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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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im Raum. Werner schaute in die nachdenklichen, skeptischen oder überraschten Gesichter seiner Kollegen. »Ich denke, dass wir diese Spur durchaus weiterverfolgen sollten. Herbert, bist du damit einverstanden, dass Christoph diesen Ermittlungsabschnitt übernimmt? Ist ja sowieso euer Ressort. Joachim soll ihm helfen – okay, Joachim? – und ab morgen natürlich Frau DiVito. Es wäre ziemlich schrecklich, wenn diese Leute ihre Fühler schon bis hierher ausgestreckt hätten.«
    Â»Und du würdest unserem verehrten Chef mit seiner Vorliebe für organisierte Kriminalität auch ungern recht geben, nicht wahr?«, warf Meyer zwo ein.
    Werner schüttelte ärgerlich den Kopf und klappte seine Mappe zu. »Wir treffen uns um sechs Uhr wieder hier. Bis dahin, frohes Schaffen!«

21
    Es war ein Mehrparteienhaus wie viele in dieser Straße, zwei Stockwerke, ein Satteldach, etwas heruntergekommen. Frau Baumann-Kromm wohnte im Erdgeschoss. Sie öffnete nach dem zweiten Klingeln, im Bademantel und mit ungekämmten Haaren.
    Sie muss früher einmal hübsch gewesen sein, dachte Werner Sinz. Aber zwanzig Kilo Übergewicht und eine graue großporige Zigarettenhaut hatten davon nicht viel übrig gelassen.
    Werner zeigte seinen Ausweis und fragte: »Frau Baumann-Kromm? Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen. Dürfen wir hereinkommen?«
    Die Frau öffnete die Tür: »Gomm Se! Gomm Se rinn!« Ihr Thüringer Akzent war unüberhörbar. »Aber ich muss Sie warnen, ich hab noch nich aufgeräumt. Ich arbeit Schicht, bei die Bosch, Nachtschicht, da schläft man am Tag.«
    Â»Noch nicht aufgeräumt« war eine gigantische Untertreibung: Auf dem Couchtisch und am Boden krümelten Chips und Flips vor sich hin, der überquellende Aschenbecher verstärkte den intensiven Zigarettengeruch in der Wohnung, auf dem Sofa und den Sesseln häuften sich Kleidungsstücke, vom gewaltigen BH bis zu ebenso ausladenden Jeans. Frau Baumann-Kromm bewegte ihre Massen mit erstaunlicher Wendigkeit zwischen den Möbeln umher, sammelte Kleidungsstücke ein und warf den Haufen dann durch die nur wenig geöffnete Tür ins Nebenzimmer. Dabei redete sie ununterbrochen – von den Schwierigkeiten der Nachtschicht und deren körperlichen Folgen und wie die Arbeitskolleginnen damit fertigwurden und was sie deswegen in der Zeitung gelesen hatte und … Zusammen mit dem Fernsehapparat, in dem gerade ein heftiger Streit ausgetragen wurde, stieg der Geräuschpegel fast an die Schmerzgrenze.
    Schließlich ließ Frau Baumann-Kromm sich in einen Sessel plumpsen und sagte einladend: »Setzen Se sich, setzen Se sich doch. Was wolln Se denn wissen?«
    Für sie war es eindeutig nichts Neues, von der Polizei befragt zu werden. Sie zündete sich eine Zigarette an. »Is was mit meinem Mann?«
    Â»Bevor wir anfangen, machen Sie doch bitte Ihren Fernseher aus«, sagte Werner genervt.
    Frau Baumann-Kromm schaute erstaunt zu dem Gerät – sie hatte offensichtlich nicht bemerkt, dass es noch lief – und versuchte mühsam, sich aus dem Sessel hochzustemmen.
    Claudia Jung reichte ihr die Fernbedienung und bat freundlich: »Und Ihre Zigarette bitte auch.«
    Als Frau Baumann-Kromm etwas hilflos auf den übervollen Aschenbecher blickte, nahm Claudia Jung ihn und fragte: »Wo ist denn die Küche? Ich leere ihn schnell aus.«
    Â»Die zweite Tür rechts«, antwortete Frau Baumann-Kromm und ließ sich schnaufend zurücksinken.
    Â»Wir haben nur ein paar Fragen«, begann Werner. »Wohnt Ihr Sohn Karl-Heinz noch bei Ihnen?«
    Werner begann gern mit Fragen, deren Antworten er schon wusste, um die Reaktionen seines Gegenübers besser einschätzen zu können.
    Â»Karli?« Ein Anflug von Angst flackerte über das Gesicht seiner Mutter. »Nein, der hat schon lang eine eigene Wohnung. Schon vier Jahre. Es is ja wichtig, dass junge Leute selbstständig werden. Obwohl, das is ja immer weniger der Fall. Viele, gerade Jungs, bleiben nur zu gern im Hotel Mutti. Hab ich erst neulich einen Bericht da drüber gesehen. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, ich hätt ja mein’ Karli schon auch gern noch dabehalten. ›Du alte Glucke‹, sagt mein Mann immer. Aber der Karli wollte was Eigenes. Hat ja ’ne schöne Wohnung, da am Heumarkt, ganz zentral und so …«
    Â»Frau

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