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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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warten lassen.
    Langsam kippte die Stimmung wieder ins Negative, nicht nur allgemein. Auch Harrys Optimismus schmolz dahin wie der Schnee in der ersten Frühjahrssonne. Und das Schmusen mit Tanja machte zwar Spaß, wäre aber außerhalb dieser Mauern sicher auch nicht ohne. Vor allem aber ohne ständig anwesende Zeugen.
    Während Tanja begann, sich mit Inbrunst Harrys Trapezmuskel zu widmen und fast professionell zu massieren, spürte er plötzlich das anklopftypische Vibrieren seines Wertkartenhandys in der linken Hosentasche. Das musste die Nachricht sein, auf die er gewartet hatte. Niemand sonst kannte diese Rufnummer.
    Aufgeregt blickte er sich nach den beiden Aufpassern um, doch keiner war in Sichtweite. Dann deutete er dem Mädchen, sich so aufzustellen, dass sie ihn und sein Agieren mit ihrem Körper gegen neugierige oder auch nur zufällige Blicke abschirmte.
    Vorsichtig fischte er das Telefon aus der Tasche und sah sich die eingegangene Nachricht an: ›Standort bekannt, Polizei bereit, wie viele Personen? Gruß Florian‹.
    Jetzt war es also bald so weit. Das war der Anfang vom Ende der beschämenden, schlussendlich aber halb so schlimmen Aktion dieses Dr. Matreier. Zeit, die anderen Gefangenen langsam und in aller Vorsicht auf den bevorstehenden Sturm des Kellers durch die harten Burschen von der Cobra vorzubereiten. Nein, das war der Name der niederösterreichischen Sondereinheit, wie hießen ihre Wiener Kollegen noch bloß? Oder war’s doch anders und nicht umgekehrt?
    Am besten würde es wohl sein, wenn er zunächst mit Michael sprach und der dann mit Doris, und beide dann ihrerseits je eine weitere Person über die bevorstehende Polizeiaktion informierten. Das System ›Stille Post‹ war sicher weniger auffällig und bot die Gewähr, Franz und Gilbert nicht vorzeitig zu warnen. Die beiden hatten sich im Verlauf der Zeit zwar als relativ harmlose, unter anderen Umständen möglicherweise sogar nette Gesellen erwiesen, besaßen aber immerhin eine Waffe.
    Zunächst wollte er aber Florians Meldung bestätigen. Er überlegte, welche hilfreichen Informationen er mitsenden sollte, und entschied sich für folgenden Text:
    »Danke, in freudiger Erwartung, 12 Personen + 2 (Waffen!), hoffe auf baldiges Ende, letzter Gruß aus dem Loch H .«
    Kurz nachdem die Nachricht draußen war, gab der Akku seinen Geist auf, und Harry startete mit seiner Informationskampagne.

     
    * * *

     
    Im Vergleich zu Miki Schneckenburgers wenn auch kleinem, so durchaus repräsentativem Büro wirkten Fuscheés Räumlichkeiten wie der große Festsaal der Spanischen Hofreitschule zum Kobel des Hengstes ›Majestoso Austria‹.
    »Kommst du in den Weiten dieses Raumes eigentlich ohne Dienstpony aus ?« , scherzte Palinski, aber der zugegebenermaßen müde Gag ging unter wie ein einzelner Knallfrosch zu Silvester. Der Minister legte die rund 15 Meter bis zur nächsten Gegensprechanlage in weniger als 5 Sekunden zurück und orderte in seinem Vorzimmer zwei Kaffee. »Aber von meiner Spezialmarke«, merkte er ausdrücklich an, »denn ich trinke auch einen .«
    Palinski fand das irgendwie schäbig von Josef. Was hätte es den großen Macher schon gekostet, etwas zu sagen wie »mein Besuch ist ein Feinspitz« oder »für meinen Besuch ist nur das Beste gut genug«? Nichts hätte es ihn gekostet, und Palinski hätte sich gefreut, dass sein Besuch der Anlass für den Griff ins besondere Kaffeedoserl gewesen war. Aber nein, dieser praktizierende Egozentriker machte aus seinem Besucher einen Appendix, der die Gnade der besonderen Kaffeemarke nur dem Umstand zu verdanken hatte, dass er zufälligerweise zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war. Mit der richtigen Hauptperson, versteht sich.
    Aber so war der Minister eben, und vielleicht war das sogar eine Voraussetzung für den oft unmöglichen Job, den er zu erfüllen hatte. Doch zurück zum Wesentlichen: Was wollte Josef Fuscheé eigentlich von ihm?
    Plötzlich war er da, erfüllte den Raum und verzauberte Palinskis Sinne. Dieser unvergleichliche Duft der in Triest beheimateten Kaffeemarke, für die er und, wie er zu wissen glaubte, auch der Minister die eine oder andere Sünde zu begehen bereit wären.
    Nach dem ersten genussvollen Schluck kam Fuscheé zur Sache.
    »Mein lieber Mario«, begann er, »wie du sicher wissen wirst, stehen uns während der nächsten Wochen der EURO auch einige außerordentlich wichtige politische Besuche ins Haus. Es gibt ja kaum eine angenehmere Möglichkeit für

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