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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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»Besucherparkplatz«
    gekennzeichnet war. Als ich um eine Kurve bog, tauchte endlich das Kalamack-Anwesen vor mir auf.
    Das Gebäude war eine Festung, erbaut in einem architektonischen Mix aus modernem Bürogebäude und traditionel er Eleganz, mit Glastüren und Putten auf den Regenrinnen. Der graue Stein wurde durch die alten Bäume und prachtvol en Blumenrabatten optisch aufgehel t. An das dreistöckige Haupthaus schlossen sich einige niedrigere Gebäude an. Ich stel te den Wagen auf einem der Parkplätze ab, wobei mir nicht entging, dass die schnittige Karosse neben mir Francis' Schlitten wie ein Spielzeug aus einer Cornflakespackung aussehen ließ.
    Ich warf Francis' Schlüsselbund in meine Tasche und beobachtete den Gärtner, der die Büsche rund um den Parkplatz beschnitt. »Wil st du immer noch, dass wir uns aufteilen?« Mit einem tiefen Atemzug schaute ich in den Rückspiegel und löste vorsichtig den Knoten, den ich in mein Haar gemacht hatte. »Ich habe kein gutes Gefühl dabei, nach der Geschichte am Pförtnerhaus.«
    Jenks flitzte auf den Schaltknüppel und nahm seine übliche Peter-Pan-Pose ein. »Deine Besprechung dauert die regulären vierzig Minuten? Ich brauche nur zwanzig. Fal s ich nicht da bin, wenn du fertig bist, warte ungefähr eine Meile hinter dem Pförtnerhaus auf mich. Ich werde dich schon einholen.«
    »Al es klar.« Ich beobachtete noch immer den Gärtner: Er trug Schuhe anstel e von Stiefeln. Und sie waren sauber.
    Welcher Gärtner hatte schon saubere Schuhe? »Sei einfach vorsichtig«, bat ich und nickte dem kleinen Mann höflich zu.
    »Irgendwas hier riecht komisch.«
    Jenks kicherte. »Wenn ich es nicht mehr schaffe, einen Gärtner auszutricksen, werde ich besser Bäcker!«
    »Gut, dann wünsch mir Glück.« Ich öffnete ihm das Fenster einen Spalt weit und stieg aus. Selbstbewusst stöckelte ich um Francis' Wagen herum, um mir den Schaden noch einmal anzuschauen. Wie Jenks gesagt hatte, war eins der Rücklichter zerbrochen und eine üble Beule verunstaltete das Heck. Schuldbewusst wandte ich mich ab, holte noch einmal tief Luft und ging dann zielstrebig auf die Doppeltüren zu.
    Als ich mich näherte, kam ein Mann aus einer Nische hervor. Erschrocken blieb ich stehen. Er war so groß, dass man ihn mit einem Blick nicht ganz erfassen konnte, und so dünn, dass er mich an einen europäischen Flüchtling aus der Nach-Wandel-Zeit erinnerte. Steif, korrekt und arrogant. Der Mann hatte sogar eine Hakennase, und ein ständiges Stirnrunzeln schien in seinem faltigen Gesicht festzementiert zu sein. Sein pechschwarzes Haar war nur an den Schläfen von Grau durchzogen. Die unauffäl igen grauen Hosen und das weiße Hemd saßen tadel os. Unwil kürlich richtete ich den Kragen meiner Bluse. »Ms. Francine Percy?« Sein Lächeln war hohl und seine Stimme hatte einen leicht sarkastischen Ton.
    »Ja, guten Tag«, antwortete ich und gab dem Mann absichtlich einen schlaffen Händedruck. Seine Abneigung war ihm deutlich anzusehen. »Ich habe für heute Mittag eine Verabredung mit Mr. Kalamack.«
    »Ich bin Jonathan, Mr. Kalamacks Publicityberater.«
    Abgesehen von seiner überkorrekten Aussprache hatte der Mann keinen Akzent. »Wenn Sie mir bitte folgen wol en? Mr.
    Kalamack wird Sie in seinem privaten Büro empfangen.«
    Er musste blinzeln, seine Augen tränten plötzlich; wahrscheinlich von meinem Parfüm. Viel eicht hatte ich es damit etwas übertrieben, aber ich wol te nun mal auf keinen Fal Ivys Instinkte wecken.
    Jonathan öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt.
    Überrascht stel te ich fest, dass das Gebäude innen wesentlich hel er wirkte als außen. Ich hatte eine Privatresidenz erwartet, aber das hier war etwas völ ig anderes: Der Eingangsbereich sah aus wie das Hauptquartier eines beliebigen Großkonzerns, im üblichen Glas- und Marmordesign. Weiße Säulen stützten die weit entfernte Decke, und vor den beiden Treppenaufgängen, die in den zweiten und dritten Stock führten, prunkte ein eindrucksvol er Mahagonitisch, der im einfal enden Licht schimmerte. Entweder gab es hier raffinierte Oberlichter, oder Trent gab ein Vermögen für Tageslichtglühbirnen aus.
    Ein weicher, grün gesprenkelter Teppich verschluckte jedes Echo. Gedämpfte Unterhaltungen und ein steter Menschenstrom zeigten, dass hier intensiv gearbeitet wurde.
    »Hier entlang, Ms. Percy«, sagte mein Begleiter ruhig. Ich löste meinen Blick von den mannshohen eingetopften Zitrusbäumen und folgte Jonathan an dem

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