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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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is, ich konns gor ned song, der is umgebrocht worn. Die Bolizei is grod do … Naa, des hob ich ned gfrocht.« Frau Motschenbacher hielt den Hörer zu und fragte: »Er will wissen, wie er ermordet worn is?«
    Â»Er wurde erschossen.«
    Frau Motschenbacher hauchte ins Telefon: »Erschossen! Ja, furchtbar. Mer sollert … Ja, is recht. Ich schick sie dir etzt ninder.«
    Sie legte auf und wandte sich mit einem Lächeln, in dem sich Betroffenheit, Sensationslust und Befriedigung mischten, wieder an Werner: »Hob ich mir’s doch gedacht. Er is nuch do. Etzt gehn S’ do übern Hof nüber und ninder die Werkstatt, dann sehn S’ na scho.«
    Das Nieseln hatte inzwischen aufgehört, aber die Pfützen auf dem Hof erzählten noch vom Regen. Die Situation wirkte beinahe idyllisch mit den jagenden Wolkenfetzen über dem großen Baum im Winkel neben der alten Werkstatt.
    Georg Burgis stand bereits unter der Tür. Er war ein großer, leicht gebeugter Mann mit kräftigen, rissigen Händen und überraschend klugen Augen.
    Â»Martin ist also erschossen worden.«
    Georg Burgis nickte, als sei ihm etwas bestätigt worden, gab den beiden Kommissaren die Hand und bat sie in die Werkstatt. Er bot ihnen zwei Hocker zum Sitzen an und lehnte sich gegen die Drehbank.
    Das Gebäude, das wohl schon bessere Tage gesehen hatte, war lediglich der Vorraum zu der großen Maschinenhalle, und es roch nach altem Holz und Öl und Terpentin. Die makellose Ordnung der Werkzeuge an den Wänden und in den Regalen und die einzelne brennende Lampe über der Drehbank machten den Ort trotz allem beinahe gemütlich.
    Werner schaltete nach einem fragenden Blick auf den Werkstattleiter und dessen Nicken sein Aufnahmegerät an. »Die Nachricht, dass Martin Kostner ermordet wurde, scheint Sie nicht sonderlich zu wundern.«
    Â»Nein, eigentlich nicht.« Georg Burgis rieb nachdenklich sein rechtes Auge. »Martin war … man könnte sagen, er war schon lange … so etwas wie verloren.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Wenn mich etwas wundert, dann, dass er das Opfer war und nicht der Täter.«
    Claudia Jung fragte erstaunt: »Sie haben also erwartet, dass er jemanden ermorden würde?«
    Â»Nun, das nicht, aber … Was kann bei so einer Erziehung schon herauskommen, wenn der Vater immer Druck macht und die Mutter immer alles entschuldigt. Er hing an seiner Mutter, aber seinen Vater hat er gehasst. Und er hatte, vielleicht ererbt, einen beträchtlichen Schuss krimineller Energie. Ein Lehrling, der mit ihm in der Schule war, hat mir mal erzählt, dass Martin dort mit seinen Freunden kleinere Mitschüler bedroht und erpresst hat, Pausengeld und Schokolade und so weiter. Als er dann nach der Realschule hier anfing, hat er es wohl auch probiert, aber dem habe ich schnell einen Riegel vorgeschoben. Ich hab versucht, ihn gerade zu biegen, aber wenn ein Nagel erst mal so krumm ist …«
    Â»Wenn er seinen Vater so gehasst hat, warum blieb er denn zu Hause wohnen und hat dann auch noch hier in der Firma gearbeitet und sich schikanieren lassen?«, fragte Claudia Jung, von ihren Notizen aufschauend.
    Â»Wer weiß? Vielleicht, weil es trotz allem am bequemsten war. Vielleicht wegen seiner Mutter und weil er die Firma ja mal erben wollte? Martin war sehr auf seinen Vorteil bedacht.«
    Â»Seine Mutter meinte, er sei unter den schlechten Einfluss seiner Freunde geraten.«
    Â»Das sicher nicht. Er war das Alphatier. Wenn jemand beeinflusst wurde, dann seine Freunde von ihm. Nicht, dass ich sie gut gekannt hätte. Nur mit Charly Baumann hab ich mich ein paarmal unterhalten, wenn er kam, um Martin abzuholen. Der stand eindeutig unter Martins Fuchtel.« Georg Burgis wischte etwas Sägemehl von der Drehbank.
    Werner nickte. »Und wie kam er denn mit seinen Arbeitskollegen zurecht?«
    Â»Nicht besonders. Martin war aber auch in einer blöden Situation: Sohn des Chefs, der aber von dem so knapp gehalten wurde, dass er anfangs nicht mal eine Runde schmeißen konnte oder so. Doch im letzten Jahr hatte er dann plötzlich Geld, offenbar nicht wenig. Keiner wusste, woher. Von seinem Vater allerdings bestimmt nicht.«
    Â»Im letzten Jahr …«, überlegte Werner laut. »Das ist doch die Zeit … arbeitete er nicht seit einem Jahr hier in der Buchhaltung? Könnte es sein, dass er Geld aus der

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