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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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mittelguten Ausblick» lohnt sich nicht. Aber ich gehe trotzdem mit, weil ich das Gefühl habe, ich müsse mal etwas anderes tun, als in Cafés herumzuhängen und ergebnislos zu versuchen, die Teilnehmerin eines Spanischkurses kennenzulernen.
    Mike sagt, er liebt Bergsteigen. «In Kanada gehe ich oft bergsteigen, wir Kanadier lieben das Bergsteigen, nicht so wie die Amerikaner, die nur faul in ihren SUVs herumfahren.»
    Mike sagt auch: «Kanada, musst du wissen, ist ganz anders als die USA. Wir leiden darunter, immer für Amerikaner gehalten zu werden. Kanada hat 30 Millionen Einwohner, die USA 300 Millionen – aber wir haben eine ganz eigene Kultur. Warst du schon mal in Kanada?»
    Ich verneine.
    «Warst du schon mal in den USA?»
    «Nur in New York für ein paar Stunden. Es war kurz vor Weihnachten, und ich hatte keine Wintersachen dabei. Ich bin sofort nach New Orleans weitergefahren und von dort aus nach Mexiko. In den USA hat mir jeder abgeraten, nach Mexiko zu fahren. Als unser Bus einen Zwischenstopp in Houston eingelegt hat, kam ein alter Mann auf mich zu und fragte mich, wo ich hinwill. Er meinte: Fahr bloß nicht nach Mexiko, da ist es viel zu gefährlich!»
    «Siehst du», sagt Mike und schüttelt traurig den Kopf, «genauso sind Amerikaner: Sie denken, es gibt nichts außerhalb ihres Landes. Alles südlich von Texas ist für sie Dritte Welt, die von korrupten Koksbaronen regiert wird. Sie interessieren sich nicht für andere Länder. Die meisten Amerikaner haben nicht einmal einen Pass! Wie viele US-Amerikaner hast du bisher getroffen?»
    Ich denke nach. Mir fällt nur Jane ein, die vor drei Tagen das Hostel Richtung Belize verlassen hat. Jane sah aus wie Indiana Jones – sie trug einen khakifarbenen Militäranzug und einen Tropenhelm.
    «Siehst du, Amerikaner reisen nicht. Kanadier reisen, Neuseeländer, Australier, Europäer, sogar Japaner. Aber Amerikaner denken, sie sitzen eh schon in Gottes angestammtem Land, in das jeder reinwill. Warum sollten sie da überhaupt noch woanders hinfahren? Das ist traurig, wirklich. Ich schäme mich dafür!»
    Mike sieht jetzt noch niedergeschlagener aus. Er fährt sich mit einer Hand durch die Haare und blickt mit Hundeaugen in Richtung Vulkan.

    Würde man eine Karte der Welt zeichnen, auf der die Größe eines Landes davon abhängt, wie viele Bewohner gerade mit einem Rucksack durch die Welt reisen, wäre Israel ein Global Player, ein Land so groß wie Russland. Auf Israelis trifft man überall, abgesehen von ein paar islamischen Ländern, die eine Einreisesperre für Israelis verhängt haben. So gut wie jeder Israeli fährt nach seinem Militärdienst mindestens drei Monate los: die Druffis, Yogis und Kiffer nach Indien, die Interessierten nach Süd- oder Mittelamerika, die Individualisten nach China. Überall, wo Backpacker sind, wird man Israelis treffen. Moomlatz , der Titel des Backpackerbuches von Iris Bahr, ist das hebräische Wort für «empfehlenswert» und ein Gütesiegel für Backpackerhostels unter Israelis für Israelis. Israel gehört nicht zu den reichsten Staaten der Welt, aber es gibt dort eine Kultur des Backpackings – zu einem normalen Lebenslauf gehört es, mindestens drei Monate, wenn nicht ein ganzes Jahr durch die Welt getourt zu sein. Die Ausnahme ist, daheimzubleiben.
    Mainstream ist Backpacking auch in vielen angelsächsischen Ländern. Für Neuseeländer ist es quasi selbstverständlich, nach der Schule das Eiland im Stillen Ozean für mindestens ein Jahr zu verlassen und in London zu arbeiten, um anschließend durch Europa und Südostasien zu touren. Das «gap year», das Jahr zwischen Schulabschluss und Studienbeginn, gehört zu einer Mittelschichtskarriere wie ein Universitätsabschluss. Auch Deutsche trifft man in den letzten Jahren immer häufiger – Rucksackreisen sind selbstverständlicher geworden, wobei sich die meisten Auszeiten auf eine Zwei-Monats-Tour durch Thailand und/oder Vietnam beschränken.
    Darüber hinaus ist das Bruttoinlandsprodukt eines Landes beziehungsweise das Vorhandensein einer wohlhabenden Mittelschicht (Studien belegen, dass die meisten Backpacker entweder einen akademischen Titel besitzen oder vorhaben zu studieren) ein guter Indikator dafür, wie viele 20- bis 30-Jährige auf dem Pancake-Pfad unterwegs sind: Dänen, Schweden, Norwegern und Finnen begegnet man überproportional häufig. Vor der Insolvenz des Landes 2001 konnte man noch Argentinier treffen, was heute selten vorkommt, ebenso wie Spanier.

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