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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Brille!
    Ich legte sie wieder zurück zu
dem anderen Kram. Van Straeten mußte erst mal erklären, wie diese Brille in
seine Wohnung gekommen war.
    Ich schnupperte. Der seltsame
Geruch, der mir sofort aufgefallen war, stieg mir in dieser Ecke besoners
intensiv in die Nase. Er schien aus der Küche zu kommen. Dort war ich neulich
gewesen, um Wasser und Lappen für die blutende Erpressernase zu holen.
    Ich ging in die Küche.
    An der Seite befand sich eine
Glastür, so was Ähnliches wie ein Lieferanteneingang. Man sah direkt auf die
unfreundliche Wand des Hauses nebenan. Auch diese Tür hatte vor kurzem einen Riegel
verpaßt gekriegt. Das machte der Schiß vor dem angriffslustigen Monsieur de
Bugemont!
    Hier war der Geruch ganz
aufdringlich. Kalt, scharf. Trocknete einem glatt die
Nasenschleimhaut aus. Sicher kam er aus der Ecke, wo ein langer Tisch stand.
Darauf lag ein schmutziges Laken und darunter stand eine Art Wanne, ebenfalls zugedeckt . Ich hob das Laken vom Tisch und sah eine Auswahl
chirurgischer Instrumente, die mal so richtig gereinigt werden mußten. Ich
bückte mich und zog die Wanne zu mir ran. Ganz schön schwer. Ich warf ein Auge
auf den Inhalt. Wirklich nur eins. Ein Schnellkochtopf ist nichts dagegen! Halb
versunken in ungelöschtem Kalk sah ich einen Arm, ein Bein und einen Kopf. Den
Kopf von... Großer Gott! Trotz der beginnenden Mumifizierung erkannte ich das
Gesicht. Als ich es das letzte Mal gesehen hatte, war es roter gewesen.
    Entsetzt wich ich zurück,
schwankte, mir wurde schlecht. Ich stürzte zum Spülbecken und kotzte alles aus.
Dann ging ich sofort zur Seite. Denn mir war soeben eingefallen, daß über
diesem Becken und auf der Abtropffläche, wie das daneben wohl genannt wird, die
Leiche zerlegt worden war. Ich wurde von furchtbaren Krämpfen geschüttelt.
Diesmal kotzte ich mitten in die Küche. Dann blieb ich wie benommen stehen, mit
aufgewühltem Magen und dröhnendem Kopf.
    Und genau in diesem Augenblick
hörte ich hinter mir eine eiskalte Stimme, widerlich, schleimig:
    „Hände hoch! Umdrehn!“
    Ich gehorchte.
    Im Türrahmen stand Van
Straeten. Sein ausgemergeltes Gesicht war so ausdrucksstark wie ein Bügelbrett,
seine Augen immer noch glasig. Er richtete eine bläulich schimmernde Kanone mit
Schalldämpfer auf meine wichtigsten Organe.
    „Ach nein!“ rief er. „Der
bezaubernde Monsieur Arthur Martin... oder Nestor Burma... oder sonst wer.“
    Ein schlaues Kerlchen! Woher
wußte er meinen Namen? „Na ja, ist auch egal“, fuhr er fort. „Da, wohin ich
dich befördern werde, brauchst du keinen Personalausweis.“
    Ich schwieg. Hatte mich von dem
Schock noch nicht erholt. Mein Hals war genauso trocken wie der des
Enthaupteten in dem Kalk.
    Van Straeten trat hinter mich,
bohrte mir den Lauf zwischen die Rippen.
    „Los, da rein! Das Zimmer ist
besser isoliert.“
    Ich ging. Vielleicht konnte ich
den Spieß gleich umdrehen. Aber im Augenblick sah’s schlecht aus. Er stieß mich
auf einen Stuhl neben dem Tisch, auf dem die Zeitungen und andrer Papierkram
lagen. Seit ich darin rumgeschnüffelt hatte, war das Durcheinander noch größer
geworden. Van Straeten baute sich vor mir auf, hielt aber Abstand. Er fürchtete
irgendeinen üblen Trick.
    „Würd gerne wissen, was du bei
mir zu suchen hast?“ fragte
    er.
    „Wollte mir mein Horoskop
erstellen.“
    Sollte er sich auf ein Gespräch
einlassen, war ich gerettet. Ich würde ihn totreden, in Worten ertränken. Er
witterte die Gefahr und machte einen Punkt.
    „Ach, ist auch egal. Tut mir
außerordentlich leid, aber mir bleibt nichts andres übrig.“
    „Du willst mich umbringen?“
    „Mir bleibt nichts andres
übrig.“
    Noch eine Minute, Herr
Scharfrichter. In einer Minute kann soviel passieren!
    „Du hast schon Yolande umgebracht
und Toussaint Lanouvelle und Inspektor Masoultre. Wenn jetzt noch ein
Privatflic hinzukommt, wird auch nichts besser.“
    „Du hast gerade dein Horoskop
gelesen. Du weißt zuviel. Dachte gar nicht, daß du schon soviel wußtest. Und
deshalb muß ich dich umbringen.“
    Erstaunlich, daß überhaupt was
aus seinem Mund kam. Er schien wie aus Holz. Kein Leben in den Augen. Kein
Muskel in seinem Gesicht bewegte sich. Seine Lippen und sein Bärtchen kaum.
    Unmerklich änderte er die
Richtung seiner Kanone. Ich spürte, er würde jetzt schießen. Jetzt war sowieso
alles verloren. Konnte mich also genausogut verteidigen. Ich ließ mich fallen,
die Arme nach vorn, versuchte, ihn an den Knöcheln zu

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