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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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das Problem der Fedpol, dachte Vonderhöh. Obwohl ihn dieser Gedanke nicht wirklich befriedigte.

     
    * * *

     
    Wilma Bachler war in Tränen ausgebrochen. Florian Nowotny hatte die Frau seines Chefs noch nie so niedergeschlagen und mutlos gesehen wie nach der Mitteilung, dass Harry offenbar ernsthafte Schwierigkeiten hatte.
    »Wieso habe ich ausgerechnet gestern nicht nachgesehen, ob der Bub im Bett liegt ?« , jammerte seine Mutter. Und Palinski, den sie jetzt gebraucht hätte, war gerade weggegangen. Typisch.
    »Kann ich Ihnen irgendetwas bringen ?« , bot Florian an, der in die Wohnung hochgekommen war, um die schlechte Nachricht zu überbringen. Wieso, wusste er eigentlich nicht, aber er hatte es für besser gehalten, einfach richtiger.
    Wilma schüttelte nur den Kopf, dann zog sie den jungen Polizisten wortlos an sich heran, umarmte ihn und ließ ihn für ein paar Sekunden spüren, wie viel Liebe sie für ihren kleinen Buben verspürte und wie sehr sie ihn vermisste.
    »Dann hätten Sie sich nur schon früher Sorgen gemacht und nicht schlafen können«, versuchte Florian auf Wilmas rhetorische Frage einzugehen und ein wenig zu trösten. »An der Sache hätte das nichts geändert. Aber wissen Sie was? Wir holen Harry einfach wieder zurück .«
    »Genau das machen wir jetzt !« , Wilma war aufgesprungen. Ihre weinerliche Stimmung hatte schlagartig umgeschlagen. So kämpferisch hatte sie sich noch nie gefühlt. »Und den Kerl, der das zu verantworten hat, den knüpfe ich mir nachher persönlich vor. Dieses Arschloch wird bluten, das verspreche ich dir .«
    Die Szene wirkte zwar absolut authentisch, war aber gleichzeitig von einer derart peinlichen Theatralik, übertrieben, schlichtweg lächerlich. Das Schöne daran war, dass genau das den beiden Anwesenden auch bewusst wurde und sie daher unisono herzlich lachen mussten. Wilma noch überrascht von ihrem vorangegangenen Ausbruch, und Florian, erstaunt über seine damit verbundene Respektlosigkeit, aber egal. Das Lachen diente als alles befreiender Katalysator und darüber hinaus auch als einigendes Band für die beiden im ›Kampf gegen das Böse‹.

     
    * * *
    Wenn Anselm Wiegele etwas hasste, dann Pressekonferenzen. Die hatte er schon in seiner Zeit als Hauptkommissar in Stuttgart und später in Singen nicht gemocht. Aber im Vergleich zu dem, was hier den Spielern und dem Teamchef an »Fragen«, eigentlich an Unterstellungen, peinlichen Geschmacklosigkeiten und bestenfalls simplen Uninformiertheiten oder Banalitäten zugemutet wurde und das mehrmals täglich, waren seine früheren Erfahrungen auf diesem Gebiet fast intellektuelle Highlights gewesen.
    Und jetzt das. Wiegele bewunderte Teamchef Kabella und vor allem Tobias Nachen, dem man ansehen konnte, wie sehr ihn das ungewisse Schicksal seiner Tochter zu schaffen machte. Einer fast 13-jährigen Tochter, von deren Existenz er erst seit knapp mehr als zwölf Stunden Bescheid wusste. Aber beide waren Profis und hatten gelernt, mit solchen Situationen umzugehen.
    Dennoch konnte man besonders ›Turbo-Toby‹, wie der umtriebige Tormann in den Medien gerne genannt wurde, ansehen, wie sehr er unter den Umständen litt.
    Aber der sentimentale Höhepunkt sollte noch bevorstehen. Elmar Wimmler von der ›Picture‹-Redaktion war es gelungen, die zu Nachens Tochter gehörende Mutter aufzutreiben, gegen den wütenden Protest eines Zahnarztes aus Osnabrück in ein gechartertes Flugzeug zu stecken und mit ihr nach Wien zu jetten. Und so stand er plötzlich mit Ulrike Pleschke im VIP-Raum des Hohe-Warte-Stadions, in dem die Pressekonferenz im Gange war. Ulrike sah Tobias, und Tobias sah Ulrike, und schon wenige Sekunden später waren sich die beiden Schwergeprüften in die Arme gesunken und stammelten Unausgegorenes.
    Ja, ja, ›Expect emotions‹, selten zuvor und auch nachher sollte das offizielle Motto der EM so zutreffen wie hier. Obwohl, ›Emoted expectations‹ * hätte auch nicht schlecht gepasst.
    Ein Blitzlichtgewitter begleitete diesen berührenden Augenblick und markierte den Anfang mehrerer jahrelang andauernder Gerichtsverfahren, da die Rechte für alle Fotos mit Frau Pleschke bei ›Pictures‹ lagen, die für die mit Nachen bei der ›Deutschen Sportbilder Agentur‹. Und für die EURO 08 bestanden darüber hinaus noch zusätzliche Vereinbarungen mit den Veranstaltern, der UEFA und den nationalen Fußballverbänden.
    Es war der berühmte »Goldene Donnerstag«, von dem noch Generationen deutscher

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