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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Also, alles läuft prima.“
    Ich holte Luft. Offenbar waren
hier im Viertel die Getränke knapp.
    „Nein, alles läuft nicht
prima“, fuhr ich fort. „Im Gegenteil. Es läuft sehr schlecht. Sie sind nämlich
noch immer nicht an dies verdammte Buch rangekommen. Na ja... Trösten Sie sich:
alles zu seiner Zeit! ... Und tatsächlich, Die Blumen des Bösen werden
Ihnen gebracht. Und von wem? Vom bösen Van Straeten. Wir hätten ihn beinahe
vergessen. Wär schade gewesen. Kommen wir also auf ihn zurück.“
    Ich sah meinen
Gegenüber an. Er zuckte nicht mit der Wimper.
    „Van Straeten besitzt das Buch
seit einem Monat, konnte aber bisher nicht hinter das Geheimnis kommen. Bis vor
kurzem. Sonst hätte er schon viel eher mit Ihnen Kontakt aufgenommen. Und wenn
Sie gewußt hätten, daß der Band in seinem Besitz war, hätten Sie sich das
Abenteuer bei Jacqueline erspart. Mit diesem Buch hat Van Straeten Sie in der
Hand. Und dann überstürzen sich die Ereignisse... Weiß um’s Verrecken nicht, ob
meine Anwesenheit dran schuld ist, aber... na ja, es ist, wie es ist... Die
Ereignisse überstürzen sich, und Van Straeten, der Sie in der Hand hat, braucht
Ihre Hilfe. Jemand bei ihm zu Hause schwebt in Lebensgefahr. Yolande. Der
Magier ist nämlich im Nebenberuf Metzger. Kann seine Kurpfuscherei von einem
richtigen Fachmann noch hingebogen werden? Yolande ist Van Straeten scheißegal,
aber ihm wär’s schon lieber, wenn sie nicht stirbt. Sicherheitsmaßnahmen für
den guten Ruf. Er kommt also mitten in der Nacht zu Ihnen, bedroht Sie wieder
mit dem Buch, Sie gehen mit ihm. Sie sind zwar ein krummer Hund, aber wie viele
andere: weder total gut noch total schlecht. Immerhin muß da ein Leben gerettet
werden in dem unglaublichen Drecksnest in der Rue Rollin. Ich weiß nicht, ob
das Mädchen schon tot ist, als Sie kommen. Jedenfalls können Sie ihr Leben
nicht mehr retten. Da stehen Sie nun alle drei — der Magier, der Schwarze und
Sie — vor einer Leiche. Gar nicht lustig, hm? Und es kommt noch besser: Die Tür
geht auf, und wer spaziert herein? Inspektor Masoultre. Hat mit mir über den
Fall Ihres Sohnes gesprochen und möchte sich so einiges noch mal genauer
ansehen. Wir haben beide dasselbe Ziel, Masoultre und ich : die Motive für den Selbstmord ans Tageslicht zu bringen. Allerdings will ich
damit Jacqueline Gewißheit verschaffen, während er als eifriger Polizeibeamter
handelt. Also: Inspektor Masoultre erscheint auf der Bildfläche. Und jetzt
hören Sie gut zu, Leverier. Hören Sie mir zu? Gut. Auch wenn Van Straeten auf
frischer Tat ertappt wurde, er wäre irgendwie davongekommen. Schließlich war’s
ein Unfall, und er hatte nichts zu verlieren. Keine Familie, keinen Ruf,
nichts. Er konnte den Flic ruhig umlegen, schlimmer wär’s für ihn nicht
geworden. Aber Sie, Leverrier? Sie?“
    Er brüllte auf wie ein
verwundetes Tier:
    „Ich?“
    „Ja, Sie! Masoultre kennt Sie.
Er weiß, daß Sie der Vater des jungen Selbstmörders sind, mit dessen Fall er
sich wieder beschäftigt. Und jetzt überrascht er Sie vor der Leiche eines
Mädchens, das... Wie weit wird er bohren, wenn er Sie zwischen den Pfoten hat?
Wird er nicht den wahren Grund für Pauls Selbstmord rauskriegen? Ein Skandal
wird den nächsten jagen. Nein, Sie haben sich zuviel aufgeladen. Der Flic hat
durchs bloße Auftauchen sein Todesurteil unterschrieben. Sie reißen Van
Straeten die Kanone aus der Hand — oder haben selbst eine bei sich, was weiß
ich. Aber eins ist klar: Sie haben Masoultre erschossen!“
    Ich holte wieder tief Luft. Der
Arzt versank in seinem Sessel. Aber schon legte ich wieder los:
    „So! Jetzt hat Van Straeten Sie
mehr denn je in der Hand. Zwischen ihm und Ihnen verläuft so was wie ‘ne
punktierte Linie, eine Kette: die Leichenteile eines Flics. Jetzt kennt Van
Straeten keine Rücksicht mehr. Er besucht Sie ganz offen. Hier, und wenn Sie
nicht zu Hause sind, bei Ihrer Geliebten, der schönen Madame Darbaud. Ich bin
ihm letzten Samstag hinterhergegangen. Sie sind zusammen in die Rue Rollin
gekommen. Ich war schon da, hatte soeben die widerliche Entdeckung gemacht.
Warum hatte Van Straeten Sie mitgebracht? Zum Diskutieren? Oder um die letzten
Reste der Leiche zu beseitigen? Jedenfalls kamen sie zusammen hin. Sicher in
Ihrem Wagen. In diesem Moment... Van Straeten kannte mich nur unter einem
Decknamen, Arthur Martin. Plötzlich nennt er mich Nestor Burma. Warum? Weil Sie
in der Rue Rollin meinen Wagen gesehen haben. Und Sie haben zu

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