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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Barow
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würde, dafür
würde er sorgen. Mochte sich seine Kollegin doch stylen. Für das Gespräch mit
dem Bürgermeister vielleicht gar nicht schlecht. Er selbst würde davon
vermutlich während ihres Aufenthaltes nicht profitieren. Das hatte sie ihm am
Abend zuvor deutlich klargemacht. Was war er sauer gewesen! Noch immer nagte an
ihm, dass Klara eine Frau ihm vorzog. Eigentlich unglaublich! Aber er hatte
sich nichts anmerken lassen, und er würde sicher nicht aufgeben. Neuer Abend,
neues Glück.
    »Hallo, ist hier jemand?« Vorsichtig öffnete er die Tür, hinter
der er die Küche vermutete. Volltreffer. »Frau Steenken?«
    Er machte einen Schritt in den Raum, und da war sie wieder.
Sein Engel von der Liege. Sie stand vor der offenen Spülmaschine und blickte
aus dem Fenster. Dann drehte sie sich langsam um und lächelte ihn an.
    »Hallo, wir kennen uns von gestern«, sagte er beinahe behutsam.
»Möchten Sie mir nicht sagen, wie Sie heißen?« Er erhielt keine Antwort. Warum
sprach sie nicht mit ihm? Was hatte das zu bedeuten? Jeder Mensch sagte doch
was, wenn er freundlich angesprochen wurde. Er war doch freundlich gewesen!
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Frank zuckte zusammen.
    »Herr Visser, was kann ich für Sie tun?« Margot Steenken hatte
sich an ihm vorbei in die Küche geschoben, schaute zuerst ihre Tochter an, die
selig lächelte, dann schickte sie einen unruhigen Blick zu ihm.
    Er war gespannt. Jetzt würde sie bestimmt erklären, wer die
stumme, wunderhübsche Frau war, die langsam Tasse für Tasse in die Spülmaschine
stellte.
    Aber nichts! Frau Steenken stellte sie nicht vor, und er wagte
nicht zu fragen. Er durfte die Vermieterin keinesfalls schon verärgern, bevor
das Gespräch überhaupt angefangen hatte. Frank hatte wichtige Dinge mit ihr zu
besprechen. Er wollte seinem Vater unbedingt zeigen, dass er ein Siegertyp war.
Denn das war es, was sein Vater von ihm erwartete.
    »Also, eigentlich …«, stotterte er. »Also eigentlich geht es
nur um eine – wie soll ich mal sagen? – ausgefallene Frage. Wir hörten gestern
auf der Straße ein Gespräch. Da bekamen Frau Ufken und ich mit, dass Ihnen ein
altes leerstehendes Haus im Ostdorf gehört. Und wir – ja, wir sind schon so
lange auf der Suche nach einem dieser Häuser. Da haben wir gedacht, was für ein
Zufall, da fragen wir einfach mal.« Er war stolz auf sich, wie er mit leichtem
Zittern in der Stimme den Schüchternen gab.
    »Dann fragen Sie doch mal. Aber wenn Sie fragen wollen, ob es
zu verkaufen ist, dann sollten Sie mit meinem Mann reden. Er kümmert sich
darum«, sagte Margot Steenken entschieden.
    »Sie meinen, dass das Zweck hat? Ihr Mann würde mich nicht auf
der Stelle rausschmeißen?« Frank merkte, wie sich trotz aller Coolness, die er
für sich beanspruchte, Aufregung in ihm breitmachte.
    »Warum sollte er? Mein Mann ist ein sehr freundlicher Mensch.
Mehr als Nein sagen kann er nicht, oder? So, jetzt habe ich zu tun. Die Arbeit
macht sich nicht von alleine, wie es so schön heißt. Übrigens – am späten
Nachmittag ist mein Mann wieder zu Hause. So lange müssen Sie sich gedulden.«
    Es war an der Zeit zu gehen. Zu gerne hätte er jedoch noch
gewusst, wer das Mädchen war, das einfach nicht mit ihm sprechen wollte. Er
musste es wissen! Zumal sie ihn nun schon seit seinem Eintreffen ununterbrochen
angeschaut, die Tassen immer langsamer eingeräumt und es dann schließlich ganz
gelassen hatte.
    »Entschuldigen Sie, Frau Steenken, darf ich noch eine Frage
stellen?« Er blickte zu der jungen Frau hinüber, deren Gesicht inzwischen eine
aufgeregt rote Farbe angenommen hatte. »Bitte sagen Sie mir, wer dieser Engel
ist. Sie möchte mir keine Antwort geben.«
    Kurze Zeit schwieg Frau Steenken, dann sagte sie: »Wenn sie
Ihnen keine Antwort geben möchte, dann wird das wohl so sein. Nun muss ich wirklich
die Frühstückstische abräumen.«
    Verwundert registrierte er, dass sich in ihre immer noch
freundliche Stimme ein klirrender Ton eingeschlichen hatte. Fürs Erste würde er
es aufgeben. Fürs Erste. Er würde den Engel schon zum Reden bringen. Und noch
zu ganz anderen Dingen.
     
    Beschwingt lief Frank hinauf zur Wohnung. Das ging ja alles
in allem leichter als gedacht. Jetzt noch ein wenig Druck beim Bürgermeister
machen, dann war die Aufgabe, die ihnen sein Vater aufgetragen hatte, in
trockenen Tüchern.
    Klara sah atemberaubend aus. Wenn der erste Mann der Insel da
nicht schwach wurde … Dazu noch Franks unschlagbare Argumente, wer

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