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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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über das Handgelenk. Ich bemerkte nicht das kleinste bisschen schwarz, aber ich konnte schließlich auch nicht meine eigene Aura sehen.
    »Ja«, erwiderte er leise. »Ahm, hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du vol kommen anders aussiehst, wenn du eine Kraftlinie anzapfst?« Ich nickte und geriet ins Wanken, als die beiden Realitäten aufeinandertrafen.
    »Anders« war immerhin eine angenehmere Beschreibung als
    »höl isch beängstigend«, wie Ivy es einmal genannt hatte.
    »Wil st du aus dem Kreis raus? Ich habe ihn noch nicht geschlossen.«
    »Nein.«
    Sofort fühlte ich mich besser. Ein gut geschlossener Kreis konnte nur von seinem Schöpfer durchbrochen werden, und Nick machte es offenbar nichts aus, mit mir hier eingeschlossen zu sein. Dieser Vertrauensbeweis tat wirklich gut.
    »Dann nichts wie los.« Ich atmete noch einmal tief durch und verschob dann die dünne Salzlinie von dieser Dimension in das Jenseits. Der Übergang versetzte mir einen Schlag wie von einem zurückschnel enden Gummiband. Richtig unangenehm wurde es aber erst, als sich das Salz im Hier auflöste und durch einen Energiering des Jenseits ersetzt wurde. Ich war zwar auf den markerschütternden Stoß vorbereitet, doch es überwältigte mich jedes Mal wieder.
    »Ich hasse das«, meinte ich zu Nick, aber der starrte nur auf den neu gestalteten Kreis.
    »Wow«, hauchte er ehrfürchtig. »Schau mal da, machen sie das bei dir immer?«
    Ich folgte seinem Blick zu den Kerzen und erstarrte.
    Sie waren durchsichtig geworden. Die Flammen brannten normal weiter, aber das grüne Wachs glühte unwirklich.
    Nick rutschte von seinem Hocker und schob sich, ohne den Kreis zu berühren, vorsichtig um den Tresen herum, bis er eine der Kerzen erreichte. Dann hockte er sich hin. Ich bekam fast einen Herzinfarkt, als er einen Finger ausstreckte.
    »Nein!« Er zog hastig die Hand zurück. »Ich glaube, sie haben sich mit dem Salz ins Jenseits verschoben. Ich weiß nicht, was passiert, wenn du die Kerzen berührst. Bitte. . fass sie nicht an, okay?«
    Er stand auf, nickte, und ging zurück an seinen Platz, von wo aus er mich stumm beobachtete. Ich lächelte ihn unsicher an; es gefiel mir überhaupt nicht, dass ich die Kraftlinie so wenig unter Kontrol e hatte. Aber wenn ich das Rezept befolgte, würde schon al es gut gehen.
    Die gesamte von der Kraftlinie abgezogene Energie floss nun durch den Kreis, doch ich spürte sie wie einen leichten Druck auf der Haut. Die hauchdünne Jenseitsschicht bildete eine verschwommene rote Kuppel über meinem Kopf und trennte mich vom Rest der Welt ab. Nichts konnte die Hül e der alternierenden Realitäten durchdringen. Die Sphäre dehnte sich im gleichen Umfang nach unten aus. Wäre sie mit Wasserleitungen oder elektrischen Kabeln in Berührung gekommen, wäre an diesem Punkt eine Schwachstel e entstanden.
    Obwohl ein Großteil der Energie bei der Versiegelung des Kreises verbraucht worden war, spürte ich, wie sich wieder Kraft in meinem Körper zu stauen begann, langsam und schleichend. Der Energiefluss würde so lange bestehen, bis ich den Kreis brach und mich von der Linie löste.
    Kraftlinienhexen verfügten über das Wissen, wie man die Energie gefahrlos im Körper speichern konnte, aber ich hatte keine Ahnung davon, und wenn ich die Verbindung zu lange aufrechterhielt, würde mich das in den Wahnsinn treiben. Die eine Stunde, die ich heute brauchte, reichte al erdings nicht einmal annähernd an die kritische Grenze heran.
    Als der Kreis gesichert war, ließ ich das zweite Gesicht los, wodurch ich auch Nicks Aura nicht mehr wahrnehmen konnte. »Bereit für Schritt zwei?«, fragte er, und ich nickte.
    Er legte die Zeichnungen endgültig beiseite und konzentrierte sich ganz auf das alte Buch. Mit zusammengekniffenen Augen fuhr er mit dem Finger über die Zeilen und hinterließ dabei einen Kreidestreifen auf den Seiten. »Als Nächstes musst du al e Amulette und Zauber ablegen.« Er blickte auf. »Viel eicht hättest du besser ein Salzbad genommen.«
    »Nicht nötig, ich trage nur Amulette.« Ich nahm den Kosmetikzauber ab, den Mum mir gegeben hatte, wobei sich die Kordel in meinen Haaren verfing. Während ich im Nacken rumfummelte, um sie zu lösen, konnte ich mir ein schiefes Grinsen nicht verkneifen, da ich bemerkte, wie Nick meinen Hals anstarrte. Nach einem kurzen Zögern legte ich auch den Ring ab, den ich am kleinen Finger trug.
    »Ich wusste es!«, rief Nick sofort. »Ich wusste, dass du Sommersprossen

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