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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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ihn?«
    Claudia Jung hatte sich auf den vor dem Schreibtisch bereitstehenden Besucherstuhl gesetzt und lächelte Frau Motschenbacher etwas kumpelhaft an. Doch die brauchte eigentlich gar keine Aufforderung zum Reden.
    Gedehnt sagte sie: »No ja, gut ausgschaut hot er scho … Des muss mer na lossn.« Sie strich sich übers Haar. »Die Madla hom’s na ned schwer gemacht. Aber ich waaß ned, irngdswie wor er ned … wie soll ich denn des song … er wor ned echt.«
    Â»Sie haben das Gefühl, dass irgendetwas nicht mit ihm in Ordnung war, ja?«, übersetzte Werner für seine Kollegin, die sich mit dem hiesigen Dialekt noch recht schwertat. »Haben Sie deswegen vorhin gefragt, ob er etwas angestellt habe? Was könnte denn das sein, Ihrer Meinung nach?«
    Frau Motschenbacher erschrak etwas. »Naa, naa, des wor bloß … wenn halt die Bolizei kummt, do denkt mer sich hald wos. Aber ich waaß nix Konkrets. Es wor bloß, er wor so … er wor ned offen. Oft wor er während der Arbeitszeid wech, wenn der Old ned do wor, und hod ned gsocht, wo er hiegeht, oder er hod delefonierd und is extra aufgstandn und hod die Tür zugemacht. Es is bloß so a Gfühl; mehrer konn ich ned song. Aber wos is denn etzt mid’n Martin? Worum frong Sie denn des alles?«
    Werner Sinz und Claudia Jung sahen sich an. Es war ja doch nicht geheim zu halten, morgen würde es in der Zeitung stehen.
    Â»Martin Kostner ist ermordet worden. Heute früh wurde seine Leiche gefunden.«
    Â»Heilichers Gott! Heilichers Bimbam!« Frau Motschenbacher wurde fast so grün wie ihr Pullover. Sie schlug die Hand vor den Mund und stieß ihren Stuhl zurück. »Und do lassn Sie mich des alles … wenn ich des gewusst … ich hätt doch nix … naa!!« Sie sah zum Fenster hinaus. »Etz tut er mir fei fast scho leid.« Doch nach einigen Augenblicken der Betroffenheit kam die Neugier wieder zum Vorschein. »Wissen Sie scho, wer’s wor?«
    Â»Nein, sonst müssten wir Ihnen ja nicht alle diese Fragen stellen«, sagte Claudia Jung freundlich. »Wir ermitteln noch. Dürften wir einmal den Arbeitsplatz von Herrn Kostner junior sehen?«
    Frau Motschenbacher nickte, erhob sich ächzend und öffnete die Tür zum Nebenzimmer.
    Â»Aber des wird Ihna ned viel nützn. Der wor eines Nachts do und hod alles gholt, sein Laptop und des bissla andersch Zeuch, wos er ghobt hod.«
    Â»Er hatte also einen privaten Laptop hier. Hat er denn auf dem auch die Buchhaltung gemacht?«
    Â»Naa, soweit ich waaß, hod er die auf dem großen Combjuder gemacht, wo der Firma ghörd. Aber den hod der Boss in seim Büro, und des sperrt er immer ab, wenner geht.«
    Werner öffnete die Schubladen des Schreibtischs, in denen aber tatsächlich nur Briefpapier und Firmenumschläge lagen, keinerlei persönliche Hinterlassenschaft. Auch sonst war das Büro völlig aussagelos; außer einem Kalender der Sparkasse hing nichts an den Wänden, die Regale enthielten nur ein bisschen Staub.
    Enttäuscht wandte sich Werner wieder an Frau Motschenbacher, die in der Tür stehen geblieben war. »Wo sind denn die Aktenordner, mit denen Martin Kostner gearbeitet hat?«
    Â»A poor hod er mitgenumma, der Rest is im Chef sein Büro.«
    Â»Das ja abgeschlossen ist, wie wir wissen. Wir werden heute Nachmittag ein paar Beamte herschicken, die die Sachen abholen werden. Stellen Sie sich bitte darauf ein.«
    Frau Motschenbacher runzelte die Stirn. Sie wirkte nicht erfreut über die Ankündigung, die Unruhe, Unordnung und vielleicht sogar die Verlängerung ihrer Arbeitszeit bedeutete.
    Â»Okay, könnten wir dann jetzt mit den Leuten sprechen, mit denen Martin Kostner früher zusammengearbeitet hat?«, fragte Werner in ihren unwilligen Blick hinein.
    Â»Naa, des könna Sie ned, denn die sinn etzert ned do, die sinn alla draußen aufm Bau. Do müssertn Sie so um viera rum wiederkumma, wenn sa wieder eintrudln.«
    Werner wollte schon nach den Adressen der Baustellen fragen, da fügte Frau Motschenbacher wieder etwas versöhnlicher hinzu: »Aber wartn S’ amoll, wenn Sie Glück hom, nacher is der old Burgis nuch do. Der is vorhin kumma, um a Werkzeuch zu repariern.«
    Frau Motschenbacher ging zum Telefon und rief in der Werkstatt an. »Hallo, Schorsch, stell dir bloß vor, wos passierd is. Der Martin

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