Baltasar Senner 03 - Busspredigt
blätterte in den Papieren. »… ich fasse zusammen: Verletzung der inneren Organe und Blutverlust.«
»War ja nicht zu übersehen bei dem riesigen Glassplitter. Und die Zeugen?«
»Die Anwohner haben nichts mitgekriegt, kein Wunder, der Tatort ist abgelegen, da könnten höchstens Spaziergänger etwas gesehen haben. Wir sollten einen Aufruf in Zwiesel veröffentlichen und Plakate rund um den Park aufhängen, möglicherweise meldet sich jemand.«
»Gute Idee, es kann doch nicht sein, dass niemand etwas bemerkt hat, immerhin ist das ein öffentlicher Park, kümmern Sie sich drum.« Ein winziger Happen noch.
»Die Durchsuchung von Herrn Grafs Anwesen wäre dringender.«
»Meinetwegen. Kümmern Sie sich drum.«
»Das fällt in unseren Aufgabenbereich. Wir könnten gleichzeitig nochmals den Pfarrer verhören, würde mir Spaß machen. Ein netter Ausflug wäre es obendrein.«
Ein Ausflug. Das war die Lösung. Ein Spaziergang ist eine Fitnessmaßnahme, das verbrennt Kalorien. Am Ende half dieser Apfelkuchen sogar beim Abnehmen. Dix schob sich den Rest in den Mund und machte ein Zeichen zum Aufbruch.
*
Vor dem Haus des Opfers Graf wiesen sie das Team zur Spurensicherung ein. Die eingeschlagene Fensterscheibe zog die Aufmerksamkeit Mirwalds auf sich.
»Da war offensichtlich jemand vor uns da.« Er winkte seinen Kollegen. »Die Stelle bitte zuerst untersuchen.«
»Hallo, Herr Kommissar.«
Dix drehte sich um und bemerkte Baltasar Senner am Gartenzaun.
»Gibt’s schon neue Ermittlungsergebnisse?«
»Guten Tag, Hochwürden. Das trifft sich gut, wir wollten Sie eh noch besuchen.«
»Soll ich rüberkommen?«
Dix winkte ihn zu sich. »Sie wissen doch, wir dürfen nichts über unsere Arbeit sagen.«
Mirwald begrüßte den Pfarrer und wies auf das Küchenfenster. »Können Sie dazu Angaben machen?«
»Hat Ihnen Quirin Eder den Schaden nicht gemeldet?«
Dix schüttelte den Kopf, und der Pfarrer berichtete von dem Zusammentreffen mit dem Sohn des Opfers. »Seltsam, er hat versprochen, die Polizei zu informieren.«
»Seit wann melden Einbrecher ihre Tat freiwillig?« Mirwald rümpfte die Nase. »Das Bürscherl nehmen wir uns noch zur Brust, keine Sorge. Wir hatten ihn angerufen, weil er laut Akten der nächste Angehörige ist. Aber dass er gleich …«
»Mitgenommen hat er nichts, soweit ich sehen konnte«, sagte Senner.
Dix legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Hochwürden, Sie mögen auf Ihrem Gebiet ein Fachmann sein, aber mit Einbrüchen kennen wir uns besser aus. Das Ganze wirft ein schräges Licht auf diesen Herrn Eder. Wir werden ihn befragen, schließlich ist er ein möglicher Verdächtiger.«
»Der junge Mann wird hoffentlich nicht so dumm sein und etwas Falsches tun. Vermutlich hat er nur vergessen, Sie anzurufen. Und für einen richtigen Einbrecher hat er sich ziemlich dilettantisch angestellt. Übrigens, Sie werden auf jeden Fall auch von mir Fingerabdrücke finden«, sagte der Pfarrer. »Ich war regelmäßig bei Anton zu Gast.«
»Und da haben Sie natürlich alles angefasst, na klasse.« Mirwald verdrehte die Augen. »Das macht unseren Kollegen die Arbeit nicht gerade leichter.«
»Vielleicht kann ich den Beamten mit Hinweisen helfen.« Senner ging zur Eingangstür.
Mirwald hielt ihn fest. »Stopp, Hochwürden. Das ist polizeiliches Sperrgebiet. Nichts für neugierige Nachbarn. Unsere Spezialisten wissen, was zu tun ist, glauben Sie mir.«
»Noch etwas, Hochwürden. Wir müssen Sie das fragen.« Dix senkte die Stimme, als wolle er etwas Unanständiges erzählen. »Wo waren Sie zur Tatzeit?«
»Ob ich ein Alibi habe? Verdächtigen Sie mich, Anton … Anton umgebracht zu haben? Das ist doch lächerlich!«
»Reine Routine, verstehen Sie?«
»Nein, das ist nicht nur Routine«, unterbrach Mirwald seinen Kollegen. »Herr Senner war einer der Letzten, der Kontakt zu dem Opfer hatte. Also ist er erst mal ein Verdächtiger. Vielleicht haben Sie sich gestritten, das soll unter Nachbarn vorkommen, er hat Sie provoziert, möglicherweise Ihre Autorität als Geistlicher infrage gestellt, da sind Sie ihm nachgefahren, und der Streit eskalierte …«
»Welch ein Schmarrn! Sie sollten sich mehr auf das Sammeln von Fakten konzentrieren, Herr Doktor, und Ihren Eifer in die richtigen Bahnen lenken. Anton war mein Freund. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen!«
»Herr Senner, bleiben Sie ruhig, bitte.« Dix sah ihn an. »Sie haben uns immer noch nicht verraten, was Sie zum fraglichen Zeitpunkt
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