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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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scheußlichen kleinen Hund auf dem Schoß hat? Sie ist die Geschäftsführerin der Glasfabrik, mit der wir einen Vertrag haben. Mit ihr würde ich mich gern einmal über die Möglichkeit eines Mengenrabatts unterhalten. Wer hätte gedacht, dass man hier so gut Kontaktpflege betreiben kann.«
    Wir bewegten uns gemächlich durch die Menge. Trent unterhielt sich locker und freundlich, während er mich wie einen Zirkusesel herumzeigte. Ich verkroch mich möglichst weit hinten im Käfig und versuchte die Geräusche zu ignorieren, mit denen die Frauen auf mich reagierten. Mein Mund fühlte sich an wie die Innenseite eines Föns, und der Geruch nach altem Blut und Urin überwältigte mich fast. Und dann die Ratten. Ihre kreischenden Stimmen bewegten sich über dem Frequenzbereich der meisten Menschen, doch ich konnte sie hören. Die Kämpfe hatten schon begonnen, auch wenn die Zweibeiner davon nichts mitbekamen. Gitter und Plastikabtrennungen mochten die Teilnehmer voneinander fernhalten, aber das hinderte sie nicht daran, sich zu bedrohen.
    Trent fand einen Sitz direkt neben der verfluchten Bürgermeisterin, und nachdem er mich zwischen seinen Füßen abgestel t hatte, verwickelte er die Frau in ein Gespräch über die Vorteile einer Deklaration seiner Ländereien als Industriegebiet, da sie ja al e dem ein oder anderen industriel en Zweck dienten. Sie hörte ihm nur halbherzig zu, bis er andeutete, seine ja doch sehr sensiblen Unternehmen eventuel an einen aufgeschlosseneren Standort zu verlegen.
    Die folgende Stunde war ein Albtraum. Die Ultraschal schreie der Ratten bildeten ein kontinuierliches Hintergrundgeräusch, das von der Menge natürlich nicht wahrgenommen wurde. Jonathan versorgte mich ungebeten mit detail ierten Beschreibungen der Monstrositäten, die sich in der Grube abspielten. Keine der Runden dauerte lange, maximal zehn Minuten. Das konzentrierte Schweigen und die tosenden Ausbrüche der Zuschauer waren barbarisch. Schon bald konnte ich das Blut riechen, über das sich Jonathan mit sichtlichem Genuss ausließ. Bei jeder Bewegung von Trents Füßen zuckte ich zusammen.
    Das Publikum applaudierte höflich, als die Ergebnisse des letzen Kampfes bekannt gegeben wurden. Es war ein sehr eindeutiger Sieg gewesen. Dank Jonathan wusste ich, dass die siegreiche Ratte den Bauch ihres Gegners aufgerissen hatte, bevor dieser aufgab und starb, ohne sein Maul von der Pfote des Siegers zu lösen.
    »Angel!«, verkündete Jim plötzlich, die Stimme durch den Lautsprecher verzerrt. Sie klang tiefer und hatte einen reißerischen Unterton. »Besitzer und Trainer: Trent Kalamack.«
    Meine Beine zitterten, als das Adrenalin durch meinen Körper schoss. Ich kann eine Ratte bezwingen, versuchte ich mir einzureden, während die Menge meinen Kontrahenten, den Bloody Baron, in der Arena begrüßte. Ich würde mich nicht von einer Ratte umbringen lassen.
    Mein Magen verkrampfte sich, als Trent sich auf der Bank neben der Grube niederließ. Der Gestank war hier hundertmal schlimmer. Als Trent sein ebenmäßiges Gesicht verzog, erkannte ich, dass sogar er es riechen konnte.
    Jonathan stand hinter ihm und trat ungeduldig von einem Bein auf das andere. Für einen steifen Snob, der seinen Hemdkragen bügelte und seine Socken stärkte, hatte der Mann eine abartige Vorliebe für blutige Vergnügungen. Das Quieken der Ratten war stark zurückgegangen. Kein Wunder, die Hälfte von ihnen war tot, und die anderen leckten ihre Wunden.
    Es gab eine ganz kurze Pause, in der die Besitzer Höflichkeiten austauschten und Jim die Menge noch weiter anheizte. Die Anweisungen des Ringmeisters entgingen mir völ ig, da ich nun zum ersten Mal einen Blick in die Grube werfen konnte.
    Sie war rund, hatte ungefähr die Größe eines Kinderplanschbeckens und war von circa einen Meter hohen Wänden umgeben. Der Boden war mit Sägespänen ausgestreut, auf denen sich dunkle Flecken abzeichneten. Ihr Muster verriet mir, dass es sich wahrscheinlich um Blut handelte. Der Gestank von Urin und Angst war hier so stark, dass er fast greifbar war. Irgendjemand mit einem ziemlich perversen Sinn für Humor hatte Tierspielzeug in der Arena verteilt.
    »Gentlemen«, rief Jim vol er Dramatik und zwang meine Aufmerksamkeit zurück in die Realität. »Platzieren Sie Ihre Teilnehmer!«
    Trent hielt sich die Box direkt vors Gesicht. »Ich habe es mir anders überlegt, Morgan«, flüsterte er. »Ich werde dich nicht als Runner einsetzen. Wenn du Ratten tötest, bist du für mich

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