Baltrumer Bitter (German Edition)
lächelte verhalten zurück. »Mach du man. Ich kümmere mich
um das Geschäft. Was ist, willst du gleich runter zum Strand oder erst mit zur
Pension gehen?«
»Ich muss mich umziehen. Natürlich komme ich mit.« Klara stand
auf und versuchte mit den immer noch aufgebracht energischen Schritten ihres
Kollegen mitzuhalten.
Eigentlich war ihr gar nicht klar, warum sie beide jetzt noch
auf der Insel bleiben sollten. Zumal ihr Chef ihnen keine Handlungsvollmachten
mit auf den Weg gegeben hatte. Es reichte völlig, wenn einer vor Ort blieb und
mit den Steenkens sprach. Und da Frank bereits Kontakt aufgenommen hatte,
konnte der das durchziehen. So wäre sie schon viel eher wieder bei ihrer
Freundin und am Baggersee. Aber sie würde einen Teufel tun und Frank hier
alleine die Lorbeeren einheimsen lassen.
Allerdings hatte sie keine sinnvolle Idee, wie sie ihm zuvorkommen
konnte. Sollte sie selbst noch mal mit diesem schmierigen Bürgermeister reden?
Vermutlich würde sie nicht heile aus seinem Zimmer wieder rauskommen. Lieber
nicht. Da wäre es sinnvoller, wenn Frank ihr das Gespräch mit Steenken
überlassen würde. Aber ihr Kollege würde sicher im Traum nicht daran denken,
zumal sie ihn am Abend zuvor so abserviert hatte.
Nun ja, ein kleiner Vorstoß konnte nicht schaden. »Sag mal,
soll ich mit unserem Vermieter reden? So von Frau zu Mann?«
»Was soll das denn jetzt? Ich dachte, du willst zum Strand und
dich auf Kosten meines … äh … unseres Chefs bräunen lassen?« Franks Stimme
troff vor Zynismus. »Danke nein. Das mache ich schon. Wir können uns ja nachher
zum Abendessen treffen, und ich erzähle dir von meinen Erfolgen.«
»Weißt du was? Du kannst mich mal. Wir sollen das hier zusammen
durchziehen, hat der Chef gesagt. Da war von Alleingang nicht die Rede.« Klara
ignorierte völlig, dass sie gerade noch über Heimkehr und Baggerseen sinniert
hatte.
»Von einem Alleingang an den Strand genauso wenig«, war Franks
prompte Entgegnung. »Ich schlage vor, wir passen uns erst einmal dem Wetter an.
Wir machen gemeinsam Strandpause. So kannst du auf mich und ich auf dich
aufpassen. Danach werden wir zum Angriff blasen.«
Klara stöhnte innerlich auf. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
Hoffentlich fing der nicht wieder an zu baggern. So nett nebeneinander auf den
Badehandtüchern … Wäre doch bloß Sonja hier! Andererseits war es nicht
schlecht, den Typen im Auge zu haben. Sie nickte. »Okay. So machen wir’s. Also
Badeklamotten an und los.«
*
Jedes Körnchen Sand schien belegt, als sie am Strandabgang
beim Strandhotel Wietjes ankamen. »Dabei sind die Tagesgäste mit ihren
Strandmuscheln noch gar nicht da«, bemerkte Klara mit einem Blick auf ihre Uhr.
»Das Schiff kommt gleich erst an. Wo sollen wir denn hin?«
»Lass uns hier vorne bleiben. Zum Badestrand ist es nicht weit,
und ich habe echt keine Lust, so lange durch den Sand zu stapfen.« Frank lief
die Schräge hinunter, dann ein paar Meter nach rechts. Er zog seine Sachen aus
und ließ sich elegant auf sein Badehandtuch gleiten. Klara wäre liebend gerne
weiter am Strand entlanggegangen und hätte sich erst hinter den weißen Körben
in den Sand fallen lassen, aber sie wollte ihren Kollegen nicht schon wieder
verärgern. So entspannt, wie es ihr eben möglich war, machte sie es sich neben
ihm gemütlich.
»Sehen wir nicht wie ein glückliches junges Paar aus?«, holte
Franks Stimme sie aus ihren Träumen. »Es könnte alles so schön sein. Du und
ich. Die Firma …«
Halt die Klappe, dachte Klara und murmelte: »Verlorene
Liebesmüh, mein Bester. So, nun lass mich schlafen.«
»Okay. Aber nur, wenn ich meinen Arm um dich legen darf.«
»Untersteh dich. Ich will meine Ruhe haben.« Klara war drauf
und dran, mindestens einen Meter Abstand zwischen sich und Frank zu schaffen,
kam sich dann aber ziemlich blöd vor. Was sollte hier in der Öffentlichkeit
schon passieren, außer dass sie ihm noch einmal ganz klare Grenzen aufzeigen
musste.
Sie schloss die Augen und war gerade weggedummelt, als sie von
einem Schatten geweckt wurde, der sich zwischen sie und die Sonne geschoben
hatte.
Sie schoss hoch und merkte dabei, wie Franks Hand von ihrem
Bauch rutschte. Auch er war durch ihre ungestüme Bewegung aufgeschreckt und saß
aufrecht auf seinem Handtuch. Zwischen ihnen stand Sonja mit wutverzerrtem
Gesicht.
*
Der Gedanke ließ ihn
nicht los. Eine Genossenschaft. Was er gestern beim Abendessen so dahingesagt
hatte, erschien ihm plötzlich als
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