Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
werde kurz einmal mit Wilma sprechen«, kündigte Palinski an, »die wollte sich auch erkundigen, wer alles nach Wien kommt. Wer weiß, vielleicht hat sie ja noch … ?«
    Juri lächelte ihn milde an, so wie ein guter Pater familias seinen leicht zurückgebliebenen Sohn anlachte, verzeihend mit einem leichten Einschlag von Geringschätzung. »Na ja, schaden kann es ja nicht«, meinte er versöhnlich und zog sich auf seinen Kaffee zurück.
    Wilma hatte nichts wirklich Neues erfahren, keinen Namen beizusteuern, den Palinski nicht schon von Juri gehört hätte. Und dennoch brachte sie einen Gesichtspunkt ins Spiel, den die beiden Männer noch nicht berücksichtigt hatten.
    »Danke, mein Schatz«, verabschiedete er sich von seiner Liebe, »das ist ein vielversprechender Ansatz .«
    Malatschew, der das gehört haben musste, versuchte weiter, gelangweilt zu wirken. Er rührte kräftig in seinem Kaffee herum, erstaunlich, was so eine Schale alles aushielt. Schließlich und nachdem jetzt Palinski zur Abwechslung einige Zeit geschwiegen hatte, sagte er trocken: »Na und, wie ist das mit dem vielversprechenden Ansatz ?«
    »Der slowenische Ministerpräsident ist bis Monatsende auch Präsident des Europäischen Rates und der französische Staatspräsident sein Nachfolger in dieser Funktion .« Palinski trumpfte mit seinem eben erworbenen Wissen richtig auf. »Damit ist er ab Juli des Jahres Ratspräsident. Also, wenn das nicht passt.«
    Malatschew schien tatsächlich für den Bruchteil einer Sekunde so was wie beeindruckt zu sein. Er war aber auch großzügig oder so etwas Ähnliches, denn er zog seinen nicht vorhandenen Hut mit großer Geste und sagte: »Maximales Kompliment an Madame, das ist großartig. Genau das muss es sein. Wenn es so ist, passt alles zusammen .«
    Nun erklärte Juri seinem jungen Freund genau das Wie und das Warum.
    Bloß, wie Palinski das alles verhindern sollte, konnte der alte Russe nicht sagen. Darüber musste er schon selbst nachdenken.

     
    * * *
    Da Wilma es aus Rücksichtnahme auf ihren ohnehin schon arg gestressten Partner oder aus welchen Gründen sonst unterlassen hatte, Palinski vom Verschwinden Harrys zu informieren, machte dieser unbeirrt weiter.
    Unter anderem traf er sich zu Mittag mit seinem alten Freund Miki Schneckenburger, der rechten Hand des Innenministers und sein Vertreter im Bundeskriminalamt. Für die Dauer der EURO 08 hatte der derzeit an der Grenze der Überforderung dahintaumelnde Ministerialrat noch einige Zusatzaufgaben, -funktionen und -titel, die Palinski aber im Einzelnen nicht kannte und auch gar nicht kennen wollte.
    »Nichts für ungut, lieber Freund«, begrüßte ihn der Ministerialrat unüblich knapp, »aber ich habe exakt fünf Minuten Zeit für dich. Nein, eigentlich nur eine, denn vier Minuten habe ich heute schon deiner Wilma gewidmet. Nicht, dass ich das nicht sehr gerne getan habe. Aber der Stress derzeit ist mörderisch. Mein kleiner Lukas möchte schon wissen, wer der Mann ist, der hin und wieder bei ihm zu Hause vorbeischaut .« Sein Lächeln wirkte sehr gequält. »Und Moni, also die ist nur mehr sauer .« Er schnippte sich ein imaginäres Staubkorn vom Revers seines makellosen Anzugs. »Aber Spaß beiseite, die Lage ist ja nicht gerade zum Scherzen geeignet. Habt ihr schon etwas von Harry gehört ?«
    Harry, was hatte denn das Ganze mit seinem Sohn zu tun, schoss es Palinski durch den Kopf. »Ich verstehe nicht ganz«, warf er vorsichtig ein. »Was meinst du mit: ›Habt ihr schon etwas von Harry gehört ?‹ ?«
    »Na, Wilma hat mir erzählt, dass euer Sohn, na ja, letzte Nacht nicht nach Hause gekommen, also vielleicht entführt worden ist? Du tust ja gerade so, als ob du noch nichts davon wüsstest .« Er zögerte, dann meinte er erschrocken: »Du weißt wirklich noch nichts davon, gelt ?«
    Palinski war es, als ob ein riesiger Eiszapfen in seinem Nacken aufgeprallt wäre und jetzt langsam die komplette Wirbelsäule hinabrutschte. Und dabei nicht nur einen Kälteschock verursachte, sondern gleichzeitig auch die Haut bis auf die Knochen aufschlitzte. Er musste sich dazu zwingen, langsam zu atmen, um nicht ins Hyperventilieren zu verfallen.
    Schneckenburger hatte ein Glas Wasser und ein feuchtes Tuch geholt. Dankbar nahm Palinski das Wasser, um einen Schluck zu nehmen, trank das Glas dann aber zur Gänze aus. Anschließend fuhr er sich mit dem Tuch über das Gesicht und suggerierte sich, dass es ihm nun besser gehen musste. Jetzt half nur eiserne

Weitere Kostenlose Bücher