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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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hier nicht allzu lange bleiben werden.
    Ich will nicht aussteigen, weil sich vor meinem Fenster zwei Berber prügeln und eine ältere Frau einem entflohenen Huhn hinterherläuft. Die Frau saß die ganze Zeit neben mir. Sie trägt einen weißen Kittel und ein weißes Kopftuch. Sie ist sehr dick und hat acht lebende Hühner bei sich, die sie an den Füßen zusammengebunden hat. Ab und zu behackten sich die Hühner gegenseitig. Als die Frau aussteigt, ist einem der Vögel die Flucht geglückt. Jetzt rennt die dicke Frau in Weiß einem Huhn durch die dunkle, verrußte Halle hinterher, während sie in der linken Hand noch immer die sieben anderen Hühner hält, die sich weiter gegenseitig behacken. Warum die zwei Berber in ihren langen, braunen Kapuzengewändern sich prügeln, erschließt sich mir nicht. Ich hoffe nur, dass nicht einer von beiden gleich einen Krummdolch unter seiner Dschellaba hervorzieht.
    Marokko ist nicht weit weg von Europa, trotzdem kann man sich hier so fremd fühlen, als sei man in Kalkutta. Gleichzeitig ist Marokko ein Backpackereinstiegsland. Früher gehörte Marokko noch zum Gültigkeitsbereich des InterRail-Tickets, und deshalb wimmelte es hier in den Sommermonaten vor deutschen Abiturienten, die alle irgendwann mit Durchfall auf den Dächern ihrer billigen Hotels lagen. Heute ist Marokko nicht mehr im InterRail-Angebot enthalten, aber es kommen trotzdem noch viele Abiturienten. Manche von ihnen sagen ihren Eltern, sie würden nach Südspanien fahren, und überqueren dann «heimlich» die Meerenge von Gibraltar.
    Im Sommer ist es in den meisten Städten Marokkos unerträglich heiß, und die billigen Hotels vermieten auf ihren Dächern noch billigere Liegeplätze für diejenigen, die einen Schlafsack haben. Marokko ist kein Transitreiseland wie Guatemala oder Laos. Durch Marokko kann man nicht hindurchfahren, weil östlich davon Algerien liegt, in das niemand hineindarf, westlich davon der Atlantik und südlich ein «Semiland» namens Westsahara, das von Marokko besetzt ist und in dem es ohnehin nichts gibt außer Sand. Die meisten Backpacker kommen gezielt für zwei oder mehr Wochen mit dem Flugzeug hierher und fliegen dann wieder heim. Für die anderen ist Marokko die Endstation einer Europareise, um sich anzusehen, wie Europa nicht ist, also: chaotisch, dreckig, wild, mit Eseln auf der Straße, Hühnern im Bus und Haschisch an jeder Ecke.
    In Marokko gibt es kaum Alkohol. Zwar können sich reichere Touristen problemlos in schicken, französischen Restaurants in Marrakesch eine Flasche Wein bestellen, aber es gibt weder Bars noch Kioske, die Bier in Flaschen verkaufen. Die meisten Menschen haben keine Ahnung, wie sehr sie sich auf ein Bier freuen, wenn sie zwei Wochen keines getrunken haben. Weil aber auch die rechtgläubigen Marokkaner irgendetwas brauchen, um ihr Leben nicht im immer gleichen Geisteszustand zu fristen, bauen die Berber seit Jahrhunderten Cannabis an: Das Rif-Gebirge im Norden des Landes ist eines der größten Haschischanbaugebiete der Welt. Links und rechts und überall, wohin man geht, wachsen Haschischpflanzen. Man raucht es in langen Pfeifen auf den Terrassen französischer Cafés. Offiziell ist es verboten, aber wenn die Regierung den Anbau unterbinden würde, so wird einem in Marokko von Kiffern erzählt, würden Tausende Bauern ihre Existenzgrundlage verlieren. Und diese Berber sind für ihre Aufmüpfigkeit bekannt.
    Auf jeden Fall ist das Rif-Gebirge für jeden, der sich nur ansatzweise für Haschisch interessiert, ein hochinteressanter Ort. Deswegen bin ich von Tanger auf dem Weg dorthin. Genauer gesagt in eine Kleinstadt mit dem vokalreichen Namen Chefchaouen. Sie liegt auf 1500 Meter Höhe am Fuß des Rif-Gebirges. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts durfte kein Christ die Stadt betreten. Der erste Europäer, der hierherkam, soll denn auch ein Engländer gewesen sein, der sich als Moslem verkleidet hatte.
    Das Beste an Chefchaouen ist seine Farbe. Fast alle Häuser der Stadt sind blau angestrichen: mal dunkelblau, wie das Hotel, in das ich möchte, mal hellblau, blassblau oder verwaschen blau – aber irgendwas ist immer blau.
    Es ist nicht so, dass hier alle dauernd am Kiffen wären, aber irgendwie doch. Wer in die Wüste will, fährt nach Marrakesch, wer baden möchte, nach Agadir, wer sich für Kultur interessiert, nach Fes oder Meknès. Wer kiffen will, fährt nach Chefchaouen. Dagegen mag man einwenden, dass es überhaupt keinen Sinn macht, in ein fremdes

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