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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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Baumann-Kromm, wann haben Sie Ihren Sohn denn das letzte Mal gesehen?«
    Â»Nu, vor drei Wochen war das, am Sonntag vor drei Wochen. Er kommt ja regelmäßig alle vier Wochen am Sonntag zum Mittagessen. Da koch ich ihm immer sein Lieblingsessen: Königsberger Klopse.«
    Bei ihr klang das wie »Gönigsberscher Globbse«.
    Â»Ich sag immer, Junge, ich kann doch auch mal was anderes machen, Dhüringer Glöße und Sauerbradn oder … nee, immer will er seine Königsberger Klopse.«
    Claudia Jung kam mit dem geleerten Aschenbecher zurück, und Frau Baumann-Kromm drückte ihre inzwischen schon halb gerauchte Zigarette darin aus.
    Â»Und das war das letzte Mal, dass Sie mit ihm gesprochen haben?«, hakte Werner nach.
    Â»Nee, wir haben noch zweimal telefoniert. Einmal hab ich ihn angerufen, um ihm zu sagen, dass Tante Karla gestorben is. Tante Karla is nämlich die Schwester von meiner Mutti gewesen, und die hat Karli immer so gerngehabt, und jetzt hat sie ihm doch gar nichts hinterlassen, und das is doch … Und der Karli hat mich neulich angerufen und …«
    Â»Ist Ihnen dabei etwas aufgefallen? War Ihr Sohn anders als sonst, nervös oder aufgeregt?«, unterbrach Werner den Redefluss.
    Â»Nee, nervös war der nich. Obwohl, nu, irgendwie anders war das schon. Er hat nämlich nach seinem Vater gefragt, und wie das so war, damals in der DDR , das hat er noch nie gemacht. Er war ja erst sechs, als wir rübergemacht haben. Für ihn is Bamberg ja sein Zuhause. Das war schon komisch.« Sie zögerte, streckte die Hand nach der Zigarettenschachtel aus, ließ sie wieder sinken und schaute Werner verstohlen an. »Warum fragen Se das denn alles? Is was mit dem Karli? Hat er was angestellt?«
    Â»Warum meinen Sie denn, Ihr Sohn habe etwas angestellt?«
    Â»Nu, ja, weil …« Plötzlich wirkte sie um Worte verlegen. »Oder is was mit meinem Mann? Wissen Se, er ist im Grund ein guter Kerl. Er wollte doch bloß, dass wir’s ein bisschen besser haben und unsere Schulden bezahlen können. Weil seit der Wende, wo er doch nicht mehr Offizier sein durfte, also das war nicht einfach … Aber der Richter hat ja nicht mal mildernde Umstände gelten lassen.«
    Â»Ihr Mann ist im Gefängnis?«, fragte Claudia Jung in anteilnehmendem Ton.
    Â»Jaa«, seufzte Frau Baumann-Kromm. »Aber ich halt zu ihm, ja, das tu ich. Ich geh ihn regelmäßig besuchen. Manchmal telefonieren wir auch. Grad heut erst hat er angerufen, weil ihn da so jemand Komisches besucht hat und –«
    Doch Werner wollte keinen weiteren Wortschwall zulassen, sondern endlich zum Anlass ihres Besuches kommen. »Frau Baumann-Kromm, können Sie sich vorstellen, wo wir Ihren Sohn finden könnten? Er ist nämlich heute nicht bei seiner Arbeitsstelle erschienen, und in seiner Wohnung ist er auch nicht.«
    Frau Baumann-Kromm fuhr in ihrem Sessel hoch. »Nicht bei Auto-Gräf erschienen? Der Karli? Nicht bei seiner Arbeit … ach, du meine Güte! Da muss ihm was passiert sein! Aber warum haben die denn nicht bei mir angerufen? Deswegen ruft man doch nicht gleich die Polizei!«
    Â»Die Firma hat versucht, Sie zu erreichen. Aber Sie haben es anscheinend nicht gehört.«
    Â»Das könnt sein. Am Anfang schlaf ich immer so fest.« Sie hatte rote Flecken am Hals bekommen. »Wo könnt er denn nur sein, wo könnt er …?«, stammelte sie. »Vielleicht hat er einen Unfall gehabt. Man müsste beim Krankenhaus …«
    Â»Das haben wir schon geprüft«, versicherte Claudia Jung. »In den Krankenhäusern in Bamberg und Umgebung ist er nicht.«
    Â»Haben Sie schon seine Freundin gefragt?« Als würde sie das von ihrer Angst ablenken, plapperte sie hektisch weiter, und es klang wie ein oft wiederholter Refrain: »Also mein Geschmack ist die ja nicht – grüne Haare, das muss man sich mal vorstellen! Aber mir muss sie ja auch nicht gefallen. Bei der war er in letzter Zeit öfter, auch über Nacht.«
    Um sicherzugehen, fragte Werner: »Wissen Sie den Namen des Mädchens?«
    Â»Ein Mädchen ist die nimmer. Die hat nämlich ein Kind. Tanja heißt sie. Aber wie die mit dem Nachnamen heißt, keine Ahnung.«
    Werner nickte beruhigend, um anzudeuten, dass das kein Problem sei. »Wir suchen nach Personen, zu denen Ihr Sohn Kontakt hatte. Kennen Sie Freunde von ihm? Martin

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