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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Bremswege, Vergaser, ABS und all die anderen Dinge wussten, die man über Autos eben wissen musste. Damit verfügte das Mädchen über einen entscheidenden Vorteil gegenüber ihren gleichaltrigen Geschlechtsgenossinnen. Sie hatte ein Gesprächsthema mit den Jungs und wurde von ihnen auch ernst genommen.
    Lang und schlaksig, wie sie war, und mit ihren kurzen Haaren konnte sie durchaus als Junge durchgehen, überhaupt, wenn sie es darauf anlegte. So wie heute.
    Jetzt wusste sie auch wieder, wo sie war. Sie lag auf der Liege in der bequemen Schlafkabine eines Fernlasters. Und war eingeschlafen. Kein Wunder, letzte Nacht hatte sie vor lauter Aufregung über ihren Entschluss kaum schlafen können. Ob Mutter ihren Brief schon gefunden hatte? Wenn, dann aber eher Oma.
    Der nette Fahrer an der Autobahnraststätte hatte sich nicht lange bitten lassen und sich bereit erklärt, sie bis Hannover mitzunehmen. Dort würde sie versuchen, einen Laster in Richtung München zu bekommen. Langsam setzte sie sich auf.
    »Gut, Junge, dass du schon wach bist«, kam die freundliche Stimme von vorne. »In etwa zehn Minuten sind wir da. Autobahnraststätte Garbsen, da musst du raus«, er lachte gutmütig. »Ja, die Zeit vergeht schnell, wenn man pennt .«

4
    Mittwoch, 4. Juni, nachmittags
    Der vormittägliche Einsatz Harrys im Dom hatte nichts gebracht, da eines der Untersuchungsgeräte der Polizei offenbar einen Defekt hatte. Damit hatte sich die Einlassprozedur in die Länge gezogen. Und als der junge Mann endlich durch das Riesentor eingetreten war, war von den Kindern mit den Gummistiefeln schon nichts mehr zu sehen gewesen. Er hatte noch etwa eine Viertelstunde gewartet, in der Hoffnung, die Kleinen beim Verlassen des Stephansdoms zu entdecken. Aber auch daraus war nichts geworden.
    Auf dem Weg nach Hause hatte Harry dann noch kurz bei Florian Nowotny im Büro vorbeigeschaut und ihm von dem heutigen Fehlschlag berichtet.
    »So sehe ich das eigentlich gar nicht«, hatte ihn seines Vaters Assistent wieder aufgebaut. »Immerhin ist damit bewiesen, dass deine gestrigen Beobachtungen kein einmaliger Zufall waren, sondern dass System dahintersteckt. Daher wirst du auch heute Nachmittag im Rathaus die Spur wieder aufnehmen können, und dann werden wir mehr wissen .«
    Zu Hause hatte er dann den Akku seines Wertkartenhandys nachgeladen. Das hatte er sich vor Kurzem besorgt, weil sein altes Telefon seit einigen Wochen unauffindbar war. Gegen 15.00 Uhr hatte er sich wieder auf den Weg gemacht. Da das Wetter total umgeschlagen hatte, hatte er seine alte Regenjacke übergezogen. Und dabei ein kleines Erfolgserlebnis gehabt. Sein verschollenes Mobiltelefon steckte in der linken Tasche. Es war mausetot, aber immerhin da.
    Für heute Nachmittag hatte er sich zu einer geänderten Strategie entschlossen.
    Er war jetzt bereits durch die Polizeikontrolle und wartete im Arkadenhof auf die Kinder mit den verdächtigen Gummistiefeln.
    Gott, wie sich das anhörte! Wie die Verschwörung der Zwerge im Taka-Tuka-Land oder wie das Zeugs noch hieß. Wahrscheinlich gab es eine völlig harmlose Erklärung für das ganze Geschehen, und er würde sich mit seiner Aktion nur lächerlich machen. Seine ursprüngliche Motivation schien ihm mit einem Schlag abhandengekommen zu sein.
    Dann war plötzlich wieder alles anders. Zwei Familien mit insgesamt fünf Kindern, etwa zwischen sechs und neun Jahren, betraten die Szene. Darunter auch seine kleine Freundin, die ihn sofort erkannte, ihm ungeniert zuwinkte und lächelte.
    Damit aber nicht genug, zupfte sie ihren Papa am Ärmel und deutete auf Harry. Der Mann blickte ihn interessiert an, nickte mit dem Kopf und kam auf Harry zu.
    Hilfe, was jetzt? Harry war diese Entwicklung äußerst unangenehm. Aber was sollte er tun? Für eine Flucht war es zu spät. Und vor allem, wovor sollte er eigentlich davonlaufen?

     
    * * *

     
    Großmutter Else Pleschke hatte wieder einmal die überwältigenden Indizien für Sabines Schlamperei beseitigt, indem sie das Zimmer ihrer Enkelin aufgeräumt hatte. Dann hatte sie Spaghetti gekocht und eine leckere Soße aus Käse und Kräutern zubereitet, wie sie ihre Enkelin so gerne mochte. Danach hatte sie sich hingesetzt und darauf gewartet, dass Binchen von der Schule heimkam. Aber die kam nicht.
    Nun gut, eine halbe Stunde Verspätung war ab und an schon drin, dachte die Oma. So genau nahmen es ihre Enkelin und deren Freundinnen mit dem Heimkommen eben nicht.
    Aber als das liebe Kind nach einer

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