sabine sehr viel über PS,

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