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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Barow
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konnte da
noch Nein sagen? Fast wäre ihm ein Kompliment rausgerutscht, als er seine
Kollegin mit ihrer knappen weißen Bluse und dem schmalen Rock vor sich stehen
sah. Dann fiel ihm ein, dass er eigentlich noch ein wenig sauer war und
außerdem das Kompliment eines Mannes vermutlich so viel Eindruck bei ihr
hinterlassen würde wie Ameisenfußstapfen im Urwald. So sagte er nur: »Gehen
wir. Es scheint gerade trocken zu sein.«
    Als sie vor die Tür traten, schickte die Sonne tatsächlich
schon wieder ein paar vereinzelte Strahlen aus einem ansonsten noch
wolkenverhangenen Himmel und ließ ahnen, dass dieser Tag wieder warm werden
würde.
    »Schau mal, du wirst beobachtet.«
    Frank schrak zusammen. »Wieso?«, fragte er irritiert.
    »Nicht wieso, sondern von wem, müsste die Frage lauten,
Kollege«, erwiderte Klara vergnügt und zeigte auf ein Fenster im ersten Stock
ihrer Pension.
    Da stand sie wieder. Winkte und lächelte.
    »Du glaubst wohl, zwei Eisen im Feuer sind besser als keins?«,
lachte Klara.
    »Ach was, ich weiß nicht mal, wie sie heißt. Sie verrät mir
ihren Namen ja nicht«, sagte er vorwurfsvoll. »Ist echt nicht mein Glücksaufenthalt
hier«, maulte er. »Aber gleich, den BM, den kochen wir uns weich. Da gibt’s
Erfolg auf der ganzen Linie.«
    »Wir sollen nur vorsichtig unsere Fühler ausstrecken. Und die
Sache mit den Elektrokarren ansprechen. Sonst nichts. Vergiss das nicht. Den
Erfolg wird dann unser Chef einstecken. So läuft die Abwicklung.«
    »Ja, ja, ist schon gut. Wir breiten den roten Teppich aus für
unseren Chef. Wie sich das gehört.« Langsam reichte es ihm. Er wollte das Ding
unter Dach und Fach bringen und seinen Vater beeindrucken, nicht mit
eingezogenem Schwanz vor seiner Tür stehen. Er lachte auf. Im wahrsten Sinne
des Wortes …
    Was hatte die Sekretärin gesagt? Erst durch die erste Glastür,
dann durch die zweite, dann bis zum Ende des Ganges.
    Er klopfte und hörte gleich darauf ein resolutes »Herein«.
    »Der Chef wartet schon.« Die Frau im Vorzimmer des
Bürgermeisters verschwand beinahe hinter dicken Aktenstapeln. Sie zeigte auf
eine schwere Holztür. »Gehen Sie man hinein.«
    Als Frank die Tür öffnete, fiel sein Blick sofort auf die
mächtige Erscheinung, die hinter einem mächtigen Schreibtisch thronte. Zwei
winzige Schweinsäuglein blickten die beiden aus einem kugelrunden roten Gesicht
an. Der Mann hat es gut, dachte Frank mit einem Blick auf die spiegelblanke
Glatze, die nur knapp von ein paar Büscheln fettiger Haare eingerahmt wurde. Der
muss morgens seine Zeit wenigstens nicht mit Kämmen vergeuden. Zumindest hat
der heute Morgen diese Zeit nicht aufgewendet. Eindeutig!
    Der Mann saß zurückgelehnt in einem riesigen Bürostuhl, der bei
jedem Wippen leise quietschte, und hatte die Hände über seinem Bauch gefaltet.
»Enno Lohmann, wie Sie sicher wissen. Was kann ich für Sie tun, meine
Herrschaften? Sie wissen ja, für den Gast das Beste, nicht wahr?«
    Frank merkte, wie sich der Blick des Bürgermeisters an der
Bluse seiner Kollegin festfraß.
    »Fühlen Sie sich wohl? Traumhaftes Wetter, nicht wahr?«
    »Herr Lohmann, wir sind nicht als Gäste hier, sondern wir sind
Mitarbeiter der Firma Wybrands und möchten Sie sehr herzlich von meinem, äh,
unserem Chef grüßen.«
    Er sah, wie sich die Miene des Bürgermeisters unwillig verzog.
»Ach, da hat mich meine Sekretärin wieder völlig falsch unterrichtet. Was will
man verlangen.« Dann fuhr Lohmann weinerlich fort: »So, so, früher kam Wybrands
noch selber vorbei. Jetzt schickt er Unter… « Er stockte kurz. »Allerdings,
wenn die Mitarbeiter so nett sind wie Sie, soll es mir recht sein.« Er hatte
seine fleischigen Unterarme auf den Schreibtisch gelegt und säuselte mit
schmachtenden Blicken zu Klara: »Nehmen Sie Platz, meine Herrschaften, nehmen
Sie Platz.«
    Frank drohte der Kragen zu platzen, noch bevor das Gespräch
angefangen hatte. Was für einen blöden Typen hatten sich die Insulaner da denn
an den Hals geholt? Was bildete der sich eigentlich ein? Frank fühlte sich
unwohl. Zudem kroch ein süßlich-scharfer Geruch in seine Nase. Er merkte, dass
es Klara ebenso ging, und wünschte sich sehnlichst, hier ganz schnell wieder
rauszukommen. Er öffnete seine Ledertasche, entnahm ihr eine flache Schachtel
und legte sie auf den Schreibtisch.
    Mit einer Geschwindigkeit, die Frank dem Mann niemals zugetraut
hätte, griff Lohmann danach und öffnete sie ungeduldig. »Blinker! Mein Gott,
wie schön!« Seine

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