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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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Hunger aufgetriebenen Bäuchen, die alten Frauen mit ihren Tumoren – all das kann wirklich schlechte Laune machen. Man sitzt am schönsten Strand der Welt, bewundert den Sonnenuntergang, lernt großartige Menschen aus aller Welt kennen, stellt fest, dass man als Kind dieselben Zeichentrickserien angeschaut hat, und betrinkt sich mit ihnen. Man isst die exotischsten Gerichte dieses Planeten, klettert auf geheimnisvolle Pyramiden, schwimmt in tropischen Seen, sieht den Dschungel im Morgennebel – und plötzlich steht ein Bettler ohne Arme vor einem und will Geld.
    «Ich hasse Arme», sagt Patrick, und wir stoßen mit unseren Heineken-Flaschen an. Er meint das natürlich nicht so. Es ist seine Art, mit den Herausforderungen einer fremden Kultur umzugehen. Patrick sagt zum Beispiel auch: «Ich liebe es, acht Stunden mit einem guatemaltekischen Chicken-Bus zu fahren, vor allem, wenn eine dicke Mama mit einer Ziege auf dem Schoß neben mir sitzt.» Patrick und ich haben uns in ebendiesem Bus kennengelernt. Wir waren die einzigen Weißen. Die meiste Zeit redet er davon, dass er einen bestimmten Strand finden will. Immer, wenn er davon spricht, zupft er an seinem Billabong-Cap. Er ist geradezu besessen von diesem Strand. Abgesehen davon aber hat er einen guten Humor.
    Wir haben Huhn und Reis mit Bohnen bestellt. Reis mit Bohnen kann man in Mittelamerika gar nicht entkommen. Es gibt ihn immer, zu jedem Essen, als Standardsättigungsbeilage. In Nicaragua nennen sie das Zeug «gallo pinto», was so viel wie «bemalter Hahn» bedeutet. Es ist ein Armeleuteessen, das sich jeder leisten kann. Nach spätestens zwei Wochen Mittelamerika gibt es nichts, was langweiliger schmeckt als Reis mit Bohnen. Reis mit Bohnen isst man jeden Tag – morgens, mittags und abends. Egal, was man bestellt, es kommt immer mit Bohnenreis. Immerhin haben wir auch zwei gegrillte Hühner geordert.
    Patrick und ich sitzen in einem Restaurant in der Stadt Granada. Wir sind die einzigen Gäste. Die Wände sind türkis gestrichen, ein Deckenventilator wälzt die heiße Luft um, und obwohl er nur geringfügig kühlt, tragen die drei Kellner schwarze Hosen, weiße Hemden, Westen und Fliegen, als würden sie in einem Grandhotel arbeiten. Falls das Restaurant mal ein solches war, so muss das vor der Entkolonialisierung gewesen sein. Auf dem Weg in das Restaurant hat uns eine Gruppe kleiner Kinder angebettelt. Verlauste, struppige, dreckige kleine Teufel stürmten auf uns zu, drängten sich mit kleinen, geöffneten Händen vor uns und schrien: «Señor, por favor, dólares, señor! Por favor!»
    Manche lachten dabei, so als sei das Anbetteln von Gringos etwas Lustiges wie Wasserbombenschmeißen. Andere aber sahen ziemlich schlecht aus: Einer hatte schwarze Zähne, einem anderen fehlte eine Hand, und alle hatten sie Dreck im Gesicht. Anfangs lachten wir noch mit ihnen, aber wir wurden diese Kinder nicht mehr los. Sie zerrten an unseren Sachen, kicherten, schrien, bettelten, als müssten sie einen Teufel austreiben. «Señor, por favor, dólares, señor! Por favor!» Sie folgten uns eine halbe Stunde durch die Stadt. Erst, als wir das Restaurant erreichten, kam ein Kellner herausgelaufen und verscheuchte die Kinder. Die Bande stob auseinander.
    Ich sage: «Ich kann es nicht leiden, wenn Bettler mich anfassen. Sie können mich ja um Geld fragen, aber ein Nein ist ein Nein. Das können die doch verdammt noch mal akzeptieren. Und sie sollen mich dabei nicht anfassen.»
    Patrick meint: «Nicaragua ist ein gutes Land, aber diese Bettler können einem den ganzen Aufenthalt vermiesen.»
    Ich erwidere: «Kindern gebe ich nichts. Wenn man ihnen nämlich was gibt, gehen sie nicht mehr in die Schule.»
    Patrick sagt: «Männern gebe ich auch nichts. Die versaufen doch nur alles.»
    Ich wieder: «Was ich nicht ausstehen kann, ist, wenn mich jemand beim Essen anbettelt. So jemandem gebe ich nichts.»
    Patrick: «Ich hasse es, wenn sie mich anfassen und versuchen, mich festzuhalten. Das macht mich wirklich aggressiv, wenn jemand an meinen Sachen herumzerrt.»
    Ich: «Leuten mit Behinderung sollte man auch nichts geben. Da stecken oft Banden dahinter, die die Leute mit Absicht verkrüppelt haben. So wie in Slumdog Millionär .»
    Patrick: «Gestern hat mich eine Mutter mit Baby angebettelt. Die hat jedem Touristen ihr Baby ins Gesicht gehalten. Ich kann es nicht ausstehen, wenn man sein Elend so zur Schau stellt.»
    Ich: «Eigentlich kann man nur alten Frauen was geben. Das

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