Band 2 - Blutspiel
folgte seinem Blick zur Uhr. Zwanzig Minuten vor zwei.
Hoffentlich kam Ivy jetzt nicht nach Hause. Ein untoter Vampir konnte einen Dämonenangriff viel eicht überleben, aber ein lebender war ebenso chancenlos wie ich.
Ich wol te ihm gerade erklären, dass ich ihn nicht gerufen hatte und er sich deshalb jetzt gerne wieder verziehen konnte, als mich eine schreckliche Erkenntnis traf: Der Dämon kannte Nicks Nachnamen. Er hatte ihn zweimal gesagt.
»Er kennt deinen Nachnamen«, wandte ich mich entsetzt an Nick. »Wie ist das möglich?«
»Äh. .«
»Woher kennt er deinen Nachnamen?«, wiederholte ich gereizt und stemmte die Hände in die Hüften. Ich hatte die Schnauze vol von dem furchterregenden Theater, und Nick war ein geeignetes Opfer. »Du hast ihn doch nicht gerufen, oder etwa doch?«
»Naja. .«, stotterte er und wurde rot.
»Du Idiot!«, schrie ich. »Ich habe dich davor gewarnt, du hast es mir versprochen!«
»Das stimmt so nicht.« Er legte mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Ich habe es nicht versprochen, du hast nur gesagt, ich sol e es nicht tun. Außerdem ist es einfach so passiert, beim ersten Mal wol te ich ihn gar nicht beschwören.«
»Beim ersten Mal?«, brül te ich. »Wie viele Male gab es denn?«
Nick kratzte sich die Bartstoppeln. »Hey, ich habe nur ein paar Pentagramme gezeichnet - einfach so zur Übung. Ich wol te überhaupt nichts Bestimmtes machen. Dann ist es er einfach aufgetaucht, er dachte, ich hätte Informationen für ihn, um meine Schuld zu begleichen. Zum Glück befand ich mich in einem Kreis.« Nick sah nachdenklich auf die durchweichten Blätter mit den Pentagrammskizzen.
»Genauso wie heute Abend.«
Gemeinsam drehten wir uns zu dem Dämon um, aber der zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Er schien gerne bereit zu sein, das Ende unseres Streits abzuwarten, da im Moment Ivys Favoritenliste wesentlich fesselnder zu sein schien als wir.
»So etwas passiert nicht einfach so, das kannst du nicht mal eben dem Dämon in die Schnal enschuhe schieben!«
»Das ist ganz reizend von dir, Rachel Mariana Morgan«, meinte der Dämon, woraufhin ich ihm einen bösen Blick zuwarf. Inzwischen war auch Nick ziemlich sauer und strich sich gereizt das Haar aus der Stirn. Ich hielt die Luft an, als ich seine Schläfe sah. Zwei Linien durchzogen das Dämonenmal, wo früher nur eine gewesen war.
»Oh Gott, Nick, du weißt doch hoffentlich, was geschieht, wenn du zu viele Schuldversprechen ansammelst?«
Beunruhigt trat er einen Schritt zurück und ließ das Haar wieder in die Stirn fal en.
»Er kann dich ins Jenseits ziehen!«, schrie ich. Am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen. Mein Dämonenmal hatte nur eine Linie, und die bereitete mir schon schlaflose Nächte.
Nick blieb stumm und sah mich nur kämpferisch an.
Verdammt, er versuchte nicht einmal, sich zu rechtfertigen.
»Rede mit mir, Nick!«
»Mir wird nichts passieren, Rachel. Ich bin sehr vorsichtig.«
»Aber du hast schon zwei Schuldversprechen«, protestierte ich, »und wenn du die nicht einlösen kannst, gehörst du ihm.«
Er lächelte nur selbstsicher. Ich verfluchte seinen unerschütterlichen Glauben daran, dass die Welt der Bücher al e Antworten bereithielt, und dass er sicher wäre, solange er sich an die Spielregeln hielt. »Es ist al es in Ordnung«, versuchte er wieder, mich zu beruhigen. »Ich habe mich nur auf einen Probevertrag eingelassen.«
»Probevertrag. .«, stammelte ich fassungslos. »Das hier ist doch keines dieser bescheuerten Sonderangebote, Nick, er hat es auf deine Seele abgesehen.«
Der Dämon kicherte fröhlich.
»Er wird mich nicht kriegen«, erklärte Nick vol er Überzeugung. »Ich kann ihn zwar jederzeit rufen, als hätte ich ihm meine Seele verschrieben, aber nach drei Jahren endet der Vertrag, und ich bin vol kommen frei von Verpflichtungen.«
»Wenn sich ein Geschäft so gut anhört, hat man normalerweise das Kleingedruckte übersehen!«
Er zeigte immer noch nur Selbstvertrauen, wo Angst hätte sein sol en. »Ich habe das Kleingedruckte gelesen.« Er legte einen Finger auf meine Lippen, um den Wutausbruch zu stoppen. »Ich habe al es bis ins kleinste Detail gelesen. Die Antworten auf geringfügige Fragen bekomme ich umsonst, die auf schwerwiegende auf Kredit.«
Ich schloss die Augen. »Nick - weißt du eigentlich, dass deine Aura tiefschwarz umrandet ist? Vor meinem inneren Auge siehst du aus wie ein Geist.«
»Aber das ist bei dir doch auch so, Süße«,
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