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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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Gringos.»
    «Gringos», sagen die Schwedinnen, «denken, hier wäre es supergefährlich, dabei ist es total okay hier.»
    «Die sollen mal zu uns in die Westbank kommen», sagen die Israelis. «Da ist es gefährlich. Aber hier – das ist ein Witz.»
    Die Gruppe freut sich nun kollektiv, keine Gringos zu sein. Nur Mike sieht traurig aus. Er sagt nichts, sondern stapft jetzt voran. Der Untergrund ist feuchter geworden, der Boden matschig. Bei jedem Schritt klebt ein bisschen mehr Schlamm an meinen Sohlen. Ich denke darüber nach umzukehren. Bis zu welchem Punkt lohnt es sich umzukehren? Wir sind fast zwei Stunden unterwegs. Kann man nach zwei Stunden Wandern noch umkehren, oder ist das so bescheuert wie in dem Witz mit dem Österreicher, der mit einem Deutschen aus dem Gefängnis ausbricht und über neun Mauern klettern muss. Nach der achten sagt er: «Mir wird das zu viel, ich dreh lieber um.» Ich frage Kiki, wie weit es noch ist, aber Kiki sagt nur: «Nicht mehr weit. Nicht mehr weit.»
    Die Schwedinnen fragen Mike jetzt, ob es wirklich wahr ist, dass in Kanada alle Haustüren immer offen stünden, wie in Michael Moores Film Bowling for Columbine . Sie haben nämlich gehört, dass das gar nicht stimme.
    «Doch, es stimmt», erwidert Mike. Er sieht die beiden Mädchen nicht an, während er spricht. «In den USA sind alle Türen verschlossen, und die Leute horten Waffen in ihren Häusern. In Kanada aber sind alle Türen offen.»
    «Das ist cool!», sagen die Schwedinnen. «Kanada ist cool.»
    Der Weg macht jetzt eine Biegung. Vor einem Felsvorsprung steht ein Baum, darunter wachsen Sträucher. Kiki zuckt zusammen. Der Strauch bewegt sich. Ein Mensch springt hervor. Er trägt ein Tuch vor Mund und Nase, durch das er laut irgendetwas auf Spanisch brüllt. Seine Stimme überschlägt sich und wird zu einem Piepsen. Wir müssten ihn nicht ernst nehmen, würde er nicht mit einer armlangen Machete vor uns herumfuchteln. Das ist ein Überfall. Die Schwedinnen kreischen. Die Israelis sehen aus, als würden sie am liebsten gleich die Luftwaffe rufen wollen. Kiki versucht, mit dem Mann zu diskutieren, doch der schreit nur und fuchtelt mit der Machete. Schließlich erklärt Kiki der Gruppe, dass der Mann Geld will. Wir alle sollen unsere Rucksäcke und Beutel abgeben.
    Ein zweiter Mann kommt aus dem Gebüsch. Es ist eigentlich gar kein Mann, er hat die Größe eines Zehnjährigen. Vielleicht ist es der Sohn des Räubers. Der kleine Räuber wirft Geldbeutel, Kameras und Pässe in einen Sack und verschwindet wieder im Gebüsch. Der Räuber geht jetzt langsam rückwärts, ohne den Blick von uns zu wenden. Er hört nicht auf, mit der Machete herumzufuchteln.
    «Einen Moment noch», sagt Mike.
    Der Räuber sieht Mike verdutzt an.
    «Einen Moment noch. Du kannst unser Geld behalten, aber ich will meinen Pass.»
    Der Räuber macht einen Schritt auf Mike zu. Die Spitze der Machete berührt Mikes Kinn.
    «Du kannst mit den Pässen eh nichts anfangen», sagt Mike. «Aber für uns ist es ein Megastress, zur Botschaft zu fahren und einen neuen Pass zu beantragen. Gib uns bitte die Pässe wieder!»
    Der Räuber hält inne. Niemand spricht. Dann ruft er etwas auf Spanisch. Der Zwerg taucht wieder aus dem Gebüsch aus. In seiner Hand hält er sechs Pässe, die er in den Staub wirft. Auf einem steht «United States of America». Mike steckt ihn ein.

[zur Inhaltsübersicht]
    Allein
    Ort: Mexiko
    «Wahres Reisen dagegen ist ein metaphysischer Akt des Erkennens; die wichtigsten Grundsätze dabei sind: Reise allein, reise ohne Gepäck und reise langsam, möglichst zu Fuß.»
    Ilija Trojanow    [9]

    «Will I be alone?»
    Titel eines Threads auf www.lonelyplanet.com

    Am ersten Tag fällt es mir nicht auf. Gedanken und Landschaften ziehen an meinem Fenster vorbei, verwachsen und verschwimmen. Am zweiten Tag fühlt sich meine Zunge ein wenig taub an, als wäre ich zwei Stunden zuvor beim Zahnarzt gewesen. Vielleicht bilde ich mir das ein. Ich stehe auf, nehme irgendetwas zu mir, das einem Frühstück nahekommt, meistens eine Banane und einen Schluck Wasser, steige in den Bus und fahre weiter. Draußen brennt die Sonne auf das Land. Es ist karg, es ist trocken, es ist staubig. Am Ende des Tages ist alles – meine Kleidung, mein Rucksack, meine Haut, mein Haar – mit einer feinen Sandschicht bedeckt. Abends gehe ich in ein billiges Hotel, frage mit wenigen Brocken Spanisch, wie viel das Zimmer kostet, und lege mich ins Bett. Das war der

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