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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Barow
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toskanischen Lavendelfelder
erinnerte, die Margot und ihn vor Jahren mit ihrem Duft und dem bis ans
Firmament reichenden Lila so beeindruckt hatten.
    Arnold stellte sein Fahrrad hinter dem Haus ab und ging in den
Garten. Kein Mensch war zu sehen. Selbst Hilda, der es eigentlich nie zu heiß
sein konnte, hatte offensichtlich kapituliert. Nur die Meerschweinchen standen
unter dem Sonnenschirm, waren aber zu träge, um sich zu bewegen.
    Er würde duschen und in der erträglichen Kühle seines
Kellerraumes verschwinden. Dort wartete seine neueste Kreation auf die
Weiterverarbeitung. Im Flur fiel er beinahe über einen Karton, der vor der
Garderobe stand. Perfekt. Die neuen Flaschen waren angekommen. Jetzt konnte es
losgehen.
    Aus der Küche hörte er leises, melodisches Summen. »Hallo,
Hilda«, begrüßte er seine Tochter lächelnd. »Na, wie geht es dir? Hast du einen
schönen Tag gehabt?«
    Hilda nickte kaum merklich. Wenn er nicht so viel Erfahrung mit
den Reaktionen seiner Tochter gehabt hätte, wäre es ihm vermutlich gar nicht aufgefallen.
Sie hatte ein Spültuch in der Hand und wischte damit über den großen eichenen
Küchentisch. Immer und immer wieder.
    »Falls du mich suchst: Ich
bin im Keller«, sagte er im Hinausgehen. Manchmal machte es ihm nichts aus, an
anderen Tagen konnte er es kaum ertragen, sie so zu sehen.
    *
    Klara Ufken hatte ihr Kostüm gegen eine kurze Hose und ein
Top getauscht und war auf dem Weg zum Strand. Was hatte ihre Vermieterin
gesagt? Bis zur Inselglocke und dann links halten. Sie lief die Dorfstraße
hoch, am Café Tant’ Dora vorbei, und meinte schon den typisch würzigen Geruch
des Meeres zu spüren. Sie hatte sich mit Frank für den frühen Abend verabredet
und genügend Zeit, sich noch ein paar Stunden in den Sand zu packen, die Augen
zu schließen und sich zu entspannen. Morgen würde sie sich mit dem neuen
Projekt ihres Chefs beschäftigen.
    Der Bauunternehmer Jan Wybrands war auf der Insel kein
Unbekannter. Immer wieder kaufte er Häuser von Insulanern, die ihre Immobilie
loswerden wollten. Sei es, weil sie die Insel verließen, oder weil sie einfach
zu alt waren und die Kinder den Betrieb nicht übernehmen wollten. Dann kam
Wybrands’ große Stunde.
    Sie lächelte leicht. Erst kürzlich hatte sie an einem Verkaufsgespräch
teilgenommen. Zum Schluss hatte ihr Chef das ältere Ehepaar so weit gehabt,
dass die wirklich glaubten, er, Wybrands, würde ihnen einen selbstlosen
Gefallen tun, wenn er ihr Haus kaufte. Die Leute waren so glücklich darüber,
dass sie aus lauter Dankbarkeit auf jede Menge Kohle verzichteten. Klara hatte
die Freude ihres Chefs über das Schnäppchen fast körperlich spüren können. Er
schien vor Begeisterung zu vibrieren. Sie hoffte, noch viel von dem Mann zu
lernen.
    Aber dafür mussten Frank und sie diesen Auftrag gut über die
Bühne bringen. Da kannte ihr Chef keinen Spaß. Zwei alte Insulanerhäuser waren
ihm zum Kauf angeboten worden. Das große Projekt, das er nach dem Abriss der
Häuser auf den Grundstücken verwirklichen wollte, bedurfte einiger Vorplanung.
Für morgen stand ein Gespräch mit dem Bürgermeister auf dem Programm. Sie
sollten ihm unverbindlich auf den Zahn fühlen, hatte der Chef ihnen mit auf den
Weg gegeben. Endgültiges würde er dann mit ihm persönlich besprechen.
    Beim Frühstück würden sie die Stimmung im Hause Steenken
testen. Ob da was ging oder nicht.
    Als sie beinahe über eine Hundeleine stolperte, schreckte sie
aus ihren Gedanken auf. Am Ende der Leine hing ein lauthals bellender Dackel,
der mit einem Bernhardiner auf der anderen Straßenseite Kontakt aufgenommen
hatte. Sie umrundete Dackel und Frauchen in einem großen Bogen.
    Ihr Telefon klingelte. Sie griff in die Tasche ihrer Shorts,
nur um festzustellen, dass das Teil nicht in der Hose, sondern tief in ihrem
Beutel unter dem Handtuch und dem Buch vergraben war. Los, verdammt! Wo steckst
du?
    Als sie das Handy herauszog, schwieg es bereits. Sonja. Sie setzte
sich auf eine der Holzbänke neben dem gelben Eispavillon und wählte. Sofort meldete
sich ihre Freundin mit der rauen Stimme, in die sie sich auf einer Party spontan
verliebt hatte. »Hallo, Schatz. Na, wie geht’s? Was macht der Auftrag?«
    »Bis jetzt noch gar nichts. Spiele Urlauberin und erkunde die
Gegend. Morgen wollen wir loslegen. Da hat sich der Wybrands ein echt dickes
Ding vorgenommen.« Klara lachte. »Wenn wir damit erfolgreich sind, dann ist
unsere Hochzeitsreise gesichert.« Im nächsten

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