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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Empfangstisch vorbei und durch einige Korridore. Je weiter wir kamen, desto niedriger wurden die Decken und desto gedämpfter war das Licht. Auch die Farben und Stoffe waren hier wärmer und wohnlicher. Kaum wahrnehmbar erfül te der beruhigende Klang von plätscherndem Wasser die Räumlichkeiten. Seitdem wir den Eingangsbereich verlassen hatten, war uns niemand mehr begegnet, und ich fühlte ein leichtes Unbehagen.
    Wir hatten den öffentlichen Bereich verlassen und befanden uns nun in den Privaträumen. Was das wohl zu bedeuten hatte? Ich wurde endgültig nervös, als Jonathan stehen blieb und einen Finger an sein Ohr legte.
    »Entschuldigen Sie mich«, murmelte er und trat ein paar Schritte zur Seite. Als er die Hand ans Ohr hob, bemerkte ich ein Mikrofon an seiner Armbanduhr. Beunruhigt versuchte ich zu verstehen, was er in das Mikro murmelte, und er drehte sich um, damit ich nicht von seinen Lippen lesen konnte.
    »Ja, Sa'han«, flüsterte er respektvol .
    Ich hielt den Atem an, um kein Wort zu verpassen.
    »Bei mir«, sagte er. »Man hat mir gesagt, Sie seien interessiert, und so habe ich mir erlaubt, sie zur hinteren Veranda zu bringen.« Jonathan bewegte sich unruhig von einem Fuß auf den anderen, dann warf er mir von der Seite einen ungläubigen Blick zu. »Sie?«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich das als Kompliment oder Beleidigung verstehen sol te, also tat ich beschäftigt, indem ich meine Seidenstrümpfe zurechtzog und eine weitere Strähne aus meinem Haarknoten löste. Dabei fragte ich mich, ob sie eventuel den Kofferraum untersucht hatten. Mein Puls beschleunigte sich, als mir klar wurde, wie schnel das al es über mir zusammenbrechen konnte.
    Seine Augen weiteten sich. »Sa'han«, sagt er alarmiert,
    »bitte verzeihen Sie. Der Pförtner sagte -« Er brach ab und ich konnte beobachten, wie er sich versteifte, wohl aufgrund einer Zurechtweisung. »Ja, Sa'han«, sagte er und neigte den Kopf in einer unbewussten Geste der Unterwürfigkeit. »Das vordere Büro.«
    Als er sich zu mir umdrehte, schien sich der große Mann wieder zu sammeln. Ich warf ihm ein strahlendes Lächeln zu, doch er starrte mich mit seinen blauen Augen so ausdruckslos an, als sei ich ein ungezogener Welpe auf einem neuen Teppich. »Wenn Sie bitte in diese Richtung zurückgehen möchten?«, bat er tonlos.
    Während ich Jonathans unauffäl igen Anweisungen folgte und so zum Eingangsbereich zurückkehrte, fühlte ich mich mehr als Gefangene denn als Gast. Er blieb die ganze Zeit direkt hinter mir. Das Ganze gefiel mir überhaupt nicht. Dass ich mich neben ihm winzig fühlte und meine Schritte das einzige Geräusch in den Gängen waren, verbesserte die Situation auch nicht gerade. Langsam wichen die weichen Farben und Wandverkleidungen wieder den Bürowänden und der al gemeinen Geschäftigkeit.
    Noch immer drei Schritte hinter mir dirigierte mich Jonathan in einen kleinen Korridor, der direkt von der Lobby abzweigte und in dem sich zahlreiche Büros mit Milchglastüren befanden. Die meisten waren offen, sodass man die arbeitenden Angestel ten sehen konnte. Jonathan führte mich jedoch zu einem Büro am Ende des Flurs. Es schien fast so, als zögere er, bevor er die schwere Holztür öffnete. »Warten Sie bitte hier«, sagte er mit dem Hauch einer Drohung in seiner sonst so geschäftsmäßigen Stimme.
    »Mr. Kalamack wird gleich zu Ihnen kommen. Fal s Sie etwas benötigen, finden Sie mich am Schreibtisch der Sekretärin.«
    Er zeigte auf einen auffäl ig leeren Tisch, der in einer zurückgesetzten Nische stand. Ich dachte an Ms. Yolin Bates und wie sie vor drei Tagen kalt und starr bei der I. S.
    eingeliefert worden war. Mein Lächeln wurde immer angestrengter. »Vielen Dank, Jon«, flötete ich. »Sie waren ganz reizend.«
    »Mein Name ist Jonathan.« Energisch schloss er die Tür hinter mir, ich hörte jedoch kein Schloss einrasten.
    Ich drehte mich um und ließ den Blick durch das Büro schweifen. Es wirkte al es ganz normal - eben das Büro eines stinkreichen Oberbosses. In der Wand neben seinem Schreibtisch war ein Pult mit elektronischem Equipment eingebaut, an dem sich so viele Schalter und Knöpfe befanden, dass ein Tonstudio daneben ärmlich wirkte. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein großes Fenster, durch das die Sonne auf den weichen Teppich schien. Ich wusste, dass weder das Fenster noch das Sonnenlicht echt sein konnten, dafür befand ich mich zu tief im Gebäude. Es schrie geradezu nach einer genaueren

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