Ballsaison: Palinskis siebter Fall
ein silbergrauer VW-Touareg, gehörte einem Spirituosengroßhändler, der damit angeblich seit zwei Wochen in Spanien und Portugal unterwegs war.
Bei dem zweiten Fahrzeug handelte es sich um einen schwarzen Jeep-Cherokee, der auf einen Autohändler zugelassen war. Der Wagen war vorgestern am frühen Abend in einen Auffahrunfall auf der Reichsbrücke verwickelt gewesen, bei welchem laut Polizeiprotokoll neben anderen Beschädigungen auch beide Scheinwerfer kaputtgegangen waren.
Da es eher unwahrscheinlich war, dass der Wagen innerhalb dreier Stunden wieder völlig repariert worden war, konzentrierte sich das Interesse der Polizei daher vor allem auf den dritten Kandidaten, einen mitternachtsblauen Mitsubishi Pajero mit dem Kennzeichen GF 21 733 Y. Zugelassen war das Geschoss auf den Freizeit- und Wellnessklub Eggenbach, einen stinkfeinen Laden im nordöstlichen Umland Wiens.
Wiegele und Barberini waren überzeugt davon, dass das der Wagen war, der sie um ein Haar überfahren hätte. Das Problem war nur, dass Herbert Rosselic, der Chef des ›FWC Eggenbach‹, der an diesem Abend mit dem Wagen unterwegs gewesen war, zur fraglichen Zeit im Jägerhof einen hervorragenden ›Tafelspitz mit Schnittlauchsauce, Apfelkren und Rösterdäpfeln‹ zu sich genommen hatte. Was nicht nur vom Personal des Restaurants, sondern auch von einigen Gästen bestätigt wurde. Wiegele war sich dennoch absolut sicher, dass es das Fahrzeug gewesen sein musste. Oder zumindest eines dieses Typs. Der optische Eindruck der Frontpartie des Fahrzeugs mit allen ihren Leuchten war unverkennbar und hatte sich für ewige Zeiten in sein Gehirn eingebrannt.
Er musste nur herausfinden, wie es möglich gewesen sein konnte, dass der Wagen gleichzeitig am Parkplatz eines Restaurants abgestellt und ein paar Kilometer entfernt davon an einem Verbrechen beteiligt gewesen war. Und das dann auch noch beweisen. Aber das konnte für ihn doch nicht so schwer sein, immerhin war er ja Hauptkommissar.
Obwohl, eigentlich hatte er sich ja um die Sicherheit des deutschen Teams zu kümmern. Aber das Jagdfieber war nun einmal da, und dagegen half nur eines: den Fall klären oder zumindest daran mitarbeiten. Mithilfe seines Freundes Mario Palinski sollte es ihm gelingen, alle seine Aufgaben unter einen Hut zu bringen.
* * *
Wilma hatte nur mit einem Ohr zugehört, als Palinski ihr von der Bitte des Ministers berichtet hatte, mit der Frau des slowenischen Ministerpräsidenten einen Ausflug ins Waldviertel zu machen. Kein Wunder, ihr gesamtes Denken und Fühlen war mit Harry beschäftigt, ihrem wunderbaren kleinen Sohn und der schrecklichen Lage, in der er sich seit vielen Stunden befinden musste. Was immer auch sie tat oder dachte, ständig sah sie sein blutiges Gesicht vor sich, dann wieder seine zerschmetterten Glieder, und hörte dazu sein ersterbendes: »Warum gerade ich, Mama ?«
Mit Gewalt musste sich die an und für sich durchaus vernunftbegabte Frau immer wieder zu einer gewissen Disziplin zwingen.
Und dann kam plötzlich der alles befreiende Anruf. Es war ihr Harry, und er teilte ihr ganz cool mit, dass er mit einigen anderen auf dem Weg zur Polizei war, um ein mögliches Verbrechen anzuzeigen. »Aber vorher wollen wir schnell noch ordentlich frühstücken .«
Und das am späten Nachmittag, schoss es Wilma durch den Kopf, und sie musste wie eine Verrückte darüber lachen. Als ob es von irgendwelcher Bedeutung gewesen wäre, wann ihr Herzibinki sein Frühstück wollte.
»Aber geht es dir gut? Bist du verletzt? Hast du schlafen können ?« , sprudelte es aus ihr heraus.
»Es ist alles in Ordnung, Mama«, beruhigte Harry sie. »Tu mir bloß den Gefallen, rufe Irmi an und erkläre ihr das Ganze. Sie muss ziemlich sauer auf mich sein, weil ich die gestrige Ballprobe geschmissen habe .«
»Ja, ja, natürlich mache ich das«, inzwischen schwamm Wilma förmlich in einem Meer von Tränen, das die Anspannung der letzten Stunden aus ihr herausspülte. »Aber Irmi weiß ohnehin schon Bescheid, wir haben schon mehrmals telefoniert. Sie macht sich ebenfalls große Sorgen .«
Harry, dessen subjektives Empfinden des Geschehens völlig von jenem seiner Mutter abwich, kapierte langsam, wie anders die Außenwelt seine und die Entführung der nützlichen Idioten erlebt haben musste. Irgendwie gefiel ihm das, es war schön zu spüren, wie die Menschen sich um ihn gesorgt hatten. Aber jetzt war keine Zeit für sentimentalen Schmus, er musste weiter. »Alles in
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