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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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dem Kurpfuscher
gesagt: Vorsicht, Nestor Burma treibt sich hier in der Gegend rum...’ Dazu die
nötigen Informationen über mich. Sie gehen zum Pavillon. Die Tür steht auf.
Aufgebrochen. Kein Zweifel, Nestor Burma ist da. Sie lassen Van Straeten auf
mich los. Vielleicht sagen Sie ihm sogar, das sei klüger, ich dürfe Sie nicht
zusammen sehen. Würde sonst schnell peinliche Zusammenhänge herstellen. Und
mittendrin in der schönsten Keilerei zwischen mir und dem Magier nutzen Sie die
günstige Gelegenheit aus, um sich an diesem Schwein zu rächen. Sie heben den
Revolver auf, den ich durch die Luft geschleudert habe, schlagen mich nieder
und erschießen den Erpresser. Die Erpressung hat sich damit erledigt. Sie töten
mich nicht, weil Sie keinen Grund dafür haben. Ein Flic auf Ihrem Gruppenbild
reicht, denken Sie. Und wenn sich die Kripoleute nur um Van Straetens Leiche
kümmern müssen — den sie für den Mord an Masoultre verantwortlich machen werden — , werden sie sich nicht gerade vor Eifer zerreißen.
Also machen Sie sich so schnell wie möglich aus dem Staub. Nicht mal den
Gedichtband suchen Sie, obwohl der irgendwo in der Bude rumliegen muß. (Ich hab
ihn allerdings schon in der Tasche!) Zum Teufel mit dem Buch! Erstens bleibt
keine Zeit mehr zum Suchen, und dann... wer wird die Seiten schon so sorgfältig
untersuchen, um eine Botschaft zu entdecken? Eine schreckliche Botschaft. Sprich,
furchtbar Haupt. Paul konnte sie lesen. Van Straeten auch. Weil ihre
Aufmerksamkeit darauf gelenkt war. Aber wer sonst noch? Hm? Nestor Burma, mein
lieber Dr. Leverrier!“
    Ich verbeugte mich leicht in
seine Richtung.
    „Vielleicht wär’s so langsam an
der Zeit, von dieser Botschaft zu sprechen, hm? Sie hieß Madame Leverrier. Sie
lag im engen Zimmer, drin wie zwischen Treibhauswänden bedrückend schwül die
Luft. Sie hatte nichts zu schreiben. Oder aber sie wollte nicht schreiben.
Sie war sich nicht sicher, ob ihr schrecklicher Verdacht zutraf. Also hat sie
eine Art Flaschenpost ins Meer geworfen... die vielleicht ihr Ziel erreichen
würde, falls ihr Verdacht sich bestätigte. Sie hat dieses Gedicht, von
Baudelaire gewählt, Eine Märtyrin, weil nicht der Titel, sondern auch
einige Verse ihre Sorge widerspiegelten . Mit einer
Nadel hat sie die Botschaft gekennzeichnet. Soll ich sie Ihnen vorlesen?“
    „Nicht nötig“, sagte der Arzt
mit tonloser Stimme. „Ich kenn den Inhalt. Lucile glaubte, ich wollte sie
vergiften.“
    „Und stimmte das?“
    „Absolut nicht.“
    „Na schön. Wie ich schon sagte,
diese Botschaft ist kein Beweis. Nur so was wie ein anonymer Brief. Aber
manchmal lösen anonyme Briefe Ermittlungen aus, durch die seltsame Dinge entdeckt
werden... wenn’s was zu entdecken gibt. Und sollte man intensiv die
Todesursache bei Ihrer Frau untersuchen, ich glaub, da gäb’s schon was zu
entdecken. Zum Beispiel, daß Sie ihre Lebensversicherung gekündigt haben, und
zwar ein halbes Jahr, bevor ihre Frau krank wurde. Meine Sekretärin ist eine
charmante Frau, dabei überhaupt nicht dumm. Trotzdem ist sie ihrer weiblichen
Logik aufgesessen. Vielleicht war das aber auch die asiatische Grippe.
Jedenfalls hat irgendwas ausgesetzt in ihrem klugen Kopf. Sie hat Sie sofort
verdächtigt, Ihre Frau umgebracht zu haben. Dieser Verdacht wurde aber
ausgeräumt, als sie das mit der Lebensversicherung erfuhr. Sie hat nicht
kapiert... im allgemeinen ist sie schlauer..., daß Sie
die Versicherung gekündigt haben, eben um Ihre Frau töten zu können. Die
Versicherungsgesellschaften, das ist ja bekannt, kassieren gerne, zahlen aber
nicht so gerne. Chronische Betrugspsychose. Wenn Sie die Gesellschaft beim Tod
Ihrer Frau auf dem Hals gehabt hätte, wär Ihnen vielleicht die Suppe versalzen
worden. Die Versicherungsleute sind verdammt hartnäckig, beißen sich fest,
platzen vor Neugier. Hartnäckiger als die Flics. Sie sind erst zufrieden, wenn
sie einen Vorwand gefunden haben, die Auszahlung der Prämie zu verweigern. Also
besser keine Versicherung. Es würde schon so genug Scherereien geben. Und dann
Paul, natürlich. Er entschlüsselt die Botschaft. Wenn Sie Ihre Unschuld
beteuert haben, dann war das nicht sehr überzeugend. Für Paul brach eine Welt
zusammen. Die Mutter ermordet, der Vater ein Mörder. Paul bringt sich um.“
    Ich wartete auf eine Reaktion.
Fehlanzeige. Ich fuhr fort: „Ich überlegte. Keine Versicherung. Kein Geld. Aber
vielleicht hatte Madame Leverrier ein eigenes Vermögen, das bei ihrem Tod

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