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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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begleitete. Die untergehende Sonne war noch stark genug, um Feuchtigkeit aus dem Boden zu ziehen, wodurch der Duft der Pflanzen verstärkt wurde. Ich atmete tief ein.
    Irgendwo in der Nähe musste eine Eberesche stehen sowie eine Birke und eine Eiche. Jenks' Kinder flogen lärmend umher und jagten einen gelben Schmetterling durch die üppige Vegetation. Sowohl die Kirchenwände als auch die Außenmauer waren mit Pflanzen überzogen. Das Mauerwerk verlief um das gesamte Grundstück und schirmte die Kirche von den umliegenden Häusern ab.
    Ein weiterer, wesentlich niedrigerer Wal trennte den Garten von dem kleinen Friedhof ab. Ich sah hinüber und entdeckte ein paar Kräuter zwischen dem hoch gewachsenen Gras und den Grabsteinen, und zwar nur jene, deren Kraft sich verstärkte, wenn sie zwischen den Toten wuchsen. Je genauer ich hinschaute, desto größer wurde meine Ehrfurcht.
    Der Garten war vol kommen. Sogar die seltensten Pflanzen gab es hier.
    »Er ist perfekt«, flüsterte ich und ließ meine Finger durch ein Büschel Zitronengras gleiten. »Hier gibt es al es, was ich je brauchen könnte. Wie ist das al es hierher gekommen?«
    »Laut der alten Dame -« Ivys Stimme war direkt hinter mir.
    »Ivy!« Ich fuhr herum und sah sie ruhig auf dem Weg stehen, in das Licht der untergehenden Sonne getaucht.
    »Lass das sein!« Gruseliger Vamp, dachte ich, ich sollte ihr eine Glocke umhängen.
    »Sie sagte, der letzte Pfarrer sei ein Hexenmeister gewesen. Er hat wohl den Garten angelegt. Ich könnte unsere Miete um fünfzig Dol ar drücken, wenn sich einer von uns um die Anlage kümmert.«
    Mir kam es vor, als hätte ich einen Schatz entdeckt. »Ich mache das.«
    Jenks tauchte aus einem Veilchenbeet auf. Auf seiner violetten Hose waren Pol enflecken, die gut zu seinem gelben Hemd passten. »Du wil st mit den Händen arbeiten -
    mit diesen Nägeln?«
    Ich schaute auf meine perfekten, rot lackierten Fingernägel. »Das ist keine Arbeit, das ist wie. . eine Therapie.«
    »Was auch immer.« Seine Aufmerksamkeit galt bereits wieder seinen Kindern und er schwirrte ab, um den Schmetterling zu retten, um den ein wilder Kampf entbrannt war.
    »Was meinst du, ist al es da, was du brauchst?«, fragte Ivy, die bereits wieder auf dem Weg nach drinnen war.
    »So ziemlich. Salz kann man nicht verfluchen, demnach ist mein Vorrat vermutlich okay. Aber ich brauche meinen guten Kessel und meine Bücher.«

    Ivy blieb stehen. »Ich dachte, für die Hexenlizenz müsste man die Tränke auswendig kennen.«
    Verlegen bückte ich mich, um einen Grashalm aus der Erde zu ziehen, der neben einer Rosmarinpflanze wuchs. Niemand machte seine eigenen Amulette, wenn er es sich leisten konnte, sie zu kaufen. »Ja«, gab ich schließlich zu, ließ den Grashalm fal en und kratzte den Dreck unter meinen Fingernägeln weg. »Aber ich bin aus der Übung.« Ich seufzte.
    Das würde schwieriger werden als gedacht.
    Ivy schien das Problem noch immer nicht zu verstehen.
    »Kannst du sie nicht im Internet bekommen? Die Rezepte meine ich.«
    »Ich sol dem Internet vertrauen? Tol e Idee.«
    »Auf dem Dachboden sind einige Bücher.«
    »Sicher«, sagte ich sarkastisch. »>Hundert Zaubersprüche für Anfänger«. Jede Kirche hat ein Exemplar vorrätig.«
    »Du brauchst nicht gleich pampig zu werden.« Ivys Pupil en weiteten sich. »Ich dachte ja nur, wenn einer der Geistlichen eine Hexe war und hier die ganzen Pflanzen eingesetzt hat, dann hat er viel eicht auch seine Bücher hier zurückgelassen. Die alte Dame hat erzählt, er habe sich mit einem der jüngeren Gemeindemitglieder aus dem Staub gemacht. Das ist also wahrscheinlich sein Kram auf dem Dachboden - verstaut für den Fal , dass er den Mumm hat, noch einmal zurückzukommen.«
    Das Letzte, was ich wol te, war ein wütender Vampir, der auf der anderen Seite des Flurs schlief. »Sorry. Ich werde es mir ansehen. Und mit etwas Glück finde ich später bei meiner Suche nach einer Säge, mit der ich meine Amulette zuschneiden kann, im Schuppen auch einen Sack mit Streusalz.«
    Alarmiert sah Ivy zu dem schrankgroßen Verschlag hinüber. Ich ging an ihr vorbei in Richtung Hintertür, verharrte aber auf der Schwel e.
    »Kommst du?«, fragte ich, fest entschlossen, sie in dem Glauben zu lassen, dass ich mich durch ihren Wechsel zwischen Mensch und Vampir nicht aus dem Konzept bringen ließe. »Oder werden mich deine Eulen in Ruhe lassen?«
    »Nein, ich meine ja.« Ivy biss sich auf die Lippe, plötzlich wieder ganz Mensch.

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