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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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vergessen, Van Straeten danach zu
fragen.“
    „Den würde ich auch gerne noch
so einiges fragen.“
    „Und durch Anschnauzerei können
wir die Antworten auch nicht finden.“
    „Hm...“
    So langsam beruhigte er sich
wieder. Gab noch zwei oder drei zusätzliche Flüche von sich, die er noch nicht
gebraucht hatte. Dann war er wieder normal.
    „Nur zu, Nestor Burma. Ich höre.
Jetzt erzählen Sie mir doch mal, was Sie in der Rue Rollin zu suchen hatten.
Und vorher zünden Sie sich Ihre Pfeife an. Haben Sie ja schon in der Hand.
Sonst fangen Sie noch mittendrin damit an, um Zeit zu gewinnen.“
    „Hier herrscht Vertrauen!“
    „So bin ich nun mal.“
    „Wie schön.“
    Ich zündete meine Pfeife an und
legte los:
    „Zuallererst möchte ich
protestieren. Sie sagen: ,Sie sollten nur so im
Viertel rumlungern und sich nicht in Dinge einmischen, die Sie nichts angehen.“
Hab ich auch nicht getan. Und der Besuch bei Van Straeten hat mir dreierlei
eingebracht: eins auf den Schädel, ein verbranntes Ohr und rote Augen. Und
meine Meinung über Leverriers Tod hat sich nicht geändert, denken Sie, was Sie
wollen. Ich meine nach wie vor, daß es sich schlicht und geschmacklos um
Selbstmord handelt. Zufrieden?“
    „Weiter.“
    „Damit Jacqueline Carrier
glaubt, ich führe eine richtige Ermittlung durch, muß ich mich schon etwas
bewegen. Und um mich herum hat sich so einiges bewegt. Aber, na ja..
    Faroux grinste.
    „Eine Gabe Gottes, ich weiß“,
bemerkte er.
    „Jedenfalls kann ich nichts
dafür. Nun, ich mußte mindestens die Leute besuchen, die Paul Leverrier mehr
oder weniger gut gekannt hatte. Also bin ich zuerst zu Van Straeten gegangen.
Ich möchte nicht abstreiten, daß der Kerl mich interessierte. Hatte so einiges
über ihn erfahren, durch Sie und durch die Zeitungen. Ich hab schon immer eine
Schwäche für pittoreske Gestalten gehabt...“
    „Zur Sache.“
    „Sofort. Ich geh also zu ihm.
Äh... heute ist Samstag... ja, Mittwoch... genau, ich war Mittwoch
nachmittag bei ihm. Kaum sitze ich, da kommt ein junger Kerl und haut
ihm was in die Fresse...“
    Ich erzählte ihm die
Geschichte.
    „Wie hieß der Kerl?“ fragte
Faroux.
    „Keine Ahnung.“
    „Weiter.“
    „Ich kapier sofort, worum’s
geht: um die Nachfolge von Alexandre.“
    Das mußte ich näher erklären.
    „Van Straeten wird immer
interessanter. Ich frag mich so langsam, ob er und seine Erpressungsgeschichten
nicht was mit Paul Leverriers Tod zu tun haben.“
    Faroux runzelte die Stirn.
    „Nur keine Aufregung!“ beschwichtigte
ich ihn. „Ich glaub immer noch an Selbstmord. Einwandfrei bewiesen. Aber
vielleicht könnte ich bei diesem Erpressungszauberer die Gründe dafür finden.“
    „Was geht Sie das denn an? Er hat sich das Leben genommen. Schluß, aus. Wollten Sie den Flics
die Arbeit abnehmen?“
    „Warum nicht? Oh, nicht um dem
armen Masoultre reinzupfuschen oder seinem Chef, Kommissar Sylvert, oder um zu
triumphieren. Nur um Jacqueline Carrier Gewißheit zu verschaffen, so oder so.“
    „Sie und Ihre Weiber!“
    „Tja... Ich bleib also nicht
lange bei dem Gauner, nehm mir aber vor, mir die Baracke noch mal vorzunehmen.
Das konnte ich erst heute tun. Mittwoch war ich nämlich noch bei Hélène. Sie
wissen doch: asiatische Grippe. Hab sie mir bei ihr gefangen.“
    „Sie und Ihre Weiber!“
wiederholte er.
    „Ja, hab nicht grade
Riesenschwein bei Ihnen. Na ja, heute geht’s mir schon wieder viel besser. Ich
geh also wieder zu Van Straeten...“
    „Mit Gewalt.“
    „Jetzt reicht’s aber, mein
Lieber! Was soll die alberne Erbsenzählerei? Und Ihre Sondervollmachten, wie
ist das damit, hm?“
    „Wer hat Ihnen eine
ausgestellt?“
    „Ich selbst. An dem Tag, als
ich die Nase in diesen Beruf gesteckt hab. Dafür brauch ich nicht die Meinung
von sechshundert Hornochsen, die sich in einem fensterlosen Stall beraten. Ich
nehm mir das Recht, das ich brauche, um mich für meine Klienten rumzuschlagen.
Sonst interessiert mich gar nichts. Und mit solchem Gesindel wie Van Straeten
spring ich anders um als mit einem schutzlosen Waisenkind.“
    „Schon gut. Wir wollten uns
doch nicht anschnauzen. Weiter.“
    „Ich geh also zu unserem
Magier. Find aber nicht das mindeste.“
    „Das nennen Sie
,nicht das mindeste’?“
    „Ich meinte, nichts im
Zusammenhang mit unserem Selbstmörder. Also, glauben Sie mir: Inspektor
Masoultre so wiederzusehen, in Scheiben geschnitten, das hat schon Eindruck auf
mich gemacht. Doch. So sehr, daß ich nicht

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