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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Schiedsrichtern und damit von insgesamt 50 Prozent der am Vormittag durchgeführten Polygrafentests bedenkliche Abweichungen angezeigt hatten, hatte sich die Kommission auf Anregung von Generalsekretär de Graaf zu einer unkonventionellen Vorgehensweise entschlossen. Der untersetzte Holländer, der langsam hatte befürchten müssen, dass der UEFA bei Beibehaltung der eingeschlagenen Linie in Kürze die Schiedsrichter ausgingen, hatte sich spontan an den Lügendetektor anschließen und den Test im Selbstversuch über sich ergehen lassen.
    »Bei dieser Entwicklung wird es allerhöchste Zeit, nicht nur den Menschen anzuzweifeln, sondern auch die Technik«, hatte er kämpferisch gemeint. Und Kommissionskollege McBrody hatte sich der Aktion spontan angeschlossen und sich ebenfalls dem Test unterzogen. Und siehe da: In beiden Fällen hatten die Ergebnisse Abweichungen aufgewiesen, die nach ihren eigenen Kriterien zu einem Ausschluss der beiden Herren als Schiedsrichter geführt hätten.
    »Die Amis haben schon recht«, konstatierte de Graaf daraufhin, »diesen Scheißtest bei Gericht nicht als Beweismittel zuzulassen .«
    Der Rest war einfach erzählt. Die Tests wurden sofort eingestellt, die bisherigen Ergebnisse annulliert und die bereits erfolgte Suspendierung Baredoux’ mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückgenommen.
    Die von dem belgischen Schiedsrichter angesetzte Pressekonferenz wurde schließlich dazu umfunktioniert, der Sportwelt diese neuesten Entwicklungen mitzuteilen.
    Aber das allgemeine Unbehagen blieb, denn niemand wusste oder hatte auch nur die geringste Ahnung, welche Informationen Arthur Mellnig für die Schiedsrichterkommission gehabt hatte. Und diese Ungewissheit lastete über der UEFA wie ein riesiges Schneebrett über einem stark frequentierten Hang voll mit fröhlichen Skiläufern.

     
    * * *

     
    Hauptmann Prosegger und seine Mannen von der Wega hatten den kleinen Keller des Hauses Friedmannplatz 3 in der Inneren Stadt verzweifelt nach den beiden hier angeblich festgehaltenen Geiseln, einem gewissen Harry Bachler und seiner anscheinend schwangeren Begleitung, abgesucht. Aber vergebens, die kleinen Kellerabteile enthielten das übliche Zeugs, Gerümpel, wie es sich in solchen Räumlichkeiten nun einmal ansammelte, aber keine Gefangenen. Und auch keinerlei Hinweise darauf, dass sich hier zu irgendeiner Zeit in diesem oder auch im letzten Jahrhundert welche befunden hatten. So blieb den wackeren Speerspitzen der Ordnungsmacht letztlich nichts anderes übrig, als sich bei den teils erbosten, mehrheitlich aber eingeschüchterten Hausbewohnern zu entschuldigen und wieder abzuziehen.
    In der Zwischenzeit fragte sich der Gesuchte in einem Keller in Wien 16, Friedmanngasse 3, bereits zum wiederholten Mal, warum denn die schon vor einigen Stunden angekündigte Befreiung so lange auf sich warten ließ.
    Es wurde nämlich immer schwieriger, die Ungeduld der inzwischen schon längst von ihrer bevorstehenden Befreiung informierten Mitgefangenen im Zaum zu halten. Franz und Gilbert, die beiden bewaffneten Aufpasser, waren zwar keine Geistesgrößen, aber mit der Zeit sichtlich misstrauisch geworden. Sie hatten einmal telefoniert, wahrscheinlich mit diesem unseligen Dr. Matreier, sich im Übrigen aber als durchaus verträglich, ja sogar gutmütig erwiesen. Dennoch, man konnte nicht wissen, wie sie reagieren würden, wenn plötzlich die Polizei in den Keller stürmte.
    Tanja und Harry waren angesichts der bevorstehenden Normalisierung ihrer Lebensverhältnisse und die damit verbundene Rückkehr zu ihren bisherigen Partnern in aller Freundschaft übereingekommen, die unter den dramatischen Ausnahmebedingungen der letzten Stunden zustande gekommene, intensive Annäherung in Zukunft als schöne Erinnerung zu betrachten und im Übrigen zu vergessen. »Beziehungen, die unter extremen Bedingungen entstehen, haben im normalen Leben ohnehin keinen Bestand«, wusste die Psychologiestudentin, die das einmal in einem Fernsehfilm gehört hatte. Und: »Du bist zwar ein toller Bursche, aber mein Meinhard ist mir auf Dauer doch lieber .«
    Harry war zufrieden, diese Entwicklung entsprach durchaus seinen Intentionen. Keine Verpflichtungen, kein schlechtes Gewissen, und dennoch, dieses kleine Geheimnis, diese aufregende Zwischenstation auf dem Weg zum Erwachsenwerden konnte ihm niemand mehr nehmen.
    »Du«, Gilbert war zu Harry getreten und klopfte ihm derb auf die Schulter. »Du bist do so was wie a Häuptling von die

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