Band 2 - Blutspiel
zum Lachen gebracht hast. Ich habe seit dem Wandel nicht mehr gelacht. Darüber haben wir damals al erdings al e herzlich gelacht.«
Mein Puls hatte sich inzwischen normalisiert, doch meine Knie fühlten sich an wie Watte. Am liebsten hätte ich mich hingesetzt, traute mich aber nicht. »Wie kannst du hier erscheinen?«, fragte ich ihn. »Das ist heiliger Boden.«
Die Vision britischer Noblesse öffnete meinen Kühlschrank, durchsuchte seinen Inhalt und gab ein missbil igendes Geräusch von sich. Schließlich zog er eine halb leere Eispackung hervor. »Oh ja, dieses Arrangement gefäl t mir. Außerhalb des Kreises zu sein, ist so viel interessanter. Ich denke, auch diese Frage werde ich dir kostenlos beantworten.«
Vol altmodischem Charme öffnete er die Packung und ließ den Deckel im Jenseits verschwinden. Dann steckte er den goldenen Löffel, der stattdessen erschienen war, in das Eis.
»Wir befinden uns hier nicht auf heiligem Boden.«
Seelenruhig stand er in der Aufmachung eines Edelmannes in meiner Küche und ließ sich mein Eis schmecken. »Die Küche wurde erst angebaut, nachdem die Kirche geweiht worden war. Du könntest natürlich das ganze Grundstück weihen lassen, aber dadurch würdest du dein Schlafzimmer mit der Kraftlinie auf dem Friedhof verbinden. Oh, wäre das nicht entzückend?«
Bei dieser Anspielung wurde mir schlecht. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er mich über die Bril e hinweg an, und plötzlich war sein Blick vol er Zorn. »Ich hoffe sehr, du hast mir etwas Beachtenswertes zu sagen, ansonsten bin ich mächtig angepisst.«
Ich verstand und richtete mich auf. Er ging offenbar davon aus, ich hätte ihn gerufen, um mit Informationen meine Schuld zu tilgen. Mein Puls beschleunigte sich wieder, als die Eispackung aus der Hand des Dämons verschwand. Er näherte sich dem Kreis.
»Nicht!«, warnte ich ihn, als er die hauchdünne Jenseitsschicht berühren wol te, die uns trennte. Seine Belustigung verschwand, als er konzentriert die Nahtstel e zwischen Kreis und Boden musterte. Ich hielt mich an Nicks Arm fest, als der Dämon verärgert vor sich hinmurmelte. Ich hörte etwas von Beschwörern, die man in der Luft zerreißen sol te, gestörten Teestunden und der Unhöflichkeit, jemanden von seinem Abendessen oder dem Mittwochskrimi wegzuholen. Aber richtig nervös wurde ich erst, als er sich in roten Nebel auflöste und im Boden versank.
Ich klammerte mich immer fester an Nick, da meine Knie nachzugeben drohten. »Er überprüft die Leitungen. Hier gibt es aber keine Leitungen, das habe ich kontrol iert.« Meine Schultern verkrampften sich schmerzhaft, während ich darauf wartete, dass er durch den Boden aufstieg und mich tötete.
»Ich habe wirklich nachgeschaut!«, beteuerte ich, um mich selbst zu überzeugen.
Ich wusste, das der Kreis durch Steine und Wurzeln verlief und oben den Dachboden berührte, aber solange keine Öffnung in Form einer Telefon- oder Gasleitung bestand, würde der Kreis halten. Sogar ein Laptop konnte einen Kreis schwächen, wenn er mit dem Internet verbunden war und gerade eine E-Mail empfing.
»Gut, er ist wieder da«, flüsterte Nick, als der Dämon außerhalb des Kreises wieder auftauchte. Ich unterdrückte ein hysterisches Kichern. Was für ein Leben führte ich eigentlich, wenn der Anblick eines Dämons etwas Gutes darstel te?
Er stand jetzt wieder vor uns und holte eine Dose aus seinem Rock, die etwas enthielt, das höchstwahrscheinlich kein Schnupftabak war. Er nahm eine Prise schwarzes Pulver und schnupfte es in beide Nasenlöcher. »Du hast einen guten Kreis geschlossen«, sagte er zwischen zwei kultivierten Niesern. »Ebenso gut wie der deines Vaters.«
Meine Augen weiteten sich entsetzt, und ich trat an den Rand des Kreises. »Was weißt du über meinen Vater?«
»Reines Hörensagen, Rachel Mariana Morgan«, erklärte er hochtrabend. »Ich habe lediglich von ihm gehört. Solange er lebte, gehörte er nicht zu meinem Aufgabenbereich. Nun, da er tot ist, interessiert er mich sehr. Geheimnisse sind meine Leidenschaft, wie anscheinend auch die von Nick Sparagmos.« Er steckte die Dose weg, zog sich Ivys Stuhl heran und ließ sich vor dem Computer nieder. »Nun«, sagte er träge und bewegte die Maus, sodass der Internetexplorer erschien. »So amüsant das al es auch ist, können wir jetzt weitermachen? Dein Kreis ist vol kommen geschlossen, ich werde dich jetzt also nicht töten.« Die roten Augen funkelten hämisch. »Viel eicht später.«
Ich
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