Band 1 - Blutspur
gleich wieder bewegen können.« Beim Anblick der Blutlache, die ich hinterlassen hatte, verzog er gequält das Gesicht. »Du wirst es schaffen.« Er ließ mich in seinen Schoß sinken und benutzte das Silbermesser, um sein Hemd zu zerschneiden.
»Du wirst es schaffen«, flüsterte er noch einmal, während er mit dem Fetzen mein Handgelenk verband. Ich stöhnte auf, als der Schmerz nachließ.
»Nick?« Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen. Es sah faszinierend aus. »Es gibt keine Dämonen mehr. Seit dem Wandel hat es keinen Dämonenangriff mehr gegeben.«
»Ich hatte drei Jahre Dämonologie belegt, um mein Latein aufzubessern«, erläuterte er, als er sich streckte, um lenks dabei zu helfen, meine Tasche zwischen den Trümmern des Tisches hervorzuziehen. »Das Ding ist ein Dämon.« Nick stabilisierte mit einer Hand meinen Kopf in seinem Schoß, während er mit der anderen meine Sachen durchstöberte.
»Hast du hier nichts gegen Schmerzen drin?«
»Nein«, sagte ich schläfrig, »ich mag Schmerzen.« Er wirkte erschöpft, als er hilflos zwischen Jenks und mir hin und her schaute. »Niemand belegt Dämonologie«, behauptete ich schwach und musste ein Kichern unterdrücken. »Es ist doch das nutzloseste Fach der Welt.« Mein Blick richtete sich auf den Schrank. Die Türen waren immer noch geschlossen, aber durch Nicks Schläge und meine unsanfte Landung waren sie in der Mitte gebrochen. Hinter dem zersplitterten Holz war eine leere Stel e zu erkennen, die genau die Größe des Buches hatte, das neben mir auf dem Boden lag. Also das verstecken sie in einem verschlossenen Schrank, in einem verschlossenen Kellerarchiv, hinter einer verschlossenen Tür im hintersten Winkel eines Regierungsgebäudes. Ich schielte wieder zu Nick hoch.
»Du weißt, wie man Dämonen beschwört?« Ich fühlte mich jetzt richtig gut, ganz leicht und unbeschwert. »Du praktizierst die schwarze Kunst. Leute wie dich nehme ich normalerweise fest«, sagte ich und versuchte dabei, mit dem Finger über sein Kinn zu streicheln.
»Nicht so richtig.« Nick nahm meine Hand und legte sie mir auf die Brust. Mit dem Ärmel seines Sweatshirts wischte er mir das restliche Blut aus dem Gesicht. »Versuch nicht zu sprechen, Rachel, du hast eine Menge Blut verloren.« Er sah sich verunsichert nach Jenks um. »In diesem Zustand kann ich sie nicht mit in den Bus nehmen.«
Jenks nickte gequält. »Ich werde Ivy holen.« Er ließ sich auf meiner Schulter nieder und flüsterte: »Halt durch, Rachel. Ich bin gleich wieder da.« Dann flatterte er zu Nick, und die sanfte Brise von seinen Flügeln verstärkte mein Glücksgefühl.
Ich schloss die Augen und hoffte, dass es nie enden würde.
»Wenn du sie sterben lässt, werde ich dich eigenhändig umbringen«, drohte Jenks. Nick sah ihn ernst an und nickte dann. Jenks verließ den Raum. Sein Summen dröhnte in meinen Ohren wie das Geräusch von tausend Bienen. Ich hörte es noch lange, nachdem er weggeflogen war.
»Es kommt da doch nicht raus?«, fragte ich ängstlich, als ich die Augen wieder öffnete und meine Gefühlswelt von einem Extrem ins andere fiel. Mir kamen die Tränen.
Nick steckte das Dämonologiebuch in meine Tasche, wobei er beides mit Blut verschmierte. »Nein. Und sobald die Sonne aufgeht, verschwindet es. Du bist in Sicherheit, ganz ruhig.« Er steckte das Messer in meine Tasche und streckte sich nach meinem Mantel.
»Wir sind in einem Kel er«, protestierte ich. »Hier unten scheint keine Sonne.«
Nick riss das Futter aus meinem Mantel und presste es gegen meinen Hals. Ich ächzte, als der anhaltende Effekt des Vampirspeichels ekstatische Impulse durch meinen Körper schickte. Die Wunden bluteten nicht mehr so stark, und ich fragte mich, ob das an Jenks' Pixiestaub liegen könnte.
Offenbar konnte das Zeug noch mehr bewirken als Juckreiz.
»Es ist nicht das Licht der Sonne, das einen Dämon wieder ins Jenseits befördert«, meinte Nick schnel ; anscheinend dachte er, er hätte mir wehgetan. »Es hat irgendetwas mit Gamma-Strahlen oder Protonen zu tun. . Verdammt, Rachel, hör auf, mir so viele Fragen zu stel en. Der Stoff sol te nur dazu dienen, die Sprachentwicklung besser zu verstehen. Es ging nicht darum zu lernen, wie man Dämonen beherrscht.«
Der Dämon hatte sich wieder in Ivy verwandelt und ich zitterte, als er seine roten Lippen mit einer blutigen Zunge befeuchtete. Er verhöhnte mich. »Welche Note hast du bekommen?«, fragte ich Nick. »Bitte sag mir, dass es eine Eins
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