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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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erklärt, die Gläubigen in der Kapelle des Altersheims zu betreuen«, sagte Wohlrab und zwinkerte Baltasar unauffällig zu.
    »Nun, ich … ich freue mich natürlich über jedes … jedes neue Schaf in unserer Gemeinde. Es hat mich sehr gefreut, aber jetzt muss ich weiter.« Baltasar schüttelte jedem die Hand. »Viel Erfolg mit Ihrem Mikrokosmos.«
    Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass diese Typen die Einwohner tatsächlich wie Insekten unterm Mikroskop studierten.
    Er ging zu Victorias Stand und gönnte sich einen Teller Pichelsteiner mit Brot.
    »Schon einen neuen Anlauf mit der Renovierung gemacht?«
    »Liegt nach wie vor auf Eis. Vielleicht ist es mir nicht vergönnt, Zimmerwirtin zu werden. Eigentlich schade drum, die Räume sind nämlich alle vorhanden. Nur der Zustand …« Sie schwenkte den Kochlöffel in der Luft. »Aber ich habe ja noch meine Gaststube.«
    »Vielleicht kommen ja die Bewohner des Altersheims in Zukunft zum Essen«, sagte Baltasar.
    »Die haben doch in dieser Seniorenresidenz all-inclusive gebucht. Warum sollten die auswärts essen?«
    »Weil ihnen der Fraß aus der Heimküche nicht schmeckt, beispielsweise, und sie sich nach richtigem Schweinsbraten sehnen.«
    »Dann müssen Sie einen Transportdienst einrichten. Viele alte Leute sind nicht mehr gut zu Fuß, und von dort draußen ist es eine kleine Wallfahrt bis ins Zentrum.«
    Baltasar entdeckte zwei Neuankömmlinge: die Kommissare aus Passau, die soeben aus ihrem Auto gestiegen waren.
    »Beeindruckend, was Sie da auf die Beine gestellt haben, Herr Senner«, sagte Oliver Mirwald, »so viel Organisationstalent hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
    »Das habe ich vor allem den Damen aus dem Bibelkreis zu verdanken. Wenn Sie wollen, stelle ich Sie vor, die Damen haben selten Gelegenheit, mit leibhaftigen Kriminalbeamten zu reden, schon gar nicht mit einem, der auch noch Doktor ist.«
    »Wir sind gewissermaßen halb privat, halb dienstlich hier«, sagte Wolfram Dix. »Privat, weil mein Kollege keine Ahnung vom Landleben im Bayerischen Wald hat und ich ihm im Rahmen seiner Ausbildung etwas Heimatkunde nahebringe. Dienstlich, weil wir uns umhören wollen, ob es neue Zeugen zum Mordfall Graf gibt.«
    »Meinen Sie, der Täter könnte ebenfalls anwesend sein?«
    »Auszuschließen ist nichts. Aber wir haben derzeit keinen Hauptverdächtigen.«
    »Gibt es denn eine Spur? Haben Sie sich um die Finanzgeschichte der Firma gekümmert?«
    »Herr Senner, an einem solchen Tag sollten wir nicht diskutieren«, sagte Mirwald. »Wir arbeiten alle Punkte ab, vertrauen Sie uns. Und irgendwann schnappen wir den Mörder. Sie werden es kaum glauben, aber das schaffen wir sogar ohne Ihre Hilfe.«
    »Zumindest sind genug Leute hier, die Anton Graf gekannt haben. Sogar Valentin Moser hat sich hergetraut.«
    »Dieses Bürschchen mit seiner windigen Freundin, die wie Kasperl aus der Kiste auftaucht und eine entlastende Aussage macht.« Mirwald verzog das Gesicht. »Wenn das nicht stinkt.«
    »Hier stinkt überhaupt nichts, Mirwald, atmen Sie ruhig mehrmals bewusst ein und aus. Spüren Sie was?« Dix machte es vor. »Selbst meine Frau wäre begeistert von dieser Landluft und dem Duft der Bratwürste und würde mir auf der Stelle eine Kur verordnen.«
    Der Assistent rümpfte die Nase. »Ich rieche nur Bierdampf, Suppe und Fett.«
    »Genau das ist es!« Dix klopfte ihm auf die Schulter. »Sie machen sich, Mirwald, gratuliere. Das sind die Aromen des Bayerischen Waldes, die Würze des Lebens, die dazu gehört wie Pfeffer und Salz zum Essen. Sie müssen nur lernen, zu unterscheiden zwischen dem unvergleichlichen Grundduft und den Verfeinerungen obendrauf, den Schokostreuseln auf der Torte sozusagen.«
    »Wenn Sie meinen.« Der junge Kommissar sah nicht überzeugt aus.
    »Wie lange bleibt das Haus eigentlich noch versiegelt?«, fragte Baltasar.
    »Wir haben keine Eile. Außerdem sind die Nachlassfragen noch nicht geklärt. Bisher hat niemand seinen Anspruch angemeldet«, sagte Dix. »Hochwürden, was empfehlen Sie uns denn als Imbiss?«
    »Bei uns schmeckt alles, probieren Sie einfach von allem etwas«, antwortete Baltasar. »Und gönnen Sie sich ruhig was, seien Sie nicht zu sparsam, die Erlöse fließen schließlich in die Reparatur des Glockenturms. Außerdem dürfen Sie bei unserem Glücksrad zocken.«
    »Verbotenes Glücksspiel ohne Lizenz?« Mirwald simulierte einen strengen Ton.
    »Erlaubtes Spenden mit göttlicher Lizenz«, antwortete Baltasar.
    Ein Mann

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