Band 1 - Blutspur
aufgehalten, die versuchten, die schwere Flasche in den Griff zu bekommen. Er hielt seine Waffe bedeckt. So weit, so gut. Die Hintertür sprang mir ins Auge. Ich lief zur gegenüberliegenden Wand, riss die Tür auf und nahm einen tiefen Zug von der kühlen Luft, die mir entgegenschlug.
Ich wurde bereits erwartet. Sie legte ihre offenbar großkalibrige Waffe auf mich an.
»Scheiße!« Ich sprang zurück und knal te die Tür zu. Bevor sie ins Schloss fiel, klatschte etwas gegen die Abtrennung hinter mir und hinterließ einen gal ertartigen Fleck. Mein Nacken brannte. Ich betastete ihn und schrie auf, als Ich eine münzgroße Blase entdeckte. Die Finger, mit denen Ich sie berührt hatte, brannten jetzt auch.
»Großartig«, flüsterte ich und wischte den farblosen Schleim mit dem Saum meiner Jacke ab. »Ich habe keine Zelt für so was.« Mit einem gezielten Tritt ließ ich die Türsperre einrasten und stürzte zurück in den Irrgarten. Sie benutzten keine zeitverzögerten Zauber mehr. Diese Sprüche wurden fertig in Splat Bal s geladen. Einfach klasse. Es war wahrscheinlich ein spontaner Verbrennungszauber. Hätte ich mehr als einen Spritzer abbekommen, wäre ich schon tot. Ein netter kleiner Haufen Asche auf dem Berberteppich. Das hätte Jenks niemals riechen können, nicht einmal, wenn er bei mir gewesen wäre.
Ich hätte es bevorzugt, von einer Kugel getötet zu werden, das war wenigstens romantisch. Aber es war schwieriger, dem Schöpfer eines tödlichen Zaubers auf die Spur zu kommen als dem Fabrikanten einer Kugel oder Waffe. Ganz zu schweigen davon, dass ein guter Zauber keine Spuren hinterließ. Oder im Fal eines direkten Feuerzaubers nicht einmal eine Leiche. Keine Leiche, kein Fal , kein Grund zur Aufregung.
»Da!«, schrie jemand. Ich hechtete unter einen Schreibtisch und landete mit vol er Wucht auf dem El bogen, der sofort zu schmerzen anfing. Mein Nacken fühlte sich an, als stünde er in Flammen. Ich musste unbedingt etwas Salz auf die Wunde streuen und den Zauber neutralisieren, bevor er sich ausbreitete.
Ich schälte mich aus meiner Jacke, die vol er Schleimspritzer war. Wenn ich sie nicht getragen hätte, hätte es mich vol erwischt. Ich schmiss sie in einen Mül eimer.
Dann zog ich ein Fläschchen mit Salzwasser aus meiner Tasche. Meine Finger brannten und die Schmerzen im Nacken wurden unerträglich. Meine Hände zitterten, darum biss ich den Plastikverschluss der Ampul e ab und kippte mir das Fläschchen mit angehaltenem Atem über die Finger und ins Genick. Mit einem heftigen Ziehen und einer kleinen Schwefelwolke verlosch der Zauber und etwas Salzwasser tropfte auf den Boden. Einen glorreichen Moment lang genoss ich das Gefühl, wie der Schmerz nachließ, dann tupfte ich mir zitternd mit dem Ärmel das Genick trocken. Die Blase tat zwar noch weh, als ich sie vorsichtig berührte, aber das leichte Brennen des Salzwassers war nichts im Vergleich zu vorher. Ich blieb, wo ich war, und fühlte mich wie ein Idiot, während ich nach einer Fluchtmöglichkeit suchte. Ich war eine gute Hexe. Al e meine Amulette waren defensiv, nicht offensiv. Meine Aufgabe war es, Gegner vorübergehend auszuschalten und ruhigzustel en, bis ich sie unter Kontrol e hatte. Dabei war ich immer der Jäger gewesen, nie der Gejagte. Stirnrunzelnd musste ich feststel en, dass ich auf Situationen wie diese kein bisschen vorbereitet war.
Durch den Aufstand, den Megan veranstaltete, hatte ich eine Ahnung, wo sie sich al e befanden. Ich tastete noch einmal nach der Brandblase; sie hatte sich nicht ausgebreitet.
Ich hatte Glück. Mir stockte der Atem, als ich ein paar Abteile weiter leise Schritte hörte. Ich wünschte plötzlich, ich würde nicht so stark schwitzen. Die Tiermenschen hatten exzel ente Nasen, doch einen sehr einseitigen Verstand. Ich hatte es wahrscheinlich nur dem anhaltenden Schwefelgeruch zu verdanken, dass er mich noch nicht geschnappt hatte. Hier konnte ich nicht bleiben. Ein schwaches Klopfen an der Hintertür überzeugte mich endgültig, dass es an der Zeit war, zu gehen.
Mit vor Anstrengung dröhnendem Schädel spähte ich vorsichtig über die Trennwände hinweg und entdeckte Schatten Nummer eins, wie er zwischen den Abteilen hindurchtapste, um Schatten Nummer drei reinzulassen.
Geduckt bewegte ich mich in die entgegengesetzte Richtung. Ich verwettete mein Leben darauf, dass die Kil er einen vor dem Vordereingang postiert hatten und ich ihm so nicht auf halbem Wege begegnen würde.
Dank Megans
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