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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Barow
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seiner Fantasie entsprungen? Er schaute ihn verwirrt
an.
    »Hilda. Ich liebe sie. Darum geht es hier! Alles andere –
deine Scheißpolitik – kannst du dir in den Hintern stecken«, schrie Hanefeld.
    Er konnte es nicht glauben. Er wollte es nicht hören. Wollte
nicht hören, was er seit zwei, drei Jahren immer wieder von sich weggeschoben
hatte. Wenn sie gemeinsam seine neueste Kreation ausprobierten. Wenn Hanefeld
die Sprache auf seine Familie gebracht hatte. Wenn sein Kollege sich nach Hilda
erkundigt hatte. Er hatte regelmäßig abgelenkt und von anderen Dingen zu reden
begonnen. »Georg, überlege doch mal. Das hätte keine Zukunft gehabt. Wie hättet
ihr euch verständigen wollen? Nur Margot und ich wissen, was in ihr vorgeht.
Begreif das doch.«
    »Begreifen? Du solltest etwas begreifen!«, schrie
Hanefeld nun. »Sie ist eine erwachsene Frau. Ich will nicht auf sie verzichten.
Wir kommen prächtig miteinander aus. Und – sie führt ein eigenes Leben, dass
du es nur weißt.«
    Er wollte es nicht hören, trotzdem musste er nachfragen. »Was
heißt das, sie führt …?«
    »Sie hat mich besucht. Schon oft.« Stolz schwang plötzlich in
Hanefelds Stimme. »Ich habe ihr meine Bilder gezeigt. Sie war ganz begeistert.
Wie sie mich dann immer angesehen hat, wenn ich ihr erklärt habe, dass ich die
Fotos gemacht habe …«
    »Hör auf. Bilder gezeigt. So nennt man das neuerdings. Früher hieß
das ›Briefmarkensammlung‹«, sagte er zynisch. »Dass ich nicht lache. Was hast
du sonst noch mit ihr gemacht, du Arschloch?« Arnold konnte sich nicht mehr beherrschen.
Egal was dieser Kerl mit ihm veranstalten würde. Er bekam nicht aus dem Kopf,
was das Bild ihm zu sagen versuchte. Seine Hilda. Nein, das durfte nicht sein!
    Hanefeld richtete den Halogenstrahler an die Wand und riss mit
einem Ruck einen braunen Vorhang zur Seite. »Hier! Und hier! Und hier! Alles
Hilda, Hilda, Hilda. Reicht es dir noch nicht? Willst du noch mehr sehen? Wann
glaubst du mir endlich?«
    Er konnte es nicht fassen. Seine Tochter. Zu allen Tageszeiten.
In jeder Jahreszeit. Überall. In den Dünen. Am Strand. Zu Hause in der
Hängematte, die Meerschweinchen im Arm. Und – nein, das konnte nicht wahr sein.
Hanefelds Wohnzimmer. Das Sofa, auf dem er selber schon bei der Geburtstagsfeier
seines Kollegen gesessen hatte.
    »Na, jetzt sagst du nichts mehr, oder?«
    Er hatte nichts gemerkt. Georg fröhlich zugewinkt, wenn der mit
seiner Kamera an seinem Haus vorbeispaziert war. »Na, wieder auf der Suche?«,
hatte er ihm neulich noch zugerufen, und der Mann hatte lachend genickt. Was
Steenken allerdings gar nicht in den Kopf wollte, war die Überlegung, wann
Hilda bei Hanefeld gewesen sein sollte.
    Er musste unbedingt Margot fragen, ob seine Tochter oft
unterwegs gewesen war. Obwohl – er müsste es eigentlich selbst wissen. Der Mann
war sein Kollege. Der mit ihm zusammenarbeitete. Wenn er nicht gerade krank
war. Aber immerhin blieben sonst ja auch noch die Mittagspause und der späte
Nachmittag. Oder hatte sich Hilda nachts rausgeschlichen? Er konnte es sich
einfach nicht vorstellen. Margot … – Er stöhnte. Würde er je die Gelegenheit haben,
wieder mit seiner Frau zu sprechen? Nichts wünschte er sich im Moment sehnlicher.
Er musste raus hier.
    Vorsichtig versuchte er, die groben Hanfseile zu lösen, mit
denen seine Arme an den blauen Plastikgartenstuhl gefesselt waren. Doch je mehr
er seine Hände bewegte, desto stärker zog sich das Seil um seine Handgelenke.
    »Und – wie soll das hier nun weitergehen?« Durch das
Butzenfenster sah er einen einzelnen hellblauen Streifen am östlichen Himmel.
Er hätte zu gern gewusst, wie spät es war. Die Sonne war noch nicht aufgegangen,
aber offensichtlich war er einige Stunden bewusstlos gewesen. Was Margot wohl
denkt, wenn ich einfach nicht nach Hause komme?, fragte er sich verzweifelt. Ob
sie wohl die Polizei benachrichtigt?
    »Ich will, dass du einwilligst, dass Hilda und ich heiraten. So
bald wie möglich. Ich bin mir ganz sicher, dass sie das auch möchte. Schau
mal«, Hanefeld zeigte verzückt auf ein Bild, das Hilda in den Randdünen zeigte.
Strahlend schaute sie in die Kamera »Wie glücklich sie ist. Mit mir.«
    Arnold schloss die Augen. Er konnte es nicht mehr ertragen. Der
Mann war gefährlich. Völlig vernagelt. Der würde doch alles tun, um an Hilda
ranzukommen.
    Wirklich alles?
    »Ja, sie hat mich abends besucht. Hier bei mir war sie. Stand
eines Abends vor meiner Haustür. Und ich habe

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