Bamberger Verrat
Kostner zum Beispiel?«
»Den Martin? Den kenn ich schon von klein auf. Der war oft bei uns, weil, der war nich so gern zu Haus. Aber in den letzten Jahren ⦠ich weià nich ⦠ich hab ihn ja nich mehr so oft gesehen.«
Werner zögerte kurz, aber morgen würde die Nachricht sowieso in der Zeitung stehen. »Martin Kostner ist tot. Er wurde heute früh ermordet aufgefunden.«
Frau Baumann-Kromm fiel in sich zusammen. Mit schreckgeweiteten Augen sah sie von Werner zu Claudia Jung.
»Ich wusstâs doch, ich wusstâs doch!«, jammerte sie. »Ach, hätt er doch bloà⦠Aber der Martin, der war so ⦠Immer hat er ihn nach Italien geschickt. Und ich hab mir gleich gedacht ⦠Immer wieder hab ichâs ihm gesagt. Aber auf mich â¦Â« Sie wischte sich unsichtbare Spinnweben vom Gesicht und begann zu weinen.
»Warum hat Martin Kostner Ihren Sohn denn nach Italien geschickt, Frau Baumann-Kromm?«
»Das weià ich nicht. Aber so, wie der Karli da nicht drüber geredet hat ⦠das kann nichts Gescheites gewesen sein. Und jetzt? Und jetzt? Jetzt ist der Martin tot. Und mein Karli � Meinen Sie ⦠glauben Sie, dem Karli ist auch was passiert?«
Flehentlich schaute sie Werner an, während ihr die Tränen an der Nase herunterliefen.
»Ich weià es nicht. Wir können es leider nicht ausschlieÃen.«
»Sie müssen ihn finden, Sie müssen â¦Â« Schluchzend klammerte Frau Baumann-Kromm sich an Werner.
Er bekam seine Hand nur mit Mühe zurück. »Wir tun unser Bestes, ganz bestimmt, Frau Baumann-Kromm.«
Während sie sich verabschiedeten, legte Claudia Jung der Weinenden die Hand auf den Arm und sagte: »Wir finden ihn bestimmt.«
Es war als Trost gemeint.
Im Auto fragte Werner: »Was war das denn für eine merkwürdig lange Aschenbecherausleeraktion, Frau Kollegin?« Er lieà den Wagen an.
»Ach«, antwortete Claudia Jung mit Unschuldsmiene. »Ich fand einfach die Küche nicht. Deshalb musste ich in alle Räume sehen. Er war nicht da.«
»Das habe ich jetzt überhaupt nicht gehört.« Werner warf ihr lächelnd einen schnellen Blick zu. Als er an einer roten Ampel halten musste, bemerkte er: »Interessantes Gespräch, nicht wahr? Ist Ihnen dabei etwas aufgefallen?«
»Nun, eigenartig war es schon, wie lange sie gebraucht hat, um zu fragen, warum wir ihren Sohn suchen. Es ist doch nicht normal, dass die Polizei erscheint, weil ein junger Mann einmal nicht zu seiner Arbeit kommt.«
»Genau. Da stimmt doch etwas nicht. Ich denke, dass sie mehr weiÃ, als sie zugibt. Vielleicht hat sie ja doch eine Ahnung, wo er sich aufhält. Und das ganze Getue â¦Â«
»Das glaube ich nicht. So viel Schauspielkunst trau ich ihr nicht zu. Wahrscheinlich hat sie nicht gefragt, weil sie Angst vor der Antwort hatte. Vielleicht fürchtet sie, dass ihr Sohn die gleiche kriminelle Energie entwickeln könnte wie sein Vater.«
»Tja, könnte sein. Aber da war etwas â¦?« Werner überlegte. Irgendwann hatte es in dem Gespräch den Anfang einer Spur gegeben. Er spürte es ganz deutlich, er schmeckte es auf der Zunge, aber er kam einfach nicht darauf. SchlieÃlich sagte er: »Jedenfalls war der Hinweis auf Italien sehr wichtig. Charly Baumann wurde von Kostner also in Angelegenheiten nach Italien geschickt, von denen er seiner Mutter nichts erzählen wollte.«
»Wir wissen doch schon von Tanja Steinhübel, dass er ihn als Kurier benutzt hat«, warf seine Kollegin ein.
»Italien â das könnte zu den Hinweisen von Düsel passen. Wir müssen ihm nachher gleich Bescheid sagen. Ein Glück, dass morgen die Coburger Kollegin kommt. DiVito â ihre Familie kommt ursprünglich aus Italien. Und sie soll angeblich sehr hübsch sein.«
»Hm«, lächelte Claudia Jung. »Vielleicht kann sie Waitz ein bisschen von seinem Ãrger über uns ablenken. Viva bella Italia. «
22
Als Hanna ihre Haustür öffnete, stolperte sie zuerst über ein Spielzeugauto und dann über Tanjas linken Turnschuh. Sie fiel gegen die Windfangtür und stieà sich den Arm an. Ãrgerlich hob sie das Auto auf und stellte Tanjas Schuh unter die Garderobe. Im Wohnzimmer roch sie sofort den Rauch. Es war ziemlich kalt im Raum, offenbar hatte Tanja gelüftet. Sie saà mit angezogenen
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