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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Barow
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ihm abwechselte. Nur
Amir, den hatte Berend Luiken ihm noch nicht abgenommen. Zumindest was die
frühmorgendlichen Bedürfnisse des Heidewachtels anbelangte.
    Er nahm seine Dienstjacke vom Haken, leinte den Hund an und
machte sich auf seinen Rundgang. Amir schien erheblich wacher als sein
Herrchen. Immer wieder sprang er an ihm hoch, obwohl Sandra und er schon so oft
versucht hatten, das dem Tier abzugewöhnen. Dann lief Amir wieder voraus,
soweit es die Länge der Leine zuließ. Auf den Straßen war es totenstill. Es war
genau die Zeit, zu der die ganze Insel im Tiefschlaf lag. Nur aus der Backstube
drang ein schwacher Lichtstrahl. Der Bäcker war bereits damit beschäftigt, nach
und nach Tausende von Brötchen in den Ofen zu schieben und alles für den Moment
vorzubereiten, wenn der Laden um sieben seine Türen öffnete.
    Röder liebte diese Stunde, wenn die Dämmerung ihre ersten
matten Strahlen über die Insel entließ. Selbst von der riesigen Schar
Lachmöwen, die sonst mit ihrem unglaublichen Geschrei auf sich aufmerksam
machten, war nichts zu hören. Nur das Rauschen des Meeres drang beruhigend an
sein Ohr. Sonst war nichts als Stille.
    Sogar Amir schien die besondere Stimmung zu spüren und lief
friedlich neben ihm her. Ab und zu blieb der Hund stehen, schnüffelte
aufmerksam an dem einen oder anderen Zaunpfahl. Dann gingen beide weiter, an
der evangelischen Kirche vorbei bis zur Schule, dann links und in einem Bogen
wieder zurück zur Polizeistation.
    Michael Röder schaut auf die Uhr. Sollte er wieder ins Bett
gehen? So ein Stündchen Schlaf konnte er wohl noch gebrauchen. Röder gähnte. Er
hatte am Abend zuvor noch lange nach Wybrands gesucht. Leider erfolglos. Dessen
Handy war ausgeschaltet gewesen. Sollte er es jetzt noch mal versuchen?
Vielleicht hatte er um diese Uhrzeit das Überraschungsmoment auf seiner Seite.
Schließlich gehörte der Mann zu den Personen, mit denen sie am dringendsten
sprechen mussten. Immerhin war der wie von Furien gehetzt von dem sterbenden
Bürgermeister weggelaufen.
    Die Ermittler hatten abends beim Bier jeder für sich noch eine
Einschätzung der Lage abgegeben. Arndt, Berend und er waren zu der Überzeugung
gelangt, dass eine ganze Menge Leute zum Kreis der Verdächtigen gehörten. Da
waren Klara Ufken und Sonja Bartels. Die drei Steenkens. Allerdings hatte er
für sich Margot und Arnold ausgeschlossen. Und Hilda kam für ihn als Mörderin
per se nicht in Frage. Er hatte sich allerdings seinen Kollegen gegenüber mit
seiner Meinung zurückgehalten. Nicht, dass die wieder auf falsche Gedanken
kamen. Auch Klaus Kockwitz war außergewöhnlich schweigsam geblieben.
Offensichtlich hing ihm die Unstimmigkeit mit seinen Kollegen immer noch nach.
    »Amir, psst. Leise. Nicht bellen. Sonst wacht Sandra auf«,
flüsterte er dem Hund zu, als er die Tür zur Wache aufschloss.
    Dann natürlich Wybrands. Röder war sich sicher, dass der Mann
mit der aufgehenden Sonne versuchen würde, von der Insel zu kommen. Mit etwas
Glück hätten sie ihn dann im Sack. Ansonsten müsste eben Verstärkung vom
Festland bei der Suche helfen.
    Sein Bürostuhl knackte bedrohlich, als er sich darauf niederließ.
Er lehnte sich zurück, faltete die Hände vor dem Bauch und begann nachzudenken.
Etwa zwei Minuten. Dann erfüllte ein gleichmäßiges Schnarchen den kleinen
Wachraum.
     
    Er kam erst wieder zu sich, als es vernehmlich an der Tür
der Polizeiwache klopfte. Röder schoss hoch, ebenso wie Amir, der es sich neben
seinem Stuhl bequem gemacht und die Ruhepause seines Herrchens seinerseits für
ein Schläfchen genutzt hatte. »Ja, bitte?«
    Langsam öffnete sich die Tür und Jan Wybrands steckte den Kopf
herein. Röder glaubte für einen Moment, er befände sich noch in tiefsten Ermittlungsträumen,
aber Wybrands’ Auftritt machte ihm schnell klar, dass die Realität vor ihm
stand. Inzwischen war die Sonne aufgegangen und beleuchtete den Mann mit
unnachgiebiger Härte. Das Haar hing ihm wirr ins Gesicht, seine sonst so
selbstsichere Ausstrahlung glich nun eher der eines Eiswürfels in der Wüste.
Seine Schultern waren nach vorne in seine Jacke gefallen, und in seinen Augen
stand nichts als Verzweiflung. Immer wieder wischte er sich mit der rechten
Hand durchs Gesicht, in der linken hielt er krampfhaft seine Aktentasche, als
ob es das Letzte war, was ihm noch Halt geben könnte.
    »Ich … ich muss mit Ihnen reden. Gott sei Dank, dass ich Sie
hier antreffe. Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht weiter. Bitte

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